Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken
ruhig! Wir sind nicht sicher, was geschehen ist, aber du solltest dich noch eine Weile ausruhen.«
»Ja, ja, aber was ist mit dir geschehen? Ich hatte einen Traum ...«
»Ich weiß. Calborth hat mir alles erzählt. Darüber reden wir später. Reicht es dir denn nicht, dass ich endlich wieder hier bin?«
Alduin nickte und ließ sich in die Kissen sinken. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich unendlich müde. Er zog die Decke hoch und rollte sich zusammen. Er sehnte sich nach Schlaf. Und zufrieden schlief er ein.
Alduin wachte mit knurrendem Magen auf und fragte sich, ob alles nur wieder ein Traum gewesen sei. Die anderen Jungen schliefen noch fest.
Schnell stieg er aus dem Bett und zog sich an. Er fühlte sich erfrischt und nichts war jetzt dringender, als herauszufinden, was gestern wirklich geschehen war. Er stibitzte in der Küche ein paar Scheiben Brot, Honig und einen Becher heißen Calba und lief dann zur Falkenhalle hinüber. Dort fand er Calborth und Bardelph ins Gespräch vertieft, aber als sie ihn sahen, brachen sie abrupt ab und sahen ihm schweigend entgegen.
»Wie fühlst du dich heute?«, fragte Calborth. »Wir haben uns mächtige Sorgen gemacht, das kann ich dir sagen. So etwas ist noch nie passiert. Aber deine Mutter ist genau im richtigen Augenblick eingetroffen. Ich glaube gar, sie hat dich aus dem Jenseits zurückgerufen!«
»Also ist sie wirklich zurückgekommen! Ich war nämlich nicht sicher ... Ja, ich hab sie rufen gehört, daran erinnere ich mich. Aber sonst weiß ich nicht, was geschehen ist.« Er schaute die beiden Männer erwartungsvoll an. »Was war wirklich los?«
Bardelph kratzte sich am Kopf. »Wir wissen es auch nicht so genau«, sagte er zögernd. »Rihscha flog direkt auf mich zu, aber er schien irgendwie verstört, als er landete. Dann bist du einfach umgefallen. Woran kannst du dich denn erinnern?«
»Es war sehr eigenartig ... Ich spürte, wie Rihscha abflog und dann ... dann war ich plötzlich irgendwo weit weg. Ich sah durch die Augen eines anderen Falken. Eines Weibchens, das versuchte sein Gelege vor einem Adler zu schützen.« Er brach ab, dann fügte er langsam hinzu: »Der Adler brach ihr das Rückgrat. Dann wurde alles schwarz.«
Calborth und Bardelph schauten sich betroffen an.
»So etwas habe ich noch nie gehört«, meinte Calborth schließlich kopfschüttelnd.
In diesem Augenblick hörten sie ein Geräusch hinter der Tür und unmittelbar darauf trat Lotan in die Bruthalle. Alduin hätte zu gerne gewusst, ob er etwas von der Unterhaltung mit angehört hatte.
»Meister, bitte entschuldigt die Unterbrechung. Jungfer Calborth lässt Euch rufen. Es scheint wichtig zu sein.«
»Ich komme sofort. Weiß schon, worum es geht.«
»Gut«, sagte Lotan nur und wandte sich wieder um, aber nicht schnell genug. Alduin entging sein triumphierender Gesichtsausdruck nicht.
»Beschäftige dich eine Weile mit Rihscha«, befahl Calborth. »Er war ziemlich verstört.«
»Aber nachdem dich deine Mutter zurückgerufen hatte, hat er sich wieder beruhigt«, fügte Bardelph hinzu, um Alduin zu beschwichtigen, der sofort zum Käfig gelaufen war und sich unterwegs einen Handschuh übergestreift hatte.
Er hob den Vogel heraus, redete sanft auf ihn ein und strich ihm über die Brustfedern. Dann nahm er ein paar der saftigsten Fleischstücke von der Futterplatte, die man aus der Küche herübergebracht hatte, und fütterte den Falken, bis sein Kropf voll war.
»Heute Nachmittag müssen wir entscheiden, was wir tun sollen«, hörte er Calborth im Hintergrund zu Bardelph sagen. Er klang so ernst, dass Alduin aufmerksam wurde. Mit Rihscha auf der Faust ging er zu den Männern hinüber.
»Was meint Ihr damit?«
»Alduin, du wärst fast gestorben. Wir müssen vorsichtig sein«, antwortete der Falkenmeister.
»Aber ich ... bestimmt war ich nur ohnmächtig!«
Beide Männer wirkten unschlüssig. »Kam mir eher so vor, als würdest du sterben«, sagte Bardelph. »Wenn deine Mutter nicht ...«
Als ob sie einen Ruf vernommen hätte, trat Aranthia in diesem Augenblick in die Bruthalle. Als sie Alduin sah, lief sie zu ihm, ergriff seine freie Hand und legte sie auf ihre Brust. »Wie geht es dir heute?«, fragte sie besorgt.
»Gut. Mutter, mir geht es gut«, sagte er mit gleichgültigem Schulterzucken.
Sie blickte ihm forschend in die Augen, als könne sie nur dort die Wahrheit finden.
»Du glaubst doch hoffentlich nicht auch, dass ich fast gestorben wäre?«, fragte er
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