Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)
per Telefon durchzugeben. Dann gab er ihm den Rest des Geldes und die gefälschten Ausweise samt Nummernschild zurück. Als Johannes dem Kommissar die Internetadresse nannte, www.worldwideheiratenfrauen.com, hatte es Brunner plötzlich sehr eilig und verabschiedete sich.
Frau Huber und Dr. Hein sprachen mit den Mädchen, machten sich Notizen, füllten Formulare aus und telefonierten. Walcher musste einen Atlas bringen, aber nur Lavra konnte die Stadt nennen und zeigen, in der sie aufgewachsen war. Aischa hatte noch nie eine Landkarte zu Gesicht bekommen, sie kannte nicht einmal den Namen der Ortschaft, in der sie lebte. Ihre Familie aufzuspüren würde vermutlich extrem schwierig werden, zumal es in Pakistan keine Niederlassung der SOWID gab. In Lavras Fall hingegen würden die Leute vom neueröffneten Büro in Moskau versuchen, den Kontakt mit ihrer Familie herzustellen.
Es war spät am Nachmittag, als Frau Dr. Hein und Frau Huber nach München aufbrachen. Frau Huber wollte spätestens am folgenden Abend in ihrer Funktion als Sozialarbeiterin und zeitweilige Haushaltsgehilfin wieder erscheinen.
Danach machten sich auch Marianne und Johannes auf den Weg nach Zürich. Walcher stand plötzlich in seiner neuen Funktion als Heimvater allein im Hof, wie er Irmi gegenüber im Scherz meinte. Die konterte allerdings, dass schließlich sie die Hauptlast zu tragen hätte.
Während die Mädchen weiter die Umgebung und das Haus erkundeten, räumte Walcher endlich den Frühstückstisch ab, füllte die Spülmaschine und setzte sich an den Computer.
Informieren Sie mich doch bitte über den Stand Ihrer Recherchen, am besten an meine obige Mailadresse. Habe ich Ihnen mit meinen Unterlagen weiterhelfen können? Herzlichen Gruß,
Günther Auenheim.
Walcher las die Mail und wählte Rolf Innings Telefonnummer, den er aber nicht erreichte. Stattdessen schrieb er ihm eine Mail.
Hallo Herr Inning, bitte klären Sie mich auf, ob es Bestandteil unserer Vereinbarung war, dass ich Zwischenberichte abzugeben habe. Herr Auenheim bittet nämlich darum.
Soweit ich mich erinnern kann, haben wir nur einen vorläufigen Termin vereinbart und ein vorläufiges Budget, um dann darüber zu entscheiden, ob mein Material für ein umfangreiches Dossier ausreicht. Außerdem wäre es mir sehr lieb, nur einen Ansprechpartner in der Sache zu haben, nämlich Sie!
Ich freue mich auf Ihren Anruf bzw. Ihre Antwortmail.
Mit herzlichem Gruß, R. Walcher.
Die folgende Stunde nutzte Walcher, um Porträts von den Teilnehmern der Versteigerung zu zeichnen. Er war wirklich kein großer Zeichner, aber die Skizzen ließen die besonderen Merkmale erkennen und gaben den Namen ein Gesicht, auch wenn es vermutlich ebenso falsche Namen waren wie sein Hoffmann. Zusammen mit der Namensliste faxte er die Skizzen an den Kommissar. Als er danach wieder in den Mailordner sah, hatte Inning bereits geantwortet.
Lieber Herr Walcher, ich kann Sie gut verstehen, schrieb er, aber tun Sie Herrn Auenheim bitte den Gefallen – und damit auch mir. Die Zeiten sind nicht so rosig, als dass ich es mir erlauben könnte, einen der Mitinhaber zu brüskieren, auch wenn es, in diesem Fall für Sie, ein Mehr an Arbeit bedeutet. Im vergangenen Jahr wurde ein Drittel der Redaktionsmitarbeiter entlassen, ich hatte das Glück, zu den anderen zwei Dritteln zu gehören. Glauben Sie mir, die schwierigen Zeiten mitzuerleben hat mich sehr verändert, im Übrigen finde ich es durchaus in Ordnung, dass Herr Auenheim bestimmte Themen besonders interessiert verfolgt, wenigstens heckt er in dieser Zeit keine Pläne für weitere Einsparungen aus. Auf Ihr Verständnis hoffend, mit einem herzlichen Gruß, Rolf Inning.
Na gut, dachte Walcher und schrieb eine kurze Info über das Geschehen in Burgund und setzte sowohl Auenheim als auch Inning auf den Verteiler. Postwendend kam eine Antwort von Günther Auenheim.
Hervorragend, schrieb er, es war mutig von Ihnen, sich in die Höhle des Löwen zu wagen. Vielen Dank für Ihre freundliche Information. Günther Auenheim.
»Na bitte, kostet doch gar nicht so viel, jemandem entgegenzukommen, und der Dank ist groß«, hörte Walcher seinen Vater im Kopf sagen.
Familientraining
Als wollten sie mit aller Macht ihre Unbeschwertheit zurückgewinnen und als wäre Irmi die Garantin dafür, klebten Lavra und Aischa an ihr wie die Kletten. Erst veranstalteten sie zusammen eine Modenschau mit allem, was Irmis Schrank hergab, dann fegten sie als Waldschrate verkleidet ums
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