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Falkenjagd

Falkenjagd

Titel: Falkenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Betz
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närrische Baden,
ob es nun gefährlich war oder nicht, auf jeden Fall eine gute Seite
hatte. Friederike, die so oft von der Mühsal ihrer vielen selbst
gestellten Aufgaben und Arbeiten angespannt war, lachte auf einmal
fröhlich wie ein kleines Mädchen, dem man eine neue Puppe in den Arm
gedrückt hatte. Sie klatschte in die Hände, umarmte Caroline und ließ,
obwohl es schneite und sehr kalt war, die Fenster weit öffnen. Dann
scheuchte sie Zofe und Caroline hinaus, weil sie sofort und haarklein
die Beobachtungen ihres Selbstversuches aufschreiben wollte.
    Anfang April 1745, als das Eis nach einem
harten Winter endlich wich und die Wege wieder begehbar wurden,
tuschelte man im Ansbacher Schloss über die nächste Schreckensnachricht
aus Schwaningen. Die Markgräfin, so schrieb ihr Hofmeister
pflichtschuldig in dürren, gequälten Worten an Premierminister
Seckendorff, hätte am gestrigen Mittwoch zu Fuß den Park verlassen und
sei weit über Wiesen und Felder gewandert.
    Friederikes eigene Untertanen, die Dorfbewohner, bekamen Angst
um sie. Scheu und vorsichtig, dass sie sie nicht bemerkte, aber fest
entschlossen, sie auf keinen Fall aus den Augen zu verlieren,
versteckten sich bald ausgesuchte Wachen hinter Schuppen, Bäumen und
Holzstößen und beobachteten ihre Exkursionen. Sie sahen, dass die
Markgräfin schnell und kräftig wie eine Stallmagd durch die Gegend
stapfte. Dabei trug sie schwere Stiefel wie ein Mann. Einmal war sie
sogar bei Regen unterwegs, und als sie zurückkam, leuchtete ihr Gesicht
rot wie das eines gemeinen Dienstboten. Ihre Bauern wussten nicht,
warum und wieso eine Fürstin so etwas tat, sehr wohl aber, dass es
gefährlich war und dass man sie auf keinen Fall ohne Schutz lassen
konnte. Vom Hof, von den Preußen oder den Juden drohte schließlich
immer Unheil. Oder von den Katholischen. Sie nahm ja auch nur einen
verspielten semmelfarbenen Spaniel auf ihre Exkursionen mit. Ihre
Hofdamen und auch Caroline hatten viel zu viel Angst vor dem Schmutz.
    Von einer solchen Wanderung zurück, zwickte
sich Friederike, als sie durch den Torbogen mit den zwei Engeln auf dem
Wappen ging, in eine ihrer Waden. Das tat sie jetzt regelmäßig, und
jedes Mal spürte sie, dass ihre Muskeln fester geworden waren. Nicht
nur der kranke Körper, auch der gesunde profitierte von den kalten
Bädern und straffte seine Fasern. Ihre Stimmung zerbrach wie eine
hübsche Kaffeetasse, die auf die Steinfliesen fällt, als sie die
Kutsche mit dem markgräflichen Wappen erblickte. Sehr langsam und sehr
ernst stieg der Freiherr von Seckendorff aus. Sie ahnte, warum.
Schließlich war der Premierminister der Verbindungsmann zwischen ihr
und dem königlichen Bruder.
    »Die Bayern haben gestern in Füssen mit den Habsburgern einen
Frieden geschlossen«, berichtete Seckendorff ohne große Umschweife, als
sie sich im Audienzzimmer niederließen. Er sprach mit ihr direkt wie zu
einem Mann. Erstens hatte er nie daran gezweifelt, dass Friederike
völlig klar im Kopf war, zweitens brauchte er sie. Der Markgraf selbst
wurde immer labiler und unberechenbarer. Entweder versteckte er sich
vor den Staatsgeschäften und den Schulden bei seiner Mätresse, oder er
jagte mit seinen Falken, wie andere Opium rauchten. Es sah auch nicht
danach aus, als ob der Erbprinz noch einen Bruder bekäme, und
neunjährige Kinder starben noch leicht. Außerdem spürte Seckendorff,
wie er langsam den Einfluss auf den Markgrafen, dessen Vater und Mutter
er schon gedient hatte, verlor. Den auf die mögliche Regentin musste er
also pflegen.
    Friederike hörte aufmerksam zu, als der Geheime Ratspräsident
und Premierminister fortfuhr: »Bayern hat dabei zugesichert, den
Großherzog Franz Stephan, den Gemahl Maria Theresias, bei der
bevorstehenden Kaiserwahl zu unterstützen.«
    Friederike zog sofort den richtigen Schluss: »Friedrich ist
also isoliert.«
    »Königliche Hoheit, Sie sagen es. Hinzu kommt, dass er auf
seine einzig noch verbliebenen Verbündeten, die Franzosen, weiß Gott
nicht bauen kann.«
    »Stimmt es, dass die Hälfte der preußischen Soldaten an Ruhr
und Typhus gestorben oder übergelaufen ist?«
    Der alte Freiherr nickte noch ernster, noch trauriger.
    »Dazu kommen Geldprobleme. Das Erbe Ihres Vaters ist
aufgebraucht, die Kriegskasse leer. Der preußische Gesandte hat mir
erst heute Morgen gesagt, dass der König jetzt ein hohes Spiel spielen
muss. Es geht längst nicht mehr darum, Schlesien zu halten, sondern
Preußen und die Dynastie nicht

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