Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
Vom Netzwerk:
gläubigen Dieners Locken … tauchen in den See der Eitelkeit … zeichnet auf Wasserblüten trocken … Allahs Schrift den Weg zur Ewigkeit.« Er öffnete die Augen wieder, zuckte mit den Achseln und sagte ein wenig entschuldigend: »Ja, so … oder zumindest so ähnlich hat die Strophe gelautet. An die andere kann ich mich aber absolut nicht mehr erinnern.«
    »Wenn des gläubigen Dieners Locken … tauchen in den See der Eitelkeit … zeichnet auf Wasserblüten trocken … Allahs Schrift den Weg zur Ewigkeit«, wiederholte Sadik langsam und nickte dann. »Aiwa, das muss stimmen, denn so verdreht und verquast sind alle Gedichte von Wattendorf.«
    »Aber wessen Locken sind gemeint? Und was ist das für ein See, von dem er spricht?«, fragte sich Tobias, die Stirn in Falten gelegt.
    »Wir werden noch Zeit genug haben, um diese Rätsel zu lösen«, erwiderte Sadik mit gestärkter Zuversicht. »Auf jeden Fall sind wir jetzt wieder einen großen Schritt weiter.«
    »Und ein paar kleine Schritte werden Sie zu Kenneth Halloway führen, mit dem ich Sie gern bekannt machen möchte«, sagte Rupert Burlington munter und hakte Sadik unter. »Sie mögen es vielleicht nicht glauben, aber unter meinen zahlreichen Gästen befinden sich tatsächlich einige, mit denen sich eine Unterhaltung lohnt. Kommen Sie, mein Bester, begeben wir uns auf die Suche nach den Trüffeln unter meinen Gästen!«
    Und mit diesen spöttischen Worten führte er Sadik davon.
    Tobias und Jana bekamen ihn lange Zeit nicht mehr zu Gesicht. Sie sahen sich mehrere der Darbietungen auf der Bühne an, begaben sich ans Büfett und wagten sich sogar auf die Tanzfläche, die zwischen den beiden Bühnen angelegt worden war.
    Als die Nacht hereinbrach, verwandelten Fackeln in sandgefüllten Körben sowie unzählige Laternen und bunte Lampions, die in den Bäumen und Zelten hingen, die Gartenanlage in ein Lichtermeer.
    Das Orchester gönnte sich gerade eine Pause, die zwei ausgezeichnete Jongleure dazu nutzten, um auf der anderen Bühne ihre Kunststücke zu zeigen.
    Jana, die selbst viel davon verstand, sah mit einem anerkennenden Lächeln zu. »Sie sind wirklich gut. Von denen könnte ich noch eine Menge lernen«, gab sie zu.
    »Na, du bist auch nicht schlecht«, erwiderte Tobias und wandte unwillkürlich den Kopf, als ihn in dem Moment jemand anrempelte. Es war ein kleiner, fettleibiger Neptun, der sich mit einer Entschuldigung weiter nach vorn drängte.
    Tobias wollte seinen Blick schon wieder auf die beiden Jongleure richten, als er Sadik bemerkte. Er stand vor einem der Zelte und nahm gerade einen Umschlag vom Silbertablett eines livrierten Dieners.
    Eine Nachricht? Von wem?, fuhr es Tobias durch den Kopf, als er sah, wie Sadik einen Bogen aus dem Kuvert zog, ihn entfaltete und die Nachricht im Licht des Lampions über seinem Kopf las.
    Es war, als hätte Sadik seinen eindringlichen Blick gespürt. Denn als er vom Blatt aufsah, schien er Ausschau nach ihm zu halten. Ihre Blicke trafen sich.
    Tobias zog fragend die Augenbrauen hoch und machte Anstalten, zu ihm hinüberzugehen. Doch Sadik schüttelte kaum merklich den Kopf, blickte wieder auf die Nachricht und vollführte mit der rechten Hand dann eine Geste, die Tobias als ›Bleib! Komm nicht! Warte!‹ deutete.
    Sadik redete kurz mit dem Livrierten, worauf dieser mehrmals nickte. Ein Geldstück wechselte den Besitzer. Dann steckte Sadik den Brief ein und entfernte sich langsam, ohne noch einmal in Tobias’ Richtung zu blicken.
    »Jana?«
    Sie wandte sich zu Tobias um. »Ja, was ist?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe gerade Sadik da drüben am Zelt beobachtet. Er hat sich äußerst merkwürdig verhalten«, sagte er und berichtete ihr, was er gesehen und was Sadik getan hatte.
    »Er wollte nicht, dass du zu ihm gehst? Bist du sicher?«
    »Ja, ganz sicher. Ich kenne Sadiks Körpersprache.«
    »Aber warum?«
    »Das möchte ich auch gern …« Tobias führte den Satz nicht zu Ende, denn in dem Moment trat ein anderer junger Mann in der Livree des Hauspersonals von Mulberry Hall zu ihnen. Es war jedoch nicht der Diener, der Sadik eben den Brief auf dem Tablett überbracht hatte.
    »Sir?«, sprach ihn der Diener an und machte dabei eine respektvolle Verbeugung.
    »Ja, bitte?«
    »Man hat mich beauftragt, Ihnen und Miss Salewa eine Nachricht von Mister Talib auszurichten.«
    »Und wie lautet diese Nachricht?«, fragte Tobias gespannt.
    »Er hat Ihnen etwas Dringendes über den See der Eitelkeiten mitzuteilen und bittet

Weitere Kostenlose Bücher