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Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Titel: Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Rangnick
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hatte.
    Lovis war mit dem Leben davongekommen, allerdings zu dem hohen Preis jener entstellenden Narbe.

Höllenfahrt
    Wie der Hustenanfall eines an Pseudokrupp erkrankten Patienten, so etwa bellten die Schüsse aus der handlichen Maschinenpistole, nur viel schneller und lauter. Der Fahrer und der Mann neben ihm auf dem Beifahrersitz hatten nicht mehr die Zeit zu begreifen, was geschah, dafür hätten sie etwas länger leben müssen.
    Das freundlich lächelnde Gesicht des jungen Mannes, der an die Scheibe klopfte, hatte bei ihnen keinerlei Misstrauen ausgelöst, weshalb der Fahrer ohne Argwohn die Scheibe herunterließ. Als die Scheibe ihren tiefsten Punkt erreicht hatte, waren auch die beiden Männer hinuntergefahren, zur Hölle vermutlich. Die Reste der Frontscheibe und des Fensters auf der Beifahrerseite, Armaturen, der ganze Innenraum waren rot. Zerfetzt und durchlöchert waren auch die Scheiben und Bleche des danebenstehenden Wagens. Selbst an den folgenden zwei Fahrzeugen gab es noch Einschüsse.
    Die fünf Mädchen, die sich im abgetrennten hinteren Teil des Kombis befanden, hatten davon nichts mitbekommen und wunderten sich deshalb auch nicht weiter, als die Seitentür aufgeschoben wurde und zwei jugendlich wirkende Typen sie herauswinkten. Sie stiegen aus, folgten apathisch den beiden zu einem schwarzen Chrysler Van und stiegen dort wieder ein.
    Vier Stunden dauerte es, bis die Polizei von den Besitzern der drei demolierten Autos gerufen wurde, so lange hatte nämlich noch deren Schichtdienst in der Restaurantküche des Rasthofes gedauert. »Bandenkrieg auf Rastplatz«, titelten anderntags die Tageszeitungen. Der Kombi war als gestohlen gemeldet, die Nummernschilder ebenfalls, und bei den Getöteten fand die Kripo zunächst keinerlei Hinweise auf ihre Identität, nur dass sie mit russischen Pistolen bewaffnet gewesen waren. Die Kleidung der beiden Männer stammte aus Billigläden, ihre Handys waren gestohlen, ebenso die Tankkarte, auf der mit Filzstift der PIN -Code geschrieben stand. Das Alter der Toten schätzten die Experten der Kripo auf 35 bis 40 Jahre. Die Tankkarte gehörte zur Autoflotte einer Bäckereikette und war noch nicht einmal vermisst worden. Erst die Pathologen fanden untrügliche Hinweise auf eine mögliche Herkunft der Männer. Die für Zahnplomben und Kronen verwendeten Materialien entsprachen dem Standard in den Ländern der ehemaligen UdSSR .
    Lovis Letchkov, der Pensionswirt, wartete in jener Nacht vergeblich auf die angekündigten Gäste und wollte ihr Ausbleiben der Zentrale in Moskau melden. Aber unter der gewählten Nummer kam nur die Auskunft, dass dieser Anschluss nicht mehr existierte. Lovis war ratlos, denn der Fahrer des Transports hatte sich, wie üblich, kurz nach Passieren des Grenzübergangs von Polen nach Deutschland gemeldet und hätte deshalb längst in Berlin sein müssen. Einen Suchtrupp zu schicken machte keinen Sinn, dafür war inzwischen zu viel Zeit verstrichen. Für Aufklärung sorgte dann das regionale Frühstücksfernsehen, darin wurden in den Nachrichten der Kombi mit den blutverschmierten Sitzen gezeigt und die zerschossenen Wagen daneben. Die Rede war von zwei getöteten Opfern, nicht aber von den fünf Mädchen, die Lovis als »Gäste« avisiert waren. Ein weiteres Mal versuchte Lovis jene Moskauer Nummer zu erreichen, aber es kam wieder nur dieselbe Meldung. Nun befolgte Lovis die Anweisung, dass bei derartigen Fällen jeder seine unmittelbaren Kontaktleute zu informieren habe. Vielleicht konnte er von ihnen erfahren, was los war. Aber unter keiner der Nummern meldete sich jemand. Da packte Lovis seine Reisetasche, schnallte sich den prall gefüllten Geldgürtel um den Bauch und machte sich auf den Weg. Es schien die Zeit gekommen, sich nach einem anderen Job umzusehen.
    Lovis besaß ein untrüglich sicheres Gespür für Gefahr, aber auch Killern wie ihm konnte es passieren, dass sich ihre Sensoren abnutzten. So kehrte Lovis noch einmal in die Pension zurück. Der in der Küche im Handfeuerlöscher versteckte Beutel mit Diamanten war ihm eingefallen. Sie gehörten zwar nicht ihm, sondern dem Syndikat, aber das Syndikat gab es ja offenkundig nicht mehr, davon war Lovis überzeugt. Niemand hätte es sonst gewagt, einen Transport des Syndikats zu überfallen.
    Als er die Pension verlassen wollte, standen drei Männer im Empfang. Sie sahen aus wie Klone. Alle hatten ein rundliches, freundlich lächelndes Gesicht, kurzgeschorene blonde Haare, trugen schwarze

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