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Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Titel: Falkensaga 02 - Im Auge des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ohne lange zu überlegen, trug er sie außer Sichtweite hinter den Felsen.
     
    Erilea war in großem Tempo losgerannt. Sie ließ sich einfach nicht von ihrem Plan abbringen und überging Alduins Bedenken über die von ihr gewählte Rolle. Flink und lautlos wie ein junges Burakreh war sie zwischen den Bäumen hindurchgehuscht.
    Alduin, die Männer und die Stute waren aufs Äußerste bemüht, nicht wie eine Horde wild gewordener Keiler durch die Büsche zu stampfen. Sie kamen dicht genug heran und konnten mit ansehen, wie der Kutscher gerade die scheinbar bewusstlose Erilea hochgehoben hatte.
    Alduin kochte vor Wut darüber, dass einer der Diebe Erilea mit seinen dreckigen Fingern berührte. Und als er gerade losstürmen wollte, hielt Harman ihn zurück.
    »Bleib! Sie weiß schon, was sie tut, Junge, und es würde ihr nicht gefallen, wenn du den Plan vermasselst«, flüsterte er. »Wenn er uns zu früh bemerkt, wird er Alarm schlagen. Lass mich ihn von hinten überraschen.«
    Der Kataure musste grinsen über Alduins gequälten Gesichtsausdruck. Er zog einen bedrohlich aussehenden Dolch aus der Scheide, zwinkerte Alduin zu und kroch los. Die anderen folgten ihm in gebührendem Abstand, sorgsam darauf bedacht, dass sie sich nicht durch ein ungewolltes Geräusch verraten würden. Büsche, Bäume und Felsen boten die nötige Deckung, um von der anderen Seite der Brücke nicht gesehen zu werden.
     
    Erilea blinzelte. Sie bewegte sich gerade so viel, um die Aufmerksamkeit des Kutschers zu erregen.
    »Wo bin ich?«, murmelte sie und versuchte, ihrer Stimme einen verwirrten und schutzbedürftigen Ton zu verleihen.
    »Mach dir darüber mal keine Gedanken«, sagte er und lief rot an und war kurzatmig vor Erwartung auf die leichte Beute. »Ich kümmere mich schon um dich ...«
    Er warf einen kurzen Blick zur Brücke. »Verdammt!«, stieß er leise aus und duckte sich hinter dem Stein. Der erste seiner Kumpanen hatte bereits die andere Seite der Brücke erreicht. »Verflucht sollen sie sein! Ausgerechnet jetzt kommen sie, mir den Spaß zu verderben.«
    Er bückte sich, um das Mädchen wieder hochzuheben, kam aber nicht weiter als eine Faustbreit an sie heran. Eine kräftige Hand legte sich von hinten fest über seinen Mund, ein Arm umklammerte seinen Hals wie ein Schraubstock, und eine Dolchspitze stach ihn schmerzlich in die Kehle. Blitzschnell sprang die Wunand auf und hielt ihm das eigene Messer in die Lendengegend. Mit einem Mal sah sie alles andere als hilflos aus.
    »He, Feyl, wo bist du?«
    Die ersten beiden Kumpane waren am Wagen angekommen und begannen, die Käfige wieder aufzuladen.
    »Sag auf der Stelle etwas Überzeugendes», zischte Harman dem Kutscher ins Ohr, »sonst schwöre ich bei allen Göttern Nymaths, dass dies dein letzter Atemzug war.«
    Als Feyl zögerte, bohrte der Kataure den Dolch tiefer in die Haut, bis das Blut herausfloss.
    »Ich ... Ich ... Kann man nicht mal in Ruhe sein Geschäft erledigen!«, rief Feyl.
    »Pfui, Teufel. Mach dir mal keine Sorgen. Wir kommen dir bestimmt nicht zu nah«, gab einer der Männer zurück, dann lachten sie, als sie wieder die Brücke überquerten.
    Kaum hatten sie ihm den Rücken zugewandt, schlüpfte Alduin aus dem Gebüsch und dankte Gilian. Tatsächlich war Rihscha einer der ersten Falken in den Käfigen, die sie herübergetragen hatten. Binnen zehn Herzschlägen huschte er in den Wagen, öffnete den Käfig, schnitt die Fesseln durch und befreite ihn. Dann lief er zum Versteck zurück. Mittlerweile hatte Harman den Kutscher mit dem Heft seines Dolches bewusstlos geschlagen. Gefesselt und geknebelt lag er nun im Gras. Erilea lief zu Alduin, hielt aber dann für einen Moment inne. Sie sah den Ausdruck in seinem Gesicht, als er Rihscha die Sackleinenkapuze abnahm und ihn liebevoll streichelte. Sie war gerührt und verunsichert zugleich über die Fürsorge und die tiefe Zuneigung, die er dem Falken zuteil werden ließ. Wie aus einer anderen Welt wandte er sich ihr erst nach einem kurzen Moment zu. Unsicherheit machte sich in seinen Zügen breit.
    »Rihscha geht es gut ...«, stammelte er. »Du ... du warst... bei Gilians heiliger Feder, Emo muss stolz auf dich sein. Du hast diesen Schurken vollkommen zum Narren gehalten und ich ... ich ...«
    Hin- und hergerissen zwischen Stolz und der Erinnerung daran, wie er sich noch einen kurzen Augenblick zuvor gefühlt hatte, konnte er den Satz nicht einmal zu Ende bringen. Er schlang einfach seinen Arm um sie und drückte sie an

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