Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken

Titel: Falkensaga 01 - Der Schrei des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Augen. »Ich will, dass du eine Weile fliegst und dann wieder zu mir zurückkommst. Aber geh nicht ...«
    Doch bevor er weitersprechen konnte, breitete der Falke schon die Flügel aus, sprang von Alduins Faust und schwang sich in die Lüfte. Und Alduin flog mit ihm, ohne eine Sekunde lang darüber nachzudenken. Kein Zweifel - er sah durch Rihschas Augen. Der Falke glitt zum Hafen hinunter und wandte sich dann zum Meer. Er flog so tief über der Wasseroberfläche, dass Alduin seinen Schatten über die kleinen Wellen huschen sah. Mit einem Schrei stieg Rihscha wieder auf, ließ sich ohne jede Anstrengung von einer Warmluftströmung hochtragen, bis er den Punkt erreichte, an dem der Aufwind zu schwach wurde, und tauchte dann wieder nach unten, dieses Mal zum golden schimmernden Horizont hin, hinter dem die Sonne kurz zuvor verschwunden war. Das Gefühl der Freiheit war berauschend und überwältigend schön. Wie ein Pfeil, der vom Bogen abgeschossen wurde, jagte Rihscha dahin und Alduin flog mit ihm. Die Zeit verlor jede Bedeutung.
    Rihscha, kehre um! Zurück zu den Klippen! Ich werde dich jetzt verlassen.
    Erstaunt bemerkte Alduin, wie klar er dem Vogel seine Gedanken mitteilen konnte und wie leicht er sich aus der Bindung lösen konnte. Einen Augenblick später fand er sich auf den Klippen wieder. Er strahlte Erilea an, die neben ihm saß.
    »Calborth behauptete neulich, es sei nicht gut, wenn man sich selbst durch die Falkenaugen sieht. Es könne einem den Verstand verwirren, meint er. Deshalb habe ich Rihscha einfach befohlen umzukehren und ihm gesagt, dass ich ihn jetzt verlassen würde, und schon bin ich wieder da!«
    »Und dort kommt auch schon Rihscha«, rief Erilea außer sich vor Freude. »Oh Alduin, du hast es geschafft! Du hast dich mit Rihscha im Flug verbunden!«
    »Ja, ich hab es geschafft. Und ich bin sicher, dass ich es genauso unter Kontrolle hätte, wenn sich eine Vision einstellen würde«, antwortete er begeistert. Er streckte den Arm aus; Rihscha landete und erhielt zur Belohnung das Fleischstück.
    »Rihscha, du bist wunderschön! Wie perfekt du fliegen kannst! Und du hast mich verstanden, das weiß ich genau!«
    Der Himmel wurde schnell dunkel und sie eilten zum Falkenhaus zurück, beschwingt vom Erfolg ihres Abenteuers. Alduin war zuversichtlich, dass er bald wieder eine Gelegenheit finden würde, mit Rihscha zu fliegen. Er spürte, dass sein Leben vom Schicksal bestimmt wurde und dass er nichts anders tun konnte, als ihm zu folgen. Sie erreichten das hintere Tor der Zitadelle, spähten um die Ecke und stellten erleichtert fest, dass niemand zu sehen war. Die Vordertür der Bruthalle war zu, aber nicht verschlossen und sie traten schnell ein.
    »Hab ich's mir doch gedacht, dass du es bist!«
    Alduin und Erilea fuhren erschrocken zusammen und wirbelten herum. Calborths Stimme kam aus dem dunklen Schatten. Jetzt trat er hervor und kam mit wütendem Gesichtsausdruck auf sie zu.
    »Ich ... es tut mir Leid, Meister Calborth«, entschuldigte sich Alduin. »Aber bitte versteht doch - ich musste es noch einmal versuchen! Und es hat geklappt! Alles war in Ordnung ... und ich konnte sogar selber entscheiden, wann ich mich mit Rihscha verbinde und wann ich die Bindung löse. War gar nicht schwierig.«
    »Oh, ich verstehe vollkommen!«, gab der alte Mann zornig zurück. »Aber hier im Falkenhaus bin ich für dich verantwortlich. Vielleicht ist hier nicht der richtige Ort für dich«, fuhr er fort. »Du bist wie dein Vater. Er war ein guter Falkner, ließ sich aber auch von keinem etwas sagen.«
    Alduins Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken, das Falkenhaus verlassen zu müssen. »Bitte, schickt mich nicht weg«, flüsterte er. »Ich ... ich brauche ...«
    »Du hörst nicht auf mich. Du denkst, du weißt alles besser«, antwortete Calborth hart.
    »Aber Ihr habt mir doch immer gesagt, ich solle nur auf die Bindung zu meinem Falken vertrauen und mich nicht verkrampfen! Ich weiß jetzt, wie es geht und wie ich es steuern kann!«
    »Schon möglich, aber dein zweites Gesicht, das ist eine ganz andere Sache. Wir wissen noch nicht, was das bedeutet«, entgegnete Calborth.
    Alduin stand mit einem Ausdruck ruhiger Entschlossenheit vor dem Falkenmeister.
    »Was soll dabei anders sein?«, fragte er. »Der Angriff auf den Falken hat mich nur überrascht, weil ich nicht wusste, dass so etwas passieren konnte. Jetzt weiß ich es und ich werde nicht zulassen, dass es wieder geschieht.«
    Calborth schüttelte den Kopf

Weitere Kostenlose Bücher