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Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Titel: Falkensaga 02 - Im Auge des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihrerseits das Haupt, dann begann sie zu Erileas und Raels maßlosem Erstaunen, den schillernden Pfad zu beschreiten, den die Monde auf das Wasser gezaubert hatten.
    »Das ist unmöglich«, flüsterte Rael.
    »Für eine Raubkatze vielleicht«, pflichtete Erilea ihm bei. »Nicht aber für eine Göttin.«
    »Eine Göttin?«
    »Ja. Die Göttin Emo ist gekommen, um mir ihr Geleit zu gewähren.«
    »Geleit? Wohin?«, fragte Rael. »Die Insel ist verschwunden - das hast du selbst gesagt.«
    »Ich werde ihr vertrauensvoll folgen müssen«, entgegnete Erilea. »Ich glaube nicht, dass Emo mich in die Irre führen würde.«
    »Aber Erilea«, warnte Rael. »Unmittelbar voraus ist ein Wasserfall. An irgendeiner Stelle wird dich die Strömung mit sich reißen.«
    »Nur wenn ich mich völlig irre, und das glaube ich nicht«, gab sie zurück. »Sieh nur - Emo wartet. Sie ruft mich.«
    Tatsächlich hatte die Arekkatze angehalten und schaute zum Strand zurück. Aus ihren Augen sprach Geduld.
    »Ich gehe«, verkündete Erilea. Ohne zu zögern, lief sie zum Strand hinab und schob ihren Treibstamm ins Wasser.
    »Du glaubst doch nicht etwa, dass ich hier abwarte, bis du auch verschwindest«, sagte Rael und lief ihr nach. »Wohin du auch gehst, ich begleite dich.«

16
     
    Rael folgte Erilea ins Wasser. Während sie paddelte, schwamm er neben ihr. Gleichzeitig schwang sich Sivella in die Lüfte und kreiste über ihnen. Während Erilea beobachtete, wie die Raubkatze vor ihnen über die Wasseroberfläche glitt, als liefe sie über eine gläserne Platte, spürte sie, wie jegliches Gefühl der Wirklichkeit verflog. Magie beherrschte die Nacht, hielt die beiden Schwimmer umfangen und ermutigte sie, den Weg fortzusetzen.
    Doch plötzlich spürten sie, wie die Strömung sie erfasste und unerbittlich in die Richtung zog, in der das Wasser des Sees über die felsigen Stufen in die Tiefe stürzte.
    »Erilea!«, brüllte Rael und streckte den Arm aus, um nach ihr zu greifen, während er gleichzeitig mit aller Kraft gegen den Sog ankämpfte. Aber als sie seine Hand zu fassen versuchte, entglitten ihr die Finger.
    »Elin! Emo! Rette uns!«, rief Erilea.
    Sie schaute nach vorne, suchte nach der Katze, sah jedoch nur die Weiten des Wassers.
    Elin war verschwunden. Der schillernde Pfad war verblasst, als die Monde höher in den Nachthimmel geklettert waren. Binnen eines Augenblicks war das Gefühl der Sicherheit verflogen. Krampfhaft schlang sie die Arme um den Baumstamm, umklammerte ihn und versuchte, nicht in Panik zu geraten. Was war geschehen? Was hatte Emo beabsichtigt?
    Erilea weigerte sich zu glauben, dass sie in eine Falle gelockt worden war, die damit enden würde, dass ihr Körper zerschmettert am Fuß des felsigen Wasserfalls landete. Was hätte das für einen Sinn? Ob es sich um eine Art Prüfung handelte? Oder aber war sie tatsächlich einer Täuschung aufgesessen?
    »Wenn es von Anfang an eine Falle war, dann soll es mir recht sein!«, schrie sie in ihrer Verzweiflung und Todesangst in die Nacht hinaus. Alduin hatte sie bereits im Stich gelassen. Wenn die Göttin es ihm nun gleichtat, was für einen Sinn hatte es dann, noch zu leben?
    »Lass mich zurück«, rief sie Rael über die Schulter zu. Sie war bereits ein gutes Stück abgetrieben. »Du kannst es noch schaffen, wenn du sofort umkehrst.«
    »Mach dich nicht lächerlich«, gab er keuchend zurück. Mit kräftigen Stößen schwamm er mit der Strömung Erilea hinterher. »Entweder bringe ich uns beide in Sicherheit oder keinen von uns!«
    Er tat einen letzten verzweifelten Schwimmmstoß, dann konnte er sich endlich an dem Treibstamm festklammern.
    »Wir müssen die Richtung ändern!«, wies er sie an. »Bring die Beine vor dich und paddle gegen die Strömung.«
    Die beiden wandten alle Kraft auf, und schließlich gelang es ihnen, die rasche Fahrt des Baumstamms zu verlangsamen. Sivella kreiste über ihnen und krächzte ermutigend. Doch plötzlich fiel Rael etwas Merkwürdiges an ihrem Gebaren auf.
    »Sivella bedeutet uns, vorwärtszutreiben - nicht zurück«, japste er. »Lass mich kurz Verbindung mit ihr aufnehmen.«
    Er konzentrierte sich mit allen Kräften, um sich mit seinem Falken zu verbinden, und gleich schon nahm die Strömung sie noch fester in Bann. Erilea, die vor Kälte und Erschöpfung zitterte, spürte, wie ihre Kraft nachließ. Ihre Wut auf die Göttin war ebenso rasch verpufft, wie sie aufgelodert war.
    Erilea begann zu beten: Emo, wenn dies mein Ende sein soll, dann

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