Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)
führte von dem versteckten Parkplatz hinunter.
»Ich erledige fast alle Einkäufe mit dem Boot«, erklärte Hinteregger auf Walchers Andeutung, dass die Lebenshaltung ziemlich beschwerlich wäre. Auch würde alles, was man telefonisch bestellte, über das Wasser angeliefert, sogar ein Händler käme mit seinem Ladenboot vorbei, wenn man ihn anforderte.
Das Haus war einstöckig, dafür aber langgestreckt, denn alle Zimmer und die Küche lagen nebeneinander, zum Meer ausgerichtet. Nur die Badezimmer und Toiletten, die Räume für Vorräte und eine kleine Werkstatt gingen nach hinten zu den Felsen hinaus, allerdings fensterlos, bis auf winzige Luftschächte. Das großzügige Wohnzimmer mit Kaminecke und offener Küche befand sich in der Mitte des Hauses, links und rechts davon jeweils zwei Zimmer, alle mit großen Türen zur Terrasse. Die Zimmer waren zwar nicht besonders geräumig, hatten aber eigene Bäder und Toiletten. Auf der Terrasse standen Liegen, eine Tischtennisplatte und große Pflanzenkübel mit Palmen. Von der Terrasse aus führten betonierte Stufen hinunter zu der halbrunden Hafenmole, hinter deren Schutz ein kleines Fischerboot vertäut auf dem Wasser dümpelte.
»Wenn ihr jetzt schon begeistert seid, was werdet ihr dann erst zum Sonnenuntergang sagen?«, freute sich Hinteregger über die Begeisterung seiner Gäste. »Und jetzt, meine Dame, mein Herr, vielleicht wollen Sie sich nach der langen Fahrt erfrischen. Die Wassertemperatur bewegt sich bei halbwegs akzeptablen 21 Grad, Haie und sonstige Meeresungeheuer gibt es hier nicht. Noch könnt ihr euch danach in der Sonne aufwärmen. Handtücher und Bademäntel findet ihr in euren Zimmern. Ich richte uns inzwischen Begrüßungscocktails und einen kleinen Imbiss.«
Am Abend saßen sie auf der Terrasse und erlebten den versprochenen, beeindruckenden Sonnenuntergang.
»Man muss sicher ziemlich reich sein, um sich ein Haus an solch einem Platz bauen zu können«, meinte Irmi zu Hinteregger.
Der lächelte: »Ja, da hast du recht, aber das ist nicht mein Haus. Es gehört mir nur ein bisschen davon und auch nur, solange ich lebe.«
»Das verstehe ich nicht.« Irmi wollte es genau wissen . Walcher warf zwar einen entschuldigenden Blick zu Hinteregger, war aber genauso neugierig wie Irmi. Hinteregger zuckte gespielt resigniert mit den Schultern.
»Ich vergaß, dass ich’s ja mit einem Journalisten und mit einer Person zu tun habe, die bestimmt infiziert ist von der Arbeitsweise eines Journalisten.« Er legte eine ausgedehnte Pause ein, in der er für Irmi Fruchtsaft aus der Küche holte und Walcher und sich selbst ein Glas Wein einschenkte. Dann zündete er sich genussvoll die ebenfalls mitgebrachte Zigarre an und meinte: »Die ist erst vor wenigen Tagen gedreht worden, mein Chef hat sie mir mitgebracht. Sie stammt aus einer Behinderten-Kooperative in Brasilien, die wir unterstützen.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und inhalierte vorsichtig den dicken Rauch: »Aber zurück zu deiner Frage, Irmi. Es ist so, dass ich mit der Saveliving Company, das ist das Unternehmen, in dem ich arbeite, eine Art Vertrag auf Lebenszeit habe, nur kündbar, wenn ich mich auf welche Weise auch immer gesetzeswidrig verhalte oder die Arbeit verweigere. Sonst kann ich selbst bestimmen, wie lange ich arbeiten will. Was ich für meinen Lebensunterhalt brauche, bezahle ich von meinem Gehaltskonto, von dem, was ich übrig behalte, erwerbe ich Anteile der Company. Mit meinen bisher erwirtschafteten Anteilen wäre ich vielleicht schon ausreichend versorgt. Aber das will ich nicht, und das gilt auch für die meisten unserer Mitarbeiter. Ich will was tun, statt Däumchen zu drehen, und habe vor, so lange weiterzumachen, wie ich gesundheitlich dazu in der Lage bin. Vielleicht werde ich irgendwann auch in einen anderen Bereich wechseln, mich um die Ausbildung von Nachwuchskräften kümmern oder das Archiv betreuen, von mir aus auch als Betreuer in einem unserer Betriebskindergärten arbeiten. Ich finde unser Betriebsmodell hervorragend. Wer sich einmal für eine Laufbahn in der Company entscheidet, der kann bleiben, bis er nicht mehr will oder kann. Es funktioniert natürlich nicht alles so reibungslos, wie es sich anhört, aber es ist ein Modell für die Zukunft. Der Company haben wir es auch zu verdanken, dass wir hier auf der Terrasse sitzen können. Dieses Haus ist eines von vielen, die der Company gehören, und es steht den Mitarbeitern zur Verfügung. Ein firmeneigenes
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