Falkensaga 02 - Im Auge des Falken
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»Verflucht!«, brummte Jad mürrisch. »Dem geht die Zunge schneller, als Euer Falke fliegen kann. Geheim halten können wir mit ihm die Goldmine bestimmt nicht.«
»Ich versprech, ich sag keinem ein Wort! Ich mach, was immer ihr wollt«, gelobte Triel und warf einen flehenden Blick erst zu Jad, dann zu Rael.
»Da lang geht's heimwärts«, sagte Jad und deutete in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
»Aber ... das könnt Ihr nicht machen!«, rief Triel.
»Was? Dich nicht zurückschicken?«, fragte Jad höhnisch. »Wenn du alt genug zum Ausbüchsen bist, dann bist du auch alt genug, deine Beine in die Hand zu nehmen.«
»Aber es ist doch viel zu weit«, sagte Triel kläglich. Jetzt rollten ihm die Tränen unaufhaltsam über die Wangen.
Rael dachte einen kurzen Moment nach. Er legte dem Jungen die Hand auf die Schulter und führte ihn hinüber zu der Stelle, an der er Holz und Reisig aufgeschichtet hatte. »Jad hat schon recht. Du hättest vorher darüber nachdenken sollen, wenn du etwas tust. Vielleicht sogar zweimal! Aber jetzt beruhig dich erst mal und hilf mir, das Feuer anzuzünden. Dann sehen wir weiter.« Schweigend arbeiteten die beiden zusammen. Nur Jads brummiges Gemurmel drang durch die Abendluft. Erst als das Holz Feuer gefangen hatte und die Flammen zu züngeln begannen, ergriff Rael wieder das Wort.
»Warum bist du ausgerissen?«, fragte er Triel, obwohl er die Antwort bereits erahnte.
»Ich will ein Falkner werden!«
»Aber du bist viel zu jung für die Ausbildung in der Falkenhalle. Und selbst wenn du alt genug wärst, bräuchtest du jemanden, der dir hilft, aufgenommen zu werden.«
»Ich such meinen Großvater ... und meinen Onkel«, antwortete der Junge trotzig.
»Weißt du denn überhaupt, wo sie leben? Und was ist, wenn dein Großvater bereits gestorben ist und dein Onkel gar nicht mehr in der Stadt ist? Kennst du denn überhaupt ihre Namen?«
»Mein Onkel kann nicht tot sein. Da bin ich mir ganz sicher. Dafür ist er viel zu jung«, antwortete Triel mit der Überzeugung eines Kindes, das nur wenig Berührung mit dem Tod hatte.
»Na schön. Aber kennst du seinen Namen?«, beharrte Rael zu wissen.
»Lotan«, antwortete der Junge mit fester Stimme.
Blitzartig wurde Rael die Ähnlichkeit in Brettas Zügen bewusst. Er wunderte sich, weshalb sie ihm nicht schon früher aufgefallen war, nach all dem, was sie über ihn erzählt hatte. Natürlich: Er kannte Brettas Bruder. Lotan war einst sein Lehrer im Bogenschießen gewesen. Ihm blieb es versagt, den Bund mit dem Falken zu schließen. Und über die Verbitterung war er dann zerbrochen. Triel übersah nicht die Veränderung in Raels Zügen, wenngleich er sie nicht zu werten verstand.
»Ihr kennt doch nicht etwa meinen Onkel?« Rael nickte - unfähig, etwas zu erwidern.
»Dann könnt Ihr mich ja zu ihm fuhren, sobald wir ankommen, und alles wird gut», plapperte Triel munter weiter. »Wir schicken Mama eine Nachricht und ...« Triels Blick fiel auf Raels getrübte Miene und er verstummte abrupt.
»Dein Onkel, Meister Lotan, war mein Lehrer im Bogenschießen ... ein ... ein wirklich guter Lehrer. Doch dann ... ja dann wurde er krank. Das war vor zwei Jahren.«
»Ist er gestorben?«
»Nein, nein. Aber er hat sich nie wieder richtig erholt. Er konnte nicht mehr unterrichten. Daraufhin verließ er die Stadt. Niemand weiß, wohin er gegangen ist.«
Triel hörte nicht den zittrigen Tonfall, der in Raels Stimme mitschwang. Für ihn zählte in diesem Moment nur eines - nämlich dass sein Onkel nicht mehr in Sanforan lebte.
»Und mein Großvater?«, fragte er hoffnungsvoll.
»Ich kenne ihn nicht», erwiderte Rael. »Und ich glaube auch nicht, dass Lotan ... Meister Lotan noch eine Familie hatte.«
»Aber doch. Ihr habt nur nie etwas davon erfahren. Immerhin hat er auch eine Schwester.«
»Da magst du recht haben«, räumte Rael ein.
»Werdet ihr mir dann helfen, meinen Großvater zu finden?«, fragte Triel und bedachte Rael mit einem Blick, aus dem ein so hoffnungsvolles Urvertrauen sprach. »Werdet ihr mich nach Sanforan mitnehmen?», fragte Triel noch einmal eindringlich.
Jad, der abseits vom Feuer den Esel versorgte und den Dialog mit anhörte, räusperte sich warnend. Doch der junge Falkner brachte es nicht übers Herz, sich der Bitte des jungen zu widersetzen, und nickte.
»Triel, wir können dich nicht wieder den weiten Weg allein zurückschicken.« Er schwieg für einen Moment und tauschte Blicke mit
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