Falkensaga 02 - Im Auge des Falken
sich.
»Eure Wiedersehensfreude in Ehren! Doch wir haben einen Plan zu Ende zu führen!«, brummte Harman leise. Zwei meiner Männer bringen diesen Burschen zurück nach Sean Fearll. Wollen wir hoffen, dass die anderen glauben, er hätte kalte Füße bekommen und das Weite gesucht.«
»Und sobald sich seine Kumpanen dann wieder in Bewegung setzen, verfolgen wir sie zur Küste«, sagte Pendar mit einem Blick, der nach Zustimmung suchte.
»Nicht aber Erilea und ich«, warf Alduin zur Überraschung der Wunand-Amazone ein. »Wir haben eine Reise vor uns, die keinen Aufschub duldet.«
Damit sah er die Raiden an, die verständnisvoll nickten. Harman legte den Kopf schief und bedachte Alduin mit einem durchdringenden Blick. Dann zuckte er mit den Schultern.
»Ihr werdet wissen, was ihr tut«, meinte er schließlich. »Somit sind wir immer noch fünf. Das reicht. Wenn wir zu viele sind, laufen wir ohnehin Gefahr, uns zu verraten«, fügte er hinzu, ehe er sich den beiden Männern zuwandte, die den Gefangenen hielten. »Sobald er in Gewahrsam ist, sammelt die anderen und folgt uns, so schnell ihr könnt. Der schwer beladene Wagen wird nicht allzu schnell vorankommen. Ihr solltet uns ohne Weiteres rechtzeitig einholen.«
»Mann, Feyl! Wo steckst du denn? Machst wohl aus dem Wald 'ne Jauchegrube. Komm gefälligst her und pack mit an.«
Alle warteten stumm auf eine Antwort. Doch Feyl, der mittlerweile das Bewusstsein wiedererlangt hatte, konnte keinen Ton von sich geben. Der Knebel saß viel zu fest. Die beiden Männer, die ihn hielten, hakten ihn unter und schleiften ihn außer Sicht in den Wald. Die anderen folgten ihnen lautlos.
»Feyl! Hör endlich auf mit dem Versteckspiel, und komm jetzt raus. Wo bist du?«
Alduin und seine Gefährten waren außer Sicht. Die Kumpane des Kutschers hatten nun bereits die Stelle erreicht, an der sie noch vor wenigen Augenblicken gestanden hatten. Das war knapp gewesen.
»Dieser dumme Trottel hat wohl Schiss bekommen, was?«
»Ist nicht schade um ihn. Konnte ihn ohnehin nie ausstehen.«
»Chac wird das aber gar nicht gefallen.«
»Das kann gut sein. Aber das ist schließlich Feyls Problem. Er sollte ihm wohl besser nicht mehr unter die Augen treten, wenn er nicht ...«
Die Männer machten sich höhnisch lachend wieder daran, die Waren zu verladen, die sie an die Uzoma verschachern wollten. Ihnen schien nicht in den Sinn zu kommen, dass ihrem Kumpan etwas zugestoßen sein könnte.
»Pendar«, sagte Alduin, nachdem sie außer Hörweite waren. »Es ist jetzt deine Entscheidung und die deiner Leute, die Falken zu befreien, wenn die Zeit reif ist. Prüft, ob sie kräftig genug sind, in die Freiheit zurückzukehren. Dabei wird euch eure jahrelange Erfahrung zugute kommen.«
Stolz hellte die Züge des Falkners auf. Waren sie noch bis vor Kurzem ein Haufen hoffnungsloser Männer, so hatten sie nun ihre Selbstachtung wiedergewonnen. »Wie können wir dir danken?«, fragte Pendar. »Alles, was geschehen ist, kommt mir wie ein Wunder vor. Möge Gilian auch weiterhin deine Schritte lenken.«
»Ich bin überzeugt davon, dass eure Schritte euch auf erfüllendere Pfade führen werden, wenn alles vorüber ist«, meinte Alduin, hob die Faust an die Brust und verneigte sich. »Mögen wir uns bald wieder begegnen.«
»So es Gilians Wille ist«, erwiderten die Raiden im Einklang.
Nun wandte sich Alduin an Harman und schüttelte ihm die Hand. Der launenhafte Kataure hatte sich bei diesem Abenteuer als wertvoller Gefährte und guter, wenngleich etwas rauer Anführer erwiesen.
»Falls Ihr je hinunter nach Sanforan gelangt, solltet Ihr Cardol und Ferl in den Kasernen der Katauren besuchen«, schlug Alduin vor. »Es sind wertvolle Männer. Ihr würdet euch gut verstehen.«
Harman grinste, schüttelte aber den Kopf.
»Versuchst du etwa, mich zum Dienst zu bewegen? Ich glaube, das lasse ich lieber. Ich fühle mich hier oben pudelwohl. Dort unten in Sanforan habe ich nichts verloren. Ich rühr mich hier nicht weg.« Danach wandte sich der Kataure an Erilea. »Halte ein Auge auf ihn, und bewahr ihn nach Möglichkeit vor Ärger!«
»Ich werde mein Bestes tun«, antwortete sie und schüttelte ihm herzlich die Hand.
Damit teilte sich die Gruppe. Der Gefangene wurde nach Sean Ferll gebracht, Erilea und Alduin suchten sich mit dem noch recht benommenen Falken ein Versteck in der Nähe der Brücke, und der Rest der Mannschaft bezog ein Stück jenseits des Wagens Stellung.
Die Sonne hatte ihren
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