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Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Titel: Falkensaga 02 - Im Auge des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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Jad, der schließlich mit den Schultern zuckte.
    Rael wandte sich wieder an den Jungen. »Ja, wir werden dich mitnehmen«, entschied er. Ich werde dir auch helfen herauszufinden, ob dein Großvater noch am Leben ist. Ganz gewiss gibt es im Archiv des Hohen Rates Aufzeichnungen über die Familie von Meister Lotan.«
    Ein Lächeln erhellte Triels Augen. Es erinnerte Rael an den flüchtigen Augenblick, in dem er in Brettas Zügen ähnliche Freude erkannt hatte.
    »Wir müssen deiner Mutter so schnell wie möglich eine Nachricht senden«, sagte er. »Bei Tagesanbruch schicke ich Sivella zu ihr.«
    Jad gesellte sich zu ihnen ans Feuer. Er hatte seine mürrische Miene noch nicht abgelegt, schien sich aber mit Raels Entscheidung abgefunden zu haben und summte wieder vor sich hin. Er packte Brot, Käse und Wurst aus.
    »Du siehst nicht so aus, als würdest du viel mehr als ein Floh verdrücken«, meinte er versöhnlich zu Triel und deutete auf das Essen. »Ich lass mir keinesfalls von deiner Mutter vorwerfen, ich hätte dir nichts zu essen gegeben!«
    »In dem Krug unter dem Kutschbock ist Wasser, geh es holen.«
    »Also ihr habt euch tatsächlich entschieden, den Jungen bei Euch zu behalten?«, wollte Jad wissen, als Triel losrannte. »Ja. Aber nur so lange, bis wir herausgefunden haben, ob sein Großvater noch lebt.«
     
    Rael, Jad und Triel erreichten die offene Ebene westlich von Sanforan zur selben Zeit, als Sivella vor der Hütte des Fährmanns zur Landung ansetzte.
    Bretta war allein zu Hause. Kurz nach Raels und Jads Aufbruch hatte sich auch Lurd, nichts ahnend vom Verschwinden des Jungen, flussaufwärts auf den Weg gemacht. Er wollte das Schürfgebiet bewachen, solange Jad in der Stadt war, und hatte dem Nachbarn den Fährdienst übertragen. Bretta war weder überrascht, den Falken zu sehen, noch war sie so verzweifelt über Triels Verschwinden, wie Rael es vermutete. Es bedurfte keiner großen gedanklichen Leistung zu erahnen, wo er sich aufhielt. Ein Falkner auf dem Weg nach Sanforan - das war eine zu große Verlockung, der ein Junge wie Triel nicht widerstehen konnte.
    Sie war nicht besorgt, sie empfand vielmehr Wut, eine Wut, die sie selbst überraschte. Sie war wütend auf ihren Vater, der sie verraten hatte, auf Lurd, weil er ihren Sohn zur Falknerei ermutigte, und vor allem auf Rael, der die Falknerei geradewegs in ihr Haus gebracht hatte.
    Sie war verwirrt, dass der Jungfalkner so gänzlich anders war als alle Falkner, denen sie bisher begegnet war. Mit seinem höflichen Gebaren, seinen aufrichtigen Worten hatte er etwas in ihr berührt, das sie in dieser Form nicht kannte. Durfte sie dieses Gefühl zulassen? Und weshalb sorgte sie sich nicht um ihr Kind? Sie musste sich eingestehen, dass der Grund nur allzu nahe liegend war, sosehr es ihr auch widerstrebte. Sie vertraute diesem Falkner von Nymath uneingeschränkt. Er würde auf ihren Sohn aufpassen und dafür Sorge tragen, dass er unversehrt zu ihr zurückkam.

10
     
    Erilea betrat das dunkle Innere von Mastrill Hall.
    »Komm hier rüber«, hörte sie die Kataurin Wendle rufen.
    Als ihre Augen sich an das schwache Licht gewöhnt hatten, konnte die junge Amazone die einzelnen Details erkennen. Das Mobiliar war - mit Ausnahme des großen, offenen, aus Stein gemeißelten Kamins - aus Holz. Einzigartig jedoch und für Katauren ungewöhnlich waren die vielfältigen Farben, mit denen man die Holzdielen gebeizt hatte. Sie wechselten zwischen Tiefblau, Beerenrot und Immergrün. Die Wände waren in einem helleren Grünton abgesetzt, während die Türen, die, wo auch immer im Haus sie hinführten, in hellen Blautönen angelegt waren. Die Farben der Fenster- und Türrahmen griffen den Rotton des Dielenbodens wieder auf. Die Eichenholzmöbel waren geölt und naturfarben belassen. Die kunstfertigen Schnitzereien erinnerten sie an die meisterhafte Arbeit am Tor zum Gut.
    Wendle saß auf einer von zwei niedrigen, gepolsterten von einem schweren Tisch getrennten Sitzbänken.
    Im Kamin dahinter glomm es behaglich vor sich hin.
    Auf den Sitzbänken lagen lose Kissen, gewebt in dekorativen Ornamenten, deren Farben die des Raumes aufgriffen.
    »Bitte setz dich doch«, lud Wendle ein, winkte Erilea zu, sich ihr gegenüberzusetzen. »Ich habe schon ein paar Erfrischungen veranlasst.«
    Die junge Wunand war von der Schönheit der Halle so beeindruckt, dass sie darüber ihre Verärgerung vergaß, die sie noch wenige Momente zuvor verspürt hatte.
    »Das ist wie ... so ganz

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