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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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ein stürmischer Wind dunkle Regenwolken vom Meer über die Stadt. Meister Calborth hatte den jungen Falknern befohlen mit ihren Vögeln auf die Klippen zu gehen; sie und die Falken sollten lernen bei stürmischem Wetter zu fliegen. Gegen Mittag kehrten sie aufgeregt in die Schule zurück; ihre Gesichter glühten vor Begeisterung und frischer Luft. Alduin war froh, dass sein Flug mit Rihscha ohne Visionen abgelaufen war. Durch die Augen des Falken hatte er auf die Wellen hinabgesehen, die sich mit hoch aufwirbelnder Gischt an der Küste brachen. Ab und zu hatte er sich vom Sturm hoch hinauftragen lassen, um sich dann senkrecht auf die Wellen hinunterzustürzen, dicht über der Wasserfläche abzubremsen und sich wieder blitzschnell emporzuschwingen, kurz bevor ihn die Gischt treffen konnte. Ein ständiges Fangspiel, bei dem der Falke das Meer jedes Mal überlistet hatte.
    Die anderen Jungen setzten ihre Falken in die Käfige, die man jetzt draußen aufgestellt hatte. Nur Rihscha blieb zur Sicherheit noch immer in der Bruthalle. Als Alduin ihn in den Käfig setzte, sah er den Falkenmeister. Im düsteren Licht, das durch verstaubte Fenster fiel, stopfte Calborth mit zusammengekniffenen Augen einen Falknerhandschuh. Alduin erinnerte sich an Melethiells Versprechen.
    »Meister, hat jemand eine Nachricht für mich geschickt?«
    Calborth schüttelte den Kopf. »Nicht dass ich wüsste. Von wem erwartest du denn eine?«
    »Es ist nicht wichtig«, murmelte Alduin und versuchte seine Enttäuschung zu verbergen. Er wollte nicht erwähnen, dass er auf den Besuch von Kirstie in der Falknerei hoffte. Er bedankte sich hastig und ging schnell wieder hinaus. Vielleicht fiel es ihr doch schwerer als angenommen, sich von ihren vielen Verpflichtungen freizumachen, obwohl er den Eindruck gehabt hatte, dass sie daran sehr interessiert war.
    Erilea wartete schon an der Tür, als er herauskam. Auf dem gemeinsamen Weg zum Speisesaal erzählte er ihr alles über den Empfang, mit der Folge, dass er noch einmal von vorn beginnen musste, als sie sich an den Tisch setzten. Ihre Freunde wollten nicht nur alles über die Nebelsängerin erfahren, sondern auch über den Empfang selbst, über die Leute und - vor allem Brentin - über das Essen.
    »Es war ein Festmahl«, gab Alduin zu. »Aber wenn ich Kirstie nicht kennen gelernt hätte ...«
    »Kirstie?«, fragte Rael.
    »So heißt die Nebelsängerin. Sie wollte, dass ich sie bei ihrem wirklichen Namen nenne. Sie spricht sehr seltsam ... in einem singenden Tonfall. Aber sie ist sehr freundlich. Eigentlich ist sie nur ein schüchternes, junges Mädchen. Ein paar Freunde in ihrem Alter würden ihr gut tun.«
    »Es dürfte schwer für sie sein, einfach abzuhauen«, stellte Erilea sachlich fest.
    Alduin zuckte die Schultern. »Schon möglich, aber sie sagte, dass sie unbedingt das Falkenhaus sehen wollte. Sie will Melethiell bitten, es zu erlauben. Ich hoffe, wir bekommen bald eine Nachricht von ihr.«
    Als habe er eine Prophezeiung ausgesprochen, trat in genau diesem Augenblick ein Zitadellenwächter in den Speisesaal. Er beugte sich zu einem der Jungen, die in der Nähe der Tür saßen, und fragte ihn etwas. Der Junge wies auf den Tisch, an dem Alduin mit seinen Freunden saß.
    »Bist du Alduin?«, fragte der Wachsoldat.
    Alduin sprang aufgeregt auf. »Ja?«
    »Melethiell, die Abgeordnete der Elben, erbittet Euren Besuch im Saal des Hohen Rates«, sagte er. »Unverzüglich. Ich habe bereits Meister Calborth verständigt.«
    Alduin starrte ihn einen Moment lang verblüfft an. Der Mann hatte mit ernster Stimme gesprochen; ganz offensichtlich ging es nicht darum, Kirstie zu einer Besichtigung der Stadt abzuholen. »Gut, gehen wir«, sagte er, warf seinen Freunden zum Abschied einen erstaunten Blick zu, zuckte ratlos die Schultern und folgte dem Wächter aus dem Saal.
     

     
    Melethiell saß allein in einem kleinen, aber reich ausgestatteten Zimmer. Sie hatte das Kinn nachdenklich auf die Hand gestützt und starrte das fein gewebte Teppichmuster an. Eine Aura absoluter Stille umgab sie, als könne sie Wörter hören, die das menschliche Ohr niemals zu vernehmen vermochte. Doch wirkte sie angespannt; ihr Mund war zu einer dünnen Linie zusammengekniffen und tiefe Falten zogen sich über ihre Stirn.
    Sie blickte auf, als Alduin hereingeführt wurde. Er las sofort in ihren Augen, dass etwas nicht stimmte.
    »Alduin«, begrüßte sie ihn. »Entschuldige diese überstürzte Einladung! Aber ich muss unbedingt

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