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Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Titel: Falkensaga 02 - Im Auge des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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lass mich ihm mit Mut und Freude und ohne Bedauern begegnen.
    »Das ist unfassbar«, rief Rael und holte sie in die Wirklichkeit zurück. »Sivella kann die Insel sehen.«
    »Wo? Wo ist sie?«
    »Unmittelbar vor uns. Wir treiben direkt auf sie zu.«
    Beide starrten nach vorne, konnten aber nichts erkennen. Dann schaute Erilea zu Rael und grinste.
    »Was ist denn so komisch?«, fragte er.
    »Wessen Augen vertraust du mehr? Deinen oder Sivellas?«
    Nun war es Rael, der grinsen musste.
    »Sivellas natürlich!«
    Sie hörten auf zu paddeln und ließen sich treiben. Bald darauf verlangsamte sich ihre Fahrt. Und dann spürte Rael, wie sein Fuß gegen etwas Hartes stieß.
    »Ich habe gerade den Grund gespürt«, rief er. Große Erleichterung schwang in seiner Stimme mit.
    »Ich auch«, sagte Erilea gleich darauf.
    Obwohl noch nichts zu sehen war, wateten Erilea und Rael durch das Wasser, das mit jedem Schritt seichter wurde.
    Jetzt schien es, als würde sich ein Schleier vor ihren Augen erheben, und sie erkannten, was wirklich war - die Insel, die zeitweise unsichtbar, jedoch die ganze Zeit über hier gewesen war.
    »Vergib mir, Emo, dass ich an dir gezweifelt habe«, flüsterte Erilea bei sich.
    Sie kletterten auf den schmalen Strand und schüttelten sich das Wasser aus den Kleidern. Schließlich sahen sie sich um. Die Insel war klein und barg offensichtlich keine Geheimnisse. Das Licht der Monde fiel auf die Steinblöcke und Büsche, die eine Lichtung in ihrer Mitte umringten, aus der ein verfallener Turm ragte. Sivella hockte auf dem Gemäuer.
    »Der Turm«, rief Erilea und rannte darauf zu. »Alduin muss hineingegangen sein.«
    Sie sahen den Eingang mit einer verrotteten Holztür, die in rostigen Angeln hing. Dicht gefolgt von Rael, preschte Erilea hindurch, doch kaum war sie im Inneren angelangt, blieb sie plötzlich stehen. Der Turm war nichts als ein runder, leerer Raum.
    »Was in ganz Nymath geht hier eigentlich vor sich!«, fluchte Erilea, während sie die kahlen Mauern absuchte und durch das offene Dach in den Sternenhimmel blickte. »Hier ist gar nichts!«
    Kurz überlegten sie, ob sich vielleicht hinter der Mauer geheime Türen verbargen. Doch sooft sie auch gegen die Steine drückten - es öffnete sich nichts. Das Mauerwerk war solide.
    »Warte«, sagte Rael und hielt gedankenverloren inne. »Lass mich nachdenken. Irgendetwas an diesem Ort stimmt nicht.«
    Langsam lief der junge Falkner im Kreis und dachte nach, was ihn so irritierte.
    »Aber natürlich! Das ist keine echte Ruine«, stieß er plötzlich hervor. »Wo sind die zersplitterten Dachbalken, wo die herabgefallenen Steinblöcke der Mauer? Es gibt keine.«
    Erilea verstand sofort, was er meinte. »Du hast recht. Es sieht nur aus wie eine Ruine.«
    »Vielleicht ist es ein weiteres Trugbild«, murmelte Rael. »Die Frage ist nur, wie können wir das Geheimnis lüften?«
    Er lief aus der Tür, entfernte sich ein Stück vom Turm, drehte sich um und blickte wieder zurück. Erilea folgte ihm dicht.
    »Sivella«, rief Rael. »Zeig mir, was du siehst.«
    Der Falke sprang in die Luft und zog einen breiten Kreis um den Turm. In dem Augenblick, in dem Rael die Verbindung mit ihr einging, holte er keuchend Luft. Vor ihm stand plötzlich ein perlmuttfarbener Turm, dessen strahlend leuchtender Eingang ihn anzulocken schien. Er griff nach Erileas Hand.
    »Schließ die Augen und folg mir«, flüsterte er ihr zu.
    Noch während er die Verbindung zu Sivella aufrechterhielt, bewegte Rael sich mit Erilea vorwärts - vorsichtig, um nicht zu stürzen. Sobald sie dem schillernden Bauwerk nahe gekommen waren, flog Sivella durch die Tür und stieß die gewundene Treppe hinab. Rael und Erilea folgten ihr unmittelbar.
    »Du kannst die Augen jetzt öffnen«, raunte Rael ihr ehrfürchtig zu. »Wir sind da.«
    Erilea sog hörbar die Luft ein, als sie sich in der siebenseitigen Kammer umsah.
    »Das ist unglaublich«, hauchte sie voll Ehrfurcht. »Wer mag etwas so Wundervolles gebaut haben? In Sanforan gibt es nichts Vergleichbares.«
    »Das kannst du laut sagen!«, pflichtete Rael ihr bei. »Aber wo sind wir? Sind wir noch in Nymath?«
    Sie gingen langsam durch den Raum und betrachteten aufmerksam die kunstfertigen Muster der Säulen und Friese und die Decke, die sich unendlich weit über ihnen wölbte. Doch hielten sie sich von den dunklen Torbogen instinktiv fern. Sie schienen zu spüren, dass sie nicht dazu eingeladen worden waren. Die Abmessungen des Raumes erwiesen sich als

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