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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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ist immer noch besser als stinkendes Fleisch.«
    »Ich sagte ja gleich, dass es sich nicht einmal um eine handwerklich mittelmäßige Arbeit handelt«, erinnerte Rupert Burlington sie an das, was er ihnen schon am Tag ihrer Ankunft über den Teppich erzählt hatte. »Der Händler muss froh gewesen sein, einen Käufer für diesen Teppich gefunden zu haben.«
    Aufdringlich bunte Muster aus geometrisch angelegten stilisierten Blumen und Ornamenten sowie Bordüren umgaben das typische Nischenmotiv im Mittelfeld, das sich auf vielen Gebetsteppichen fand. Diese Gebetsnische wies auf den Verwendungszweck dieser
    Teppiche hin. Rot, Blau und Gelb waren in unterschiedlichen Tönen die vorherrschenden Farben, in die sich jedoch noch viele andere mischten.
    »Tja«, sagte Jana nur, und mehr brauchte sie auch nicht zu sagen, um ihre Enttäuschung auszudrücken. Auch sie hatte etwas anderes erwartet – irgendetwas, dem man ansah, dass es ein Geheimnis in sich barg.
    Rupert Burlington vollführte eine verlegene Geste, als hätte ihm einer von ihnen den Vorwurf gemacht, dass er den Brief verbrannt hatte und sich einfach nicht an den Wortlaut des Gedichtes erinnern konnte.
    »Immerhin haben wir ihn – und nicht Zeppenfeld«, tröstete sich Tobias.
    Sadik schwieg. Er starrte unverwandt auf den Teppich, die Stirn kraus gezogen.
    »Was ist, Sadik? Hast du etwas entdeckt?«, fragte Jana.
    Der Beduine schüttelte den Kopf und zuckte dann mit den Schultern, als wollte er die Verneinung wieder aufheben. »Nein, nichts … jedenfalls nichts, was ich benennen könnte.«
    »Wie meinst du das?«
    Sadik zuckte auf Tobias’ Frage hin erneut mit den Achseln. »Irgendetwas stört mich an diesem Teppich. Aber ich kann beim besten Willen nicht sagen, was es ist. Da ist etwas, doch ich kann den Finger nicht drauflegen. Ich weiß nur, dass da etwas nicht stimmt.«
    Sie schauten alle intensiv auf den bunten, einfach geknoteten Gebetsteppich aus billiger Wolle. Aber so sehr sie sich auch konzentrierten und nach einem Hinweis suchten, der zur Lösung des Rätsels führen konnte, sie fanden nichts – außer Blumen, Bordüren und Ornamenten, die ihnen bestenfalls verrieten, dass hier wahrlich kein Meister der Teppichknüpfkunst am Werk gewesen war.
    »Irgendetwas stimmt nicht«, sagte Sadik viele Stunden später noch einmal, als er sein Nachtgebet verrichtet hatte und in ihrem Gästezimmer auf dem Boden vor Wattendorfs Teppich kniete. »Ich weiß nicht, was es ist, aber ich werde es herausbekommen. Allah ist mein Zeuge!«
    Vier Tage darauf waren sie noch immer keinen Schritt weitergekommen, wie viele Stunden Sadik täglich auch vor dem Teppich saß und grübelte. Doch ihn verließ weder die Geduld noch die Zuversicht. Eile treibt die Kamele nicht, dachte er gelassen. Und wenn die Katze nur lange genug still liegt, so erjagt sie eine fette Maus. Aiwa,
    so wird es sein. Bei Allah und seinem Propheten!
     

 
Ein See der Eitelkeit
     
    Am Tag des Kostümfestes zeigte sogar Rupert Burlington, den sonst kaum etwas aus der Ruhe bringen konnte, leichte Anzeichen von Nervosität. Er sorgte sich jedoch nicht um das Gelingen des Festes. Daran verschwendete er nicht den geringsten Gedanken, denn die Gäste gaben nicht ihm die Ehre, sondern er räumte ihnen das besondere Privileg ein, am Spätsommerfest auf Mulberry Hall teilnehmen zu dürfen. Nein, seine Sorge galt einzig und allein der Unversehrtheit seiner ›Reisebilder‹, von denen er noch zwei weitere zu neuem Leben erweckt hatte, nämlich ›Die Opiumhöhle‹ und ›Sklavenmarkt in New Orleans‹. Das erste Gespräch, das er mit Tobias im Pavillon geführt hatte, hatte ihn daran erinnert, dass die entsprechenden Puppen und Requisiten zu diesen Reisebildern ja noch auf dem Dachboden lagerten. Er gab die Anweisung, sie wieder vom Speicher zu holen und zu entstauben.
    »Mit der Opiumhöhle dekorieren wir den Salon, in den sich die Damen zurückziehen, wenn sie vom vielen Tanzen und Essen einige Minuten der Ruhe und Sammlung brauchen«, beschloss er mit beißendem Spott. »Und einen besseren Hintergrund als den Sklavenmarkt kann ich mir für das Büfett im großen Esszimmer gar nicht vorstellen.«
    »Da wird aber so manchem der Appetit vergehen«, wandte Tobias ein.
    Rupert Burlington lächelte verhalten. »Erhoffen wir uns nicht zu viel. Gewöhnlich ruht das Gewissen der Reichen und Übergewichtigen am Büfett. Ich kann schon zufrieden sein, wenn sie mir die Puppen nicht mit Pastete beschmieren und anderen

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