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Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Titel: Falkensaga 02 - Im Auge des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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für den Fall zurück, dass Skip im Laden aufkreuzte. Die Gruppe, die zu dem Anlegeplatz aufbrach, war nun acht Mann stark, dazu eine junge Frau. Harmans Freunde waren mit Kurzschwertern und Dolchen bewaffnet, Alduin und die Raiden mit Pfeil und Bogen, Erilea mit einem Jagdmesser.
    »Betet zu den Göttern, dass wir eine günstige Stelle finden«, meinte Harman und musterte die bunt zusammengewürfelte Gruppe. »Was sind wir doch für ein armseliger Haufen, wenn ihr mir die Bemerkung gestattet - ein leichtes Spiel für diese Schufte.«
    Als sie am Ufer ankamen, lagen dort zwar ein paar alte Kähne, doch niemand war an Bord.
    »Ihr Burschen da«, rief Harman einer Gruppe junger Leute zu, die Fässer in ein Lagerhaus rollten. »Wo sind die Verantwortlichen für die Kähne? Schnell, es ist dringend! Geht sie holen.«
    Alduin fiel es schwer, geduldig zu bleiben. Doch dann endlich kam einer von ihnen zurück, im Schlepptau einen unausgeschlafenen Mann unbekannter Herkunft. Mit aller Kraft konzentrierte sich der junge Falkner darauf, sich zu beruhigen, um Verbindung mit Rihscha aufzunehmen, doch er war viel zu aufgeregt. Harman erklärte dem Kapitän die Lage, die keinen Widerspruch duldete, worauf dieser sogar einwilligte, Fea Lome zu befördern. Bald legten sie ab. Alduin atmete tief auf. Endlich waren sie unterwegs - endlich bewegte sich etwas. Und jetzt konnte er auch Verbindung mit Rihscha aufnehmen.
    Nach dem, was er hörte, schien der Wagen angehalten zu haben. Der Falke selbst war ruhig. Ein hitziges Streitgespräch entfaltete sich.
    »Ich werde diese Brücke auf keinen Fall voll beladen überqueren! Sieh dir doch nur an, in welchem Zustand sie ist!«, sagte der Kutscher unmissverständlich.
    »Hättest du dir das nicht früher überlegen können? Du warst es doch, der so überstürzt aufbrechen wollte!«, gab eine andere Stimme zurück.
    »Ja, ich hatte es eilig zu verschwinden. Aber ich habe es nicht eilig zu sterben!« Der Kutscher spuckte.
    »Diese Brücke trägt nicht mal einen Esel!«
    »Du übertreibst mal wieder. In so üblem Zustand ist sie gar nicht!«
    »Und ob! Diese Holzbohlen sind völlig verrottet.«
    »Na gut, na gut! Um dich wär's ja wirklich nicht schade, du rückgratlose Vogelscheuche, aber um die Ware ...«, sagte eine andere Stimme. Alduin erkannte sie wieder. Es war der Fath. »Wir laden am besten ab, und ich fahre den leeren Wagen rüber. Ihr haltet Wache, und anschließend kommen die Käfige und Kisten dran. Zuletzt die Pferde.«
    Alduin brach die Verbindung ab und lachte in sich hinein.
    »Wir werden uns eilen müssen«, sagte er, als der Frachtkahn an der anderen Uferseite angekommen war. »Aber dafür haben wir einen Vorteil.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Harman und blickte ihn verwundert an.
    »Das erzähle ich Euch unterwegs«, gab Alduin zurück.
     
    Dicht an dicht säumten die Bäume die alte Straße. Gestrüpp und Wurzelwerk hatten den Weg überwuchert, und in einem ähnlich verkommenen Zustand war auch die Brücke. Doch das Steinfundament machte einen soliden Eindruck.
    Als die Männer die Kisten und Käfige abgeladen hatten, überprüfte der Kutscher Bohle für Bohle, um sicher zu sein, dass die Brücke das Gewicht seines Pferdes tragen würde. Dementsprechend lange dauerte es dann auch, bis er die andere Seite erreichte.
    Er winkte seinen Gefährten und zog dann den Wagen ein gutes Stück weiter, um ihn im Schutz der Bäume abzustellen. Er war nur ein paar Fuß weitergekommen, als ihm etwas ins Auge fiel - etwas, was ihm den Atem stocken ließ. Er zog den Wagen ein Stück weiter in die Richtung.
    Seine Augen hatten ihn nicht getäuscht. Eine zierliche, wunderschöne junge Wunand-Frau lag auf dem Boden neben einer grafitgrauen Felsgruppe. Es schien ihm, als sei sie bewusstlos. Ihr Kopf lag in einem seltsamen Winkel zum Körper. Vermutlich war sie gestürzt und hatte sich verletzt. Ihr Haar umrahmte ihre fein geschnittenen Züge. Das Herz des Kutschers schlug schneller, sein Blut pulsierte, und er hoffte bei allen Göttern, dass sie noch am Leben war. Er warf einen schnellen Blick auf seine Kumpanen, die sich abmühten, die sperrigen Käfige über die Brücke zu tragen. Im gleichen Moment bewegte sich die junge Frau und stöhnte.
    »Ganz ruhig«, sagte er und bückte sich, um sie hochzuheben. Sie war leicht wie eine Feder. Er spürte ein Kribbeln in der Leistengegend. Das hier war eine Trophäe, die er keinesfalls mit den anderen teilen wollte. Zumindest nicht jetzt gleich.

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