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Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Titel: Falkensaga 02 - Im Auge des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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Ich weiß nicht recht ... Wie kann ein Mann so einfach vom Erdboden verschwinden?«
    Calborth nickte bedächtig. »Gewiss, es fällt schwer zu glauben, dass es einen Menschen plötzlich nicht mehr gibt, mit dem man einmal eng verbunden war. Aber es ist nicht das erste Mal, dass ein Bote von seinem Auftrag nicht mehr zurückgekehrt ist. Du weißt, dass es in Nymath Gebiete gibt, in die sich nur wenige wagen. Er könnte überall sein.«
    »Lebendig?«, fragte Alduin.
    »Oder tot«, gab Calborth zurück. Mit seinem Tonfall gab er zu verstehen, dass er das Gespräch nur ungern weiterführen wollte. Vielleicht war ihm auch bewusst geworden, dass er den Fragen hilflos gegenüberstand. So lenkte Alduin ab: »Ich glaube, ich gehe noch ein wenig spazieren«, meinte er und sprang auf.
    Meister Calborth bedachte ihn mit einem erleichternden Lächeln, ehe er zustimmend nickte.
    »Lauf nur, lauf nur zu, Junge.«
     
    Alduin schlenderte die Hauptstraße entlang und ging durch das hölzerne Haupttor, vorbei an den Onur-Wächtern. Nach Norden in Richtung Lemrik wand sie sich als sanft gekrümmte Schneise durch die graugrünen Emmerfelder und zog dann einen Bogen nach rechts. Als er sich umblickte, konnte er nur noch die Dächer der Zitadelle und des Glockenturms im flimmernden Licht erkennen. Rechts und links von ihm ragten die Ähren hoch hinauf. In ein, zwei Monden würden sie reif zur Ernte sein.
    Er rief Rihscha zu sich, der heranflog und sanft auf seiner Faust landete. Alduins Schritte wurden langsamer unter der trägen Hitze, und in seinen Ohren summte die fast unwirkliche Stille. Immer wieder musste er sich den Schweiß von der Stirn wischen.
    Ein Schatten glitt über das Getreide. Doch es war nicht der hoffnungsvoll erwartete Vorbote eines aufziehenden Gewitters, vielmehr nur ein launenhafter Windstoß in der brütenden Sommerhitze.
    Je länger Alduin die Straße entlangschlenderte, desto mehr nahm ihn ein merkwürdiges Gefühl gefangen. Es war, als träumte er. Die Straße, die Hitze, die Felder um ihn herum - alles schien so greifbar nah und doch nicht wirklich zu sein.
    Schlagartig versteifte sich Rihscha. Unruhig schnellte der Kopf des Falken bald in die eine, bald in die andere Richtung und verlagerte dabei das Gewicht von den linken auf die rechten Krallen.
    »Was hast du, Rihscha?«
    Rihscha erstarrte für einen Moment, dann duckte er sich und erhob sich mit einem mächtigen Stoß in die Lüfte. Im gleichen Moment ging Alduin die Verbindung mit ihm ein und sah mit den Augen seines Falken. Er flog auf den Wald zu, unter seinen kräftigen Flügelschlägen zog das Emmerfeld wie ein goldener Teppich vorüber. Eine Schneise hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Es sah fast so aus, als hätte ein großes Tier einen Pfad getrampelt, der inmitten des Feldes endete.
    In weiten Kreisen segelte der Falke tiefer und verharrte in sicherer Entfernung, während Alduin zu erkunden versuchte, was dort halb verborgen zwischen dem Getreide lag. Was immer es auch sein mochte, es bewegte sich nicht.
    Halt Abstand , forderte Alduin seinen Falken auf, ich bin auf dem Weg.
    Alduin prägte sich die Stelle ein, dann brach er die Verbindung mit Rihscha ab, verließ die Straße und bahnte sich geduckt einen Weg durch das Getreide. Rihschas Rufe führten und warnten ihn zugleich.
    Alduin hielt inne. Die summenden Geräusche der Insekten waren verstummt. Totenstille um ihn herum.
    Wieder ergriff dieses seltsame Gefühl Besitz von ihm; es war, als wäre die Zeit stehen geblieben. Erst nach ein paar Herzschlägen kroch er vorsichtig weiter und versuchte angestrengt, im hohen Halmendickicht etwas zu erkennen.
    Endlich lichtete sich der Emmer und gab den Blick frei auf ein dunkles Schattenbild am Boden. Alduin schlich weiter, bis ihn nur noch ein paar Schritte von seinem Ziel trennten. Erschrocken hielt er inne.
    Mitten im Emmerfeld lag ein Mann auf dem Bauch, seine Arme ausgestreckt, als wollte er jemandem huldigen. Die Beine waren gespreizt, sein strähniges, langes schwarzes Haar und der verfilzte Bart fielen zur Seite. Die Kleidung, die wohl einmal schwarz, braun oder dunkelgrün gewesen sein mochte, war verblichen. Alduin nahm jede Einzelheit wahr. Er hatte das Gefühl, dass von dem Fremden keine Gefahr ausging. Wer immer es auch war und woher er auch gekommen sein mochte, so brauchte er doch offensichtlich sehr dringend Hilfe.
    Der junge Falkner robbte sich weiter heran und kauerte sich neben den Fremden. Behutsam legte er eine Hand auf seine

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