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Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Titel: Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Rangnick
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Kinderaugen, teilnahmslos nach innen gerichtet in eine andere Welt. Sie hatten nicht nur das Hungergespenst gesehen, sondern waren auch wie ihre Mütter vergewaltigt worden. Kinderaugen, die mit ansehen mussten, wie die Väter verstümmelt wurden, bevor man sie mit Knüppeln erschlug. Kinderaugen, in denen sich Kerzenlichter spiegelten, nicht draußen in der garstigen Welt der anderen, hier bei uns, im Schloss im Burgund, überall, hier direkt vor der Haustür. Große Kinderaugen, in denen die stumme Anklage stand: Warum lasst ihr all das zu?

Frachtbriefe
    Normalerweise konnte Nikolas Bromadin so leicht nichts aus der Ruhe bringen, aber nach dem Telefonat eben mit seinem Bruder Jirji musste er sich erst einmal ein Glas Wodka einschenken. Seine Freundin, die ihm gegenüber am Schreibtisch saß, musterte ihn fragend und wedelte immer noch mit dem Frachtbrief. »Und, was machen wir damit?«
    »Ab damit«, knurrte Nikolas, »vielleicht kannst du ja was für die Retoure auftreiben.« Aber Lämmchen, wie er seine Freundin Marita nannte, war ziemlich geladen .
    »Wollen wir Geld verdienen oder Geld kaputtmachen? Wegen einer einzigen, lächerlichen Palette den großen Truck durch halb Europa karren … eilig, eilig, bei deinem Bruder ist immer alles eilig … weil er keinen Plan hat. Und dein Onkel blickt’s erst recht nicht.«
    »Sei friedlich und mach die Papiere fertig, ich hab heute schon genug Ärger. Boris fährt in der nächsten halben Stunde.« Nikolas trank das Glas leer und knallte es auf den Schreibtisch, so dass Marita zwar kurz zusammenzuckte, aber sie konnte ein verdammt zähes Lämmchen sein.
    »Sag mir nur, warum, damit ich’s versteh. Außerdem hat Boris noch drei Stunden Ruhezeit, vorher darf er nicht ans Steuer.«
    »In der Palette ist leicht verderbliche Ware, sagt Jirji, die muss spätestens morgen Vormittag in Dijon sein. Josef soll mitfahren, dann klappt das mit den Ruhezeiten«, Nikolas zwang sich, ruhig zu bleiben und sachlich zu klingen.
    »Waaas, auch noch zu zweit! Josef ist für den Kleinen eingeteilt, der muss nach Bremen.« Maritas Stimme hatte eine gefährlich hohe Tonlage erreicht.
    Nikolas schüttelte den Kopf. Er hasste Auseinandersetzungen mit Marita, weil sie sich oft tagelang hinzogen, bis er schließlich völlig entnervt klein beigab. Vor allem verweigerte Marita ihm dann jedwede Annäherung, schlief auf der Liege in der Küche und sprach mit ihm nur noch über geschäftliche Dinge. Aber in diesem Fall war die Anweisung seines Bruders eindeutig.
    »Wenn ich von verderblicher Ware spreche, dann weißt du, was das bedeutet«, hatte er vorhin ins Telefon gebrüllt. Nur konnte Nikolas seinem Lämmchen schlecht von dem Versteck im Truck erzählen, davon wussten nur er, Boris und Josef. Also versuchte er Autorität in seine Stimme zu legen und knurrte sie regelrecht an. »Hör auf mit dem Gekeife, es wird so gemacht, wie ich es sage, und damit basta, verstanden?«
    Marita holte tief Luft und setzte zum Sturmangriff an, überlegte es sich dann aber und griff zum Telefonhörer. Nikolas schenkte sich einen zweiten Wodka ein, kippte ihn in einem Zug hinunter und ging hinaus, um Boris und Josef Bescheid zu sagen.

Instruktionen
    Walcher holte Johannes in Zürich ab. Marianne verabschiedete die beiden ohne viel Aufhebens mit den einfachen Worten: »Passt bitte auf euch auf.« Beide nickten, froh darüber, dass sie kein weiteres Wort verlor. Wieder musste Walcher an Johannes’ entnommene Niere denken, und ihm schien, dass auch Johannes Ähnliches durch den Kopf gegangen war. Der hatte nämlich, vermutlich unbewusst, kurz seine Hand an die linke Bauchseite gedrückt. Beide hätten es verstanden, wenn sich Marianne gegen eine Beteiligung ihres Freundes an einem neuerlichen Ausflug in ein Abenteuer mit höchst ungewissem Ausgang gesträubt hätte.
    Während sie Richtung Genfer See fuhren, wiederholte Walcher die Instruktionen, die er sich von Kommissar Brunner mindestens drei Mal hintereinander anhören musste. Damit ihre Tarnung nicht aufflog, war zu erwarten, dass sie von der französischen Polizei genauso behandelt würden wie die übrigen Menschenhändler. »Da könnte es unter Umständen ziemlich ruppig zugehen, die Kollegen in Frankreich sind nämlich nicht so zimperlich wie hierzulande«, hatte Brunner erklärt und dabei ein Grinsen versucht, das aber bei genauerem Hinsehen eher einer gequälten Grimasse ähnelte. Er schien nach wie vor die größten Bedenken gegen die »Laienaktion« zu

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