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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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mit dir sprechen.«
    Sie wies auf einen Stuhl neben der Tür. Alduin schob ihn näher heran und begrüßte sie respektvoll mit dem Gruß der Raiden, bevor er sich setzte.
    »Wie kann ich Euch dienen?«, fragte er.
    Die Elbin sah ihn lange an, bevor sie antwortete. Er hatte gehört, dass der Blick eines Elben bis in die tiefste Seele eines Menschen dringen konnte; jetzt spürte er es. Er konnte nichts vor ihr verbergen und hoffte nur, dass er ihrem Blick standhielt.
    »Kirstie, die Nebelsängerin, ist verschwunden«, sagte Melethiell schließlich mit dunkler, betroffener Stimme.
    »Verschwunden? Was meint Ihr damit? Wann? Was ist geschehen?«, rief Alduin erschrocken aus und vergaß völlig jede Höflichkeit, die er Melethiells hohem Rang schuldete.
    »Ich kann dir auf keine Frage eine sichere Antwort geben«, gab die Elbin zurück und überging großmütig seinen mangelnden Respekt. »Ich fand sie heute Morgen nicht in ihrem Zimmer. Zuerst glaubte ich, dass sie nur in den Garten gegangen sei, aber als ich dann nach ihr suchen ließ, war sie nirgends zu finden. Niemand hat sie gesehen.«
    »Und die Zitadellenwächter? Haben die sie gesehen, als sie das Gebäude verließ?«
    »Diese Tore sind nicht bewacht. Dazu gab es bisher keinen Anlass.«
    »Vielleicht ist sie nur irgendwo spazieren gegangen.«
    Aber Melethiell bezweifelte das. »Dann hätte sie bestimmt jemandem Bescheid gesagt. Gestern Abend hat sie mich zweimal gefragt, ob sie das Falkenhaus besuchen dürfe, und ich hatte ihr versprochen, es zu arrangieren. Sie hat ganz besonders deinen Namen erwähnt. Das ist auch einer der Gründe, warum ich dich rufen ließ.«
    »Aber wie kann ich Euch helfen?«, fragte Alduin. Er war verwirrt und sehr verunsichert, überlegte aber gleichzeitig, in welchen Ecken der Stadt man nach ihr suchen könnte.
    Melethiell bannte seinen Blick und sah ihm eine Weile ermutigend in die Augen.
    »Ihr wollt, dass ich und Rihscha ...?«
    Sie nickte. »Die Kunde von deiner ungewöhnlichen Begabung ist bis zu uns gedrungen. Ich glaube nicht, dass du und die Nebelsängerin rein zufällig gerade jetzt zusammengetroffen seid.«
    »Aber was kann ich denn tun? Meine Gabe ist ziemlich ... Ich kann sie nicht kontrollieren, noch nicht. Und außerdem lebt Madi Tarai nicht mehr und Mado Malnar ist abgereist ...«
    Die Elbin blickte überrascht auf. »Mado Malnar ist nicht mehr in der Stadt?«
    Alduin schüttelte den Kopf. »Er ist heute Morgen abgereist. Zu Madi Tarais Familie, hat er mir erzählt.«
    Melethiell dachte eine Weile über diese Neuigkeit nach. »Wir müssen einen Falken aussenden und nach ihm suchen. Er kann noch nicht weit gekommen sein.«
    »Ich könnte Rihscha ...«, begann Alduin, aber sie hob die Hand.
    »Wir möchten dich bitten deine Gabe einzusetzen, um die Nebelsängerin zu finden. Meister Calborth wird einen anderen Falken aussenden, der nach Mado Malnar suchen soll. Und davon sollte möglichst niemand erfahren, aber wir überlassen es dir, zu entscheiden, wem du vertraust und wer dir helfen kann. Inzwischen werden wir verbreiten, dass Fürst Merdith die Nebelsängerin ein wenig im Land herumführt, um ihr die Schönheiten Nymaths zu zeigen, bevor sie sich auf die Reise nach Norden zu der Quelle des Arnad begibt. Da er die Stadt tatsächlich heute früh verlassen hat, werden die Leute dieser Erklärung Glauben schenken.«
    Alduin spürte, dass die Unterredung zu Ende war; er erhob sich und verneigte sich vor der Elbin.
    »Gehe in Frieden«, sagte sie. »Wir warten auf Nachricht von dir.«
    Alduin war eine große Last aufgebürdet worden. Seine Bestürzung musste in seinem Gesicht zu lesen gewesen sein, denn sie nickte verständnisvoll und fügte lächelnd hinzu: »Wir werden nicht untätig bleiben, Alduin. Du bist nicht allein. Und doch ...«
    Sie brach ab, aber Alduin ahnte, was sie hatte sagen wollen: Sein Schicksal entfaltete sich vor ihren Augen. Und er hatte keine andere Wahl, als sich ihm zu fügen.
     

     
    Alduin setzte sich auf eine Bank im menschenleeren Bogenschützenhof. Bevor er seinen Freunden gegenübertrat, wollte er seine Gedanken ordnen und einen Plan entwickeln. Es hatte keinen Zweck, sofort blindlings loszustürzen; es galt, genau zu überlegen, wen er ins Vertrauen ziehen wollte und wer ihm helfen konnte.
    Meister Calborth und Bardelph mussten es erfahren. Seine Freunde? Erilea und Twith hatten die Nebelsängerin gesehen; das könnte sich als hilfreich erweisen. Rael war sein treuester Freund; ihn wollte er

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