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Falkenjagd

Falkenjagd

Titel: Falkenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Betz
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das
sonntags nur in die Kirche ging, um in Ruhe ihre Gedanken zu
vergangenen Liebhabern abschweifen lassen zu können, spielte jedoch
unverdrossen mit Friederikes semmelfarbenem Spaniel.
    Während ihr das Herz bis hoch in die Ohren schlug, suchte die
Markgräfin nach einer klugen Formulierung, mit der sie Herrn von
Gleichens Herausforderung parieren konnte, doch sie kam nicht dazu. Der
Chevalier hob nämlich tatsächlich etwas vom Fuß der Eibenhecke auf. Er
richtete sich zögernd auf, trat einen Schritt auf sie zu und streckte
ihr stumm bittend seine geschlossene Faust entgegen. Sie machte die
nötigen zwei Schritte, öffnete ihre Hand und spürte, wie etwas Weiches,
Bebendes, Feuchtes in sie hineinfiel.
    Der kleine Schrei, den sie ausstieß, war heiser und kam tief
aus ihrer Brust. Das braungrüne Fröschlein nutzte diesen Moment, um
sich mit der ganzen Spannkraft seiner Schenkel in Sicherheit zu bringen.
    Bei dem festlichen Abendessen, zu dem die
Markgräfin auch die Herrschaften aus dem benachbarten Schloss
Dennenlohe samt einer üppigen, heiratsfähigen Tochter eingeladen hatte,
sprach Herr von Gleichen kaum ein Wort. Dafür trank er viel.
Schließlich mussten ihn zwei Diener unterhaken und die Treppe
hinaufhieven.
    Am nächsten Morgen meldete sein Bursche, der gnädige Herr sei
krank.
    Am Nachmittag schickte die Markgräfin ihm ein Billet, in dem
sie sich nach seinem Befinden erkundigte.
    Er antwortete mit einer einzigen, hastig hingeschriebenen
Zeile: »Warum lassen Sie mich so leiden?«
    Friederike raffte die seidenen Vorhänge in
ihrem Schlafzimmer beiseite und schaute in den Park hinunter, wo die
narbige Erde bloßlag und der Wind die von den Gärtnern zu Haufen
gekehrten Blätter mutwillig wieder auseinandertrieb. Sie fragte sich,
ob ihr Gesicht, das zwar die Pocken gut überstanden hatte, inzwischen
der herbstlichen Landschaft glich. Sie fror und bestellte eine Kanne
Schokolade. Als sie schließlich ihre Zunge in das heiße, süß gewürzte
Getränk tauchte und in ihrem Mund hin und her spülte, wusste sie
endgültig, an wen der junge Herr von Gleichen sie erinnerte.
    Er lag auf dem Bett und las, als die
Markgräfin ohne Klopfen in sein Zimmer kam. Er sprang auf, und wie er
so ohne Rock im Zimmer stand, fand sie, dass er noch jünger aussah, als
er ohnehin war. Wortlos ging sie auf ihn zu. Sekunden später glitt
seine Weste zu Boden. Sein Hemd aufzuknöpfen, bereitete ihr mehr
Schwierigkeiten. Er half ihr, indem er es, noch halb geschlossen,
ruckartig über seinen Kopf zog. Die Schönheit seiner nackten Brust
machte sie sprachlos. Ihre Fingerkuppen wanderten durch das Gestrüpp
der schwarzen Haare. Verzückt hörte sie, wie er kehlig rau aufstöhnte.
Ihr Blick folgte ihrer sich verselbstständigenden Hand hinunter in die
Regionen seines Bauches. Sein Fleisch war muskulöser, als sie vermutet
hatte. Also ritt er oder ging in den Fechtsaal und lungerte nicht nur
in Salons und Theatern herum. Ihr Zeigefinger hielt sich damit auf,
seinen Nabel zu liebkosen. Wie prachtvoll diese runde Muschel war.
Sollte Gott diesen Nabel erschaffen haben, dachte Friederike, würde sie
wieder fromm werden. Dem eigensinnigen Rinnsal seiner Kräusellocken
folgend, kroch ihre Hand schließlich unter den Hosenbund. Endlich fand
er den Mut, sie an sich zu ziehen. Seine Zunge kroch in die warmen
Höhlen ihres Mundes, während sie die Verstecke zwischen seinen Beinen
erkundete.
    Auch die nächste Runde ihres gegenseitigen Entdeckens leitete
sie ein. Sie ging etwas in die Knie und zog ihm die Hose herunter. In
der Dämmerung des späten Oktobernachmittags wuchs sein Glied wie eine
stämmige blaurote Blume schräg gegen den Bogen seines Schenkels empor.
Für einen winzigen Moment dachte sie noch daran, davonzulaufen und sich
ihr tableau d'amour aus den Tiefen einer Schublade
zu holen. Noch immer versteckte sie in ihrer Wäsche das Büchlein mit
seinen detaillierten Beispielen der Kopulationstechniken, das man ihr
als junges Mädchen am Berliner Hof zur Vorbereitung für ihre
Hochzeitsnacht gegeben hatte. Doch schon die ersten gemeinsamen
Versuche zeigten, dass sie solche Instruktionen nicht brauchen würden.
Ihren Reifrock am Saum nach oben haltend, gegen eine mit
Perlmuttchinoiserien geschmückte Kommode gelehnt, spürte sie deutlich,
dass der junge Herr von Gleichen über all die Talente und Phantasien
verfügte, die sie am Markgrafen vermisst hatte.
    Caroline roch den Braten natürlich als
Erste. Es trieb sie in das oberste

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