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Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Falkensaga 02 - Im Auge des Falken

Titel: Falkensaga 02 - Im Auge des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihnen verhielt sich wie die Kataurin, und wenn Alduin eine Äußerung machte oder gar eine Frage stellte, wurde sie überhört oder Erilea erhielt die Antwort darauf.
    Am Ende wurde Erilea des Ortes überdrüssig und sehnte sich danach, ihn zu verlassen. Die Zeit mit Alduin war wie im Flug vergangen. So beschwerlich die Reise auch war, so barg sie doch viele Erwartungen in sich. Doch nun spürte sie, wie dieser Ort ihr die Luft zum Atmen raubte. Es entging ihr nicht, dass auch Alduin allmählich der Gegenwart von Wendle und ihren Stammesgenossen müde war.
    Als sie das Wort ergriff, versuchte sie, in ihrer Stimme nicht die Ungeduld mitschwingen zu lassen, die in ihr wütete. »Wendle, dieser Ort ist wahrhaft wunderschön, und wir werden ihn immer in Erinnerung behalten. Wir danken dir dafür, dass du ihn uns eröffnet hast. Doch jetzt müssen wir weiter. Wir sollten aufbrechen, solange der Tag noch hell ist.«
    »Bist du ganz sicher, dass du am Nordufer entlang nach Lemrik reiten willst?«, fragte Wendle.
    Erilea warf der Kataurin einen überraschten Blick zu.
    »So wirst du fast drei Tage brauchen«, setzte sie fort. »Zuerst musst du noch ein ganzes Stück den Gwire hinauf, bevor du ihn überqueren kannst. Und danach ist der Wald auf der anderen Seite nur schwer zu passieren, selbst am Ufer entlang.«
    »Gibt es denn eine Möglichkeit, von hier aus den Fluss zu überqueren?«, fragte Erilea.
    Für einen Moment schwieg Wendle nachdenklich.
    »Ja, die gibt es tatsächlich. Wir haben noch einen anderen Weg«, sagte sie, »ich werde dir zeigen, wie du auf die andere Seite des Mangipohr kommst.«
    »Aber wie ist das möglich?«, sprudelte Alduin hervor. »Hier oben ist die Strömung so stark, dass sie uns mitreißen würde.«
    »Wir sollten bald aufbrechen«, fuhr Wendle fort und überging seine Frage. »Ich besorge rasch ein paar Vorräte, dann zeige ich dir den Weg.«
     
    Endlich hatten Erilea und Alduin einen Augenblick für sich allein und fühlten sich, als würde ihnen eine drückende Last von den Schultern genommen. Sie führten Fea Lome aus dem Stall zur Vorderseite des Hauses und warteten dort auf Wendle.
    »Ich weiß nicht, wie man so leben kann», sagte Erilea leise. »Die Frauen fürchten sich so sehr davor, ihren Rang zu verlieren, dass sie zu Gefangenen des eigenen Verstands geworden sind. Wie waren denn die Männer, mit denen du gesprochen hast?«
    Alduin zuckte mit den Schultern, bevor er antwortete. »Keiner von ihnen hat seine Lebensweise infrage gestellt. Die Männer waren durchweg freundlich, aber als ich sie fragte, ob sie glücklich seien, hörte ich immer nur, wie sicher es hier wäre, dass sie sich um nichts zu sorgen brauchten und dass sie ein gutes Leben hätten. - Stell dir vor, sie sind nicht einmal neugierig zu erfahren, was außerhalb der Tore passiert.«
    »Scheint, als seien sie gefangen in ihrer eigenen Trägheit!«
    »Vielleicht können sie sich gar keine andere Art zu leben vorstellen. Sie finden sich einfach damit ab.«
    Erilea schauderte.
    »Brrr. Das ist mir unheimlich. Je eher wir aufbrechen, desto besser.«
    »Den Künstlern scheint es gut zu ergehen«, sagte Alduin, der dem Ort wenigstens etwas Versöhnliches abzuringen versuchte.
    »Ja, aber ist dir aufgefallen, wie jung sie alle waren?«, fragte Erilea. »Ich meine, wie lange kann man bestehen, wenn man sich tagaus, tagein nur mit Statuen und Gemälden befasst? Woher nimmt man dann noch seine Anregungen, wenn man nichts Neues erlebt? Mich würde nicht überraschen, wenn sie nach ein paar Jahren den Verstand verlieren und in den Fluss springen!«
    »Gefangen in ihrer Kunst, und nur der Tod kann sie erlösen?«, sagte Alduin und musste lachen.
    »Ich meine es ernst«, entgegnete Erilea. »Hier ist es so schön, und trotzdem scheint niemand so richtig lebendig zu sein. Was ich sagen will, ist ... du weißt schon ... Das Leben ist doch ein Abenteuer, oder? Man muss sich trauen, es auszukosten.«
    »Ich denke, Rihscha wäre da einer Meinung mit dir«, meinte Alduin, nachdem er kurz über ihre Worte nachgedacht hatte.
    »Übrigens, wo ist er eigentlich?«, fragte sie.
    »Er tollt irgendwo in den Wolken herum. Er ist vermutlich überall lieber als hier!«, antwortete Alduin und blickte zum Himmel.
    Wendles Rückkehr setzte ihrer Unterhaltung ein jähes Ende. Sie ritt auf einem Hengst heran. Eine Pferdelänge hinter ihr folgte ein Knabe zu Fuß. Er überreichte Alduin einen Beutel mit Vorräten.
    »Danke. Das wissen wir zu schätzen.

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