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Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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Küche kommen, wenn du magst.«
    Das war eine verlockende Einladung, die Alduin gerne annahm. Hier mischte sich der Duft von frisch gebackenem Brot mit dem von Calba, der auf dem Herd kochte; die Küche erinnerte ihn an zu Hause. Außerdem fühlte er sich hier freundlich aufgenommen.
    »Danke, das werde ich gerne tun.«
     

     
    Während der nächsten Tage fand Alduin bald seinen eigenen Tagesrhythmus - Frühstück in der Küche, ein schneller Besuch bei Rihscha, anschließend Bogenschießen. Nach dem Mittagessen, das er manchmal mit Rael und Thaibor, manchmal aber auch mit den Wunand-Amazonen einnahm, folgten verschiedene Unterrichtsstunden, je nachdem, welcher Wochentag gerade war: Runenschriftkunde, Himmelskunde oder Heilkräuterkunde. Wenn dann der Unterricht endlich vorüber war, verbrachte er eine Weile mit seinem Falken. Rihscha entwickelte sich prächtig und wurde jeden Tag ein Stück größer.
    Den Spätnachmittag hatte er frei und bis zum Abendessen, das um die siebte Glocke eingenommen wurde, konnte er tun und lassen, was ihm beliebte. In den vergangenen zwei Tagen hatte ihm Thaibor weitere Runen beigebracht, die er genauso spannend gefunden hatte wie die ersten drei: Ansuz - Atem, göttliches Wesen, bedeutete auch Weisheit, Eingebung und schöne Künste; Raido - Reise, Straße, aber auch innere Führung; Kaunaz - Fackel, Feuer sowie Infektion und Geschwulst; Gebo, Wunjo, Hagalaz - Er ging sie alle nacheinander durch, bis er spürte, dass sie ihm völlig vertraut waren. Der Name einer Rune beschwor in ihm nun immer gleich ein Bild herauf, dessen Bedeutung glasklar war.
     
    Morgen würde er seine Mutter wieder sehen; er hatte ihr so viel zu erzählen. Aber den heutigen Nachmittag wollte er allein verbringen, denn Thaibor hatte ihm bereits alles beigebracht, was er wusste, und in der nächsten Schriftkundestunde würde er auf dem gleichen Stand sein wie die anderen. Er beschloss sich ein wenig Brot und Wurst aus dem Speisesaal zu holen und die Stadt zu erkunden. Das Eisentor im Bogenschützenhof stand offen; er wandte sich nach links und folgte der Straße, die an der Mauer entlangführte. Nach einer Weile wichen die Gebäude auf der rechten Straßenseite einer hohen Mauer, in die in regelmäßigen Abständen Rundbogenfenster eingelassen waren, durch die man einen wunderbaren Blick über die karminroten Ziegeldächer hatte, die sich völlig ungeordnet bis zum Hafen erstreckten. Er kletterte in eines der Fenster und machte es sich in der Nische bequem. Es war ein wunderbarer Platz, um die bescheidenen Wohnhäuser zu bestaunen, das geschäftige Hin und Her der Boote, die Geräteschuppen, die Lebensmittelläden, die Matrosen und Fischer und die übrigen farbenprächtigen Gestalten. Er beobachtete den Untergang der Sonne, weit hinter der Küstenlinie der Bucht von Sanforan.
    Eine Weile ließ er alles auf sich einwirken, aber trotz der Schönheit des Abends kehrten seine Gedanken immer wieder zu Lotans Bemerkung zurück, dass Alduins Bund mit einem wilden Falken wie Rihscha vielleicht keinen Bestand haben würde und er nicht mit ihm fliegen könnte. Der Lehrer hatte seit der ersten Unterrichtsstunde nicht mehr mit Alduin gesprochen, doch seine hochmütige Miene sagte alles: Du wirst schon sehen ... Die Erinnerung an die Minuten, in denen Rihscha aus dem Ei geschlüpft war und er seinen Namen so deutlich gehört hatte, begann bereits zu verblassen; seine Beziehung zu dem jungen Falken beruhte inzwischen viel mehr auf Eindrücken und Gefühlen als auf Tatsachen. Das trug wenig dazu bei, ihn zu beruhigen. In ein paar Siebentagen würde der Augenblick kommen, in dem Rihscha zu seinem ersten Flug aufstieg. Alduins Magen verkrampfte sich bei dem bloßen Gedanken daran in einer Mischung aus böser Vorahnung und Versagensängsten. Ihm verging buchstäblich der Appetit. Er zerpflückte den Rest seines Brotes in kleine Krümel und warf sie den Möwen zu, die sich auf der Suche nach Beute krächzend von der Meeresbrise über den Hafen tragen ließen.
     
    »Warum so trübselig?« Eine sanfte Stimme riss ihn aus seinem düsteren Grübeln: Erilea. Alduin hatte ein paar Mal an ihrem Tisch gegessen und die junge Wunand überwand allmählich ihre Scheu. Er fand, dass er sich mit ihr sehr gut unterhalten konnte, und freute sich immer, wenn sie ihm voller Begeisterung von ihrer Kriegerinnenausbildung berichtete oder ihm erzählte, wie sie sich ihre Zukunft vorstellte. Dass sie kleiner war als die anderen, bedeutete für sie eine

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