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Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Titel: Falkensaga 02 - Im Auge des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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Augenblickes an seiner Seite und stützte ihn auf eine seltsame Weise, ohne ihn dabei zu berühren.
    »Schon gut, schon gut«, flüsterte die Stimme sanft. »Es war ein harter Tag. Doch jetzt bist du in Sicherheit. Ich kümmere mich um dich. Rihscha geht es gut. Mach dir keine Sorgen.«
    Bevor Alduin sich fragen konnte, woher das eigenartige Wesen Rihscha kannte oder gar wusste, was er durchgemacht hatte, breitete sich über ihm ein Gefühl der Erleichterung aus wie eine wohlig warme Decke. Mit einem Mal fühlte er sich geborgen und wie von allen Sorgen befreit. Dankbar fiel er in einen tiefen Schlummer.
     
    Als er am nächsten Morgen erwachte, glühte sein Körper fiebrig. Er lag in einer Höhle auf einer Binsenpritsche, nur leicht bedeckt mit einem Leinenlaken.
    Durch das Pochen in seinem Kopf drang das Geräusch von Wellen, die draußen gegen die Felsen peitschten. Er spürte eine sanfte Brise, die ihm aber nur wenig Erfrischung verhieß.
    Vorsichtig versuchte er, sich aufzurichten, und griff benommen nach der Wasserschale neben ihm auf einem kleinen Tisch. Doch er war zu schwach, sie anzuheben, und stieß sie ungeschickt um. Von der Anstrengung erschöpft, die ihn allein schon diese kleine Bewegung gekostet hatte, sank er zurück auf die Pritsche. Als er die Augen schloss, um die Verbindung mit Rihscha aufzunehmen, wurde er von einem heftigen Schwindelanfall gepackt.
    »Rihscha, wo bist du?«, flüsterte er.
    Er spürte den Schnabel des Falken, der ihn behutsam in den Arm zwickte, und verlor sich in seinem tiefgründigen Blick. Er fand darin Halt wie der Anker eines kleinen Bootes im stürmischen Ozean. Ein überwältigendes Gefühl der Liebe für Rihscha überkam ihn, Harmonie und Stille umfingen ihn. Es war, als könne sich sein Geist aus seinem Körper lösen, als würde ein tiefer liegender Teil seines Inneren an die Oberfläche dringen.
     
    ... Krath flog träge über den tiefgrünen Teppich des Waldes und kreiste immer wieder, um zu sehen, wie Cal vorankam ... Sie waren am frühen Morgen aufgebrochen und würden das Dorf bald erreichen ... Von Zeit zu Zeit nahm er Verbindung mit seinem Falken auf, doch der unwegsame Pfad mit seinen Wurzeln, Wildkräutern und Steinen erforderte seine ganze Aufmerksamkeit.
    Krath fand sich damit ab, obwohl es seine größte Freude war, mit dem Falkner zu fliegen. In einem Aufwind ließ er sich mühelos höher und höher treiben. Etwas abseits von dem Pfad glänzte das breite Band des Mangipohr auf seiner langen Reise zum Ozean bronzefarben im Licht ...
    Am fernen Ufer war der Wald noch dichter ... in ungleichmäßigen Abständen überragten zerklüftete Felsvorsprünge die in gleißendes Licht getauchten Wipfel der Bäume ... die Ausläufer des majestätischen Pandarasgebirges erstreckten sich in der Ferne ... Als die Sonne im Westen versank, gingen die Gipfel allmählich von einem dunklen Blau in ein Purpur über ... Krath beobachtete Cal aufmerksam und sah, wie er gerade die ersten Hütten am Rand des Dorfes erreichte ...
     
    Cal kam nur langsam voran. Er schob die letzten wild wachsenden Brombeersträucher beiseite, die den schmalen Waldpfad überwucherten, und dann endlich lag das Dorf Lemrik am Mangipohr vor ihm.
    Auf dem Weg zur Dorfmitte sah er in den Fenstern der Hütten die Lichter flackern, und aus den Kaminen stieg der Rauch auf.
    Es war schon eine ganze Weile her, als er das letzte Mal hier gewesen war. Die Herbst- und Wintermonate in seinem neuen Zuhause mit Aranthia waren trotz Kälte und trüben Wetters wie im Flug vergangen, und mit den ersten Zeichen des Frühlings kamen viele neue Aufgaben auf ihn zu. So war das Dach zu reparieren, der Hühnerstall brauchte ein neues Gatter, den Gemüsegarten wollte er vergrößern. Als er dann entdeckt hatte, dass die Motten über Aranthias Samen- und Kornvorräte hergefallen waren, musste er nach Lemrik aufbrechen, um Ersatz zu beschaffen. Und wenn er schon einmal dort war, so konnte er sich auch gleich nach einem Winterkalb umsehen. Sosehr er Aranthias Gesellschaft genoss, war er doch guter Laune aufgebrochen. Er liebte die Freiheit, und tief in seinem Herzen war er ein Wanderer.
    In den vergangenen fünf Jahren hatte er mit Krath die verborgensten Winkel Nymaths ergründet. Es gab Falkner in Sanforan, die es weit unter ihrer Würde empfanden, mit ihren Falken als Kundschafter oder Boten anderen zu dienen als dem Hohen Rat. Cal hingegen nahm jeden Auftrag an und genoss das Leben abseits der Stadt und der

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