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Falkenjagd

Falkenjagd

Titel: Falkenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Betz
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Schmerzen im
Unterleib, sie verlor seit Wochen Gewicht und Gesichtsfarbe. Weil er so
unglücklich war, holte er sich Margarete Dietlein, die Tochter des
Fischmeisters von Obereichenbach, ins Bett.
    Friederike blätterte in ihren anatomischen Büchern nach und
versuchte, das Funktionieren der weiblichen Geschlechtsorgane zu
verstehen, klappte die Folianten aber bald wieder zu. Wozu jetzt noch
ängstlich die Form wahren? Warum eine Freundschaft verheimlichen, die
zu den wenigen in ihrem Leben zählte? Friederike gab Befehl zum
Anspannen und teilte ihrem Hofmeister laut und deutlich das Ziel ihrer
Ausfahrt mit.
    Als sie eintrat, lag Elisabeth mit
geschlossenen Augen auf einem Sofa. Die Markgräfin hatte dem Lakaien an
der Tür verboten, sie anzumelden. Dass es der Wünschin, wie sie sie
insgeheim immer noch nannte, nicht gut ging, sah sie auf den ersten
Blick. Die verführerische junge Frau, die ihr damals an jenem
gleißenden Wintertag begegnet war und die mit ihrem Sohn wie eine
Füchsin getollt hatte, zerfloss bleich und fast konturenlos unter ihrer
Decke. Ein Mädchen, das Charles' Mutter, der verstorbenen Markgräfin,
auffallend ähnlich sah und Eleonore sein musste, hielt ihr gerade eine
Tasse an den Mund. Erschrocken ging sie vor der Markgräfin in die Knie.
Friederike begrüßte sie wie eine Vertraute.
    »Du und ich haben am selben Tag Geburtstag, weißt du das
eigentlich?«
    »Die Mutter hat es mir oft gesagt«, murmelte das Mädchen und
wurde flammend rot.
    Friederike setzte sich zu Elisabeth aufs Sofa, so nah und so
vertraulich, wie sie es von Heinrich gelernt hatte. Die Kranke starrte
sie aus trockenen Augen an. Sie hatten sich nur einmal vorher
getroffen, aber wussten doch so viel voneinander. Sie hatten Kinder von
demselben Mann bekommen, und keine hatte der anderen ihre Rolle oder
ihr Glück geneidet. Im Gegenteil: Ohne sie, dachte Friederike, hätte
ich Caroline verloren und vielleicht nie meine Freiheit in Schwaningen
gewonnen.
    Elisabeths stummes Lächeln zeigte ihr, dass sie im Moment
ähnliche Gedanken hatte. Sie sprachen ein wenig über die Kinder.
Darüber, dass Elisabeths Ältester den Ansbacher Prinzen Alexander auf
seiner Kavalierstour nach Italien begleitet hatte und Herr von
Trautskirchen werden würde, während der kleine Ludwig einmal Schloss
Wald erben sollte.
    Friederike beugte sich ganz nah an Elisabeths Ohr und
flüsterte: »Ich habe bereits mit meinem Sohn ausgemacht, dass er und
ich Paten bei Eleonores erstem Kind stehen werden. Und überhaupt«,
versuchte sie Elisabeth aufzumuntern, »müssen wir für sie eine ganz
noble Partie finden. Ich habe da schon an den jungen Herrn von Nostitz
gedacht, der ist liebenswürdig und, soviel ich weiß, nicht allzu
lasterhaft. Ich werde den Markgrafen mal wieder mit der Nase darauf
stoßen müssen.«
    »Danke«, antwortete Elisabeth schlicht, aber ihre Augen
bekamen etwas Glanz. Dann richtete sie sich langsam auf, hob, was sie
sichtlich anstrengte, ihre Arme aus der Decke heraus und schlang sie
innig um die Markgräfin. Friederike brauchte ein paar Sekunden, um ihre
Überraschung zu überwinden, dann erwiderte sie die Umarmung mit aller
Zärtlichkeit. Noch nie hatte ein Mensch von so geringer Herkunft wie
Elisabeth es gewagt, sie, die Markgräfin und Königliche Hoheit, zu
berühren, gar zu umarmen und ihr so viel echte Liebe zu zeigen.
Friederike beneidete sie. Die Wünschin war, das hatte sie schon immer
geahnt, die mutigste Frau, die sie je kennengelernt hatte. Der Markgraf
hatte großes Glück mit ihr gehabt. Sie lagen sich eine Weile stumm in
den Armen. Dann löste sich Friederike, küsste zum Abschied Eleonore auf
die Stirn, die der Begegnung der beiden Frauen mit aufgerissenen Augen
zugeschaut hatte, und verließ so heimlich, wie sie gekommen war, das
kleine Schloss Wald. Sie wusste, dass sie Elisabeth nicht wiedersehen
würde.
    Es war ein geradezu unwirklich blauer Tag in
der ersten Maiwoche 1757, als ein am Ende seiner Kräfte angelangter
Ansbacher Husar in den Schwaninger Schlosshof sprengte. Er war die
ganze Strecke ohne Pause galoppiert. Premierminister Christoph Ludwig
Seckendorff, der das Handtuch geworfen und sich inzwischen ins sichere
Mannheim abgesetzt hatte, so lautete die Botschaft, hätte eine Warnung
seines Onkels, des greisen Berliner Feldmarschalls Seckendorff, an den
Markgrafen übermittelt. Ein starkes preußisches Korps bewegte sich auf
Franken zu. Wie schon vor einiger Zeit von Gleichen, so beschwor jetzt
Charles seine

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