Falkensaga 02 - Im Auge des Falken
die Anwesenden.
»Ich lade einen jeden von euch ein, so nahe zu meiner Stute und meinem Falken zu gehen, wie er möchte. Ich kann euch versichern, Rihscha wird keine Feder rühren.«
Zustimmendes Gemurmel machte sich breit, und die Gäste schienen zufrieden über die Abwechslung an einem sonst so ereignislosen Nachmittag.
»Hört, hört!«, rief ein stämmiger Kataure. »Ich versuch's!«
»Ja, aber was ist, wenn der Falke doch angreift?«, warf ein anderer ein. »Was bekomme ich dann?«
»Was bekomme ich? Nur darum geht es hier!«, tobte der Fath. »Ich sage euch, ich wurde aus heiterem Himmel angegriffen. Wie auch immer das Viech sich jetzt verhält, ändert es nichts daran, dass ...«
»Ach, Mann, hör auf mit deinem Gewinsel«, mahnte der Wirt und fügte in hoffnungsfrohem Tonfall hinzu: »Lasst uns sehen, ob der Vogel auch jemand anderen angreift.«
Ein halbes Dutzend Leute, angeführt von dem Schankwirt, folgte Alduin und Erilea nach draußen. Der lauthals fluchende Fath bildete die Nachhut.
Der Lärm zog nun auch herumstreichende Männer an, und alle bildeten einen Kreis um Fea Lome und Rihscha. »Eine Runde an alle, wenn mein Falke einem von euch etwas zuleide tut. Doch er darf nicht versuchen, ihn, die Stute oder unsere Habseligkeiten zu berühren!«, rief Alduin in die Menge und erntete Beifall dafür.
»Alduin«, flüsterte Erilea ihm zu. »Wir haben nur ein paar Pent in der Tasche ...«
Er schaute sie ungläubig an. »Du zweifelst doch nicht etwa an Rihscha!«, flüsterte er.
Erilea sah erst ihn an, dann den Falken und schüttelte den Kopf.
»Wer ist der Erste?«, rief Alduin laut.
»Ich will es wagen!« Der stämmige Kataure, der sich mutig zuerst gemeldet hatte, trat vor. Er stapfte geradewegs auf Fea Lome zu, blieb dicht vor ihr stehen, ohne sie zu berühren, und starrte Rihscha provozierend an. Der Falke erwiderte uninteressiert den Blick und verharrte weiterhin reglos wie eine Statue auf dem Sattel. Mutig geworden führte der Mann eine Hand um Haaresbreite an Feas Zaumzeug vorbei, doch auch das brachte Rihscha nicht aus der Ruhe. Der Mann drehte sich grinsend zu seinen Freunden um.
Dann streckte er versuchsweise einen Finger in die Richtung des Falken, auch diesmal, ohne ihn zu berühren.
Zu Alduins Überraschung und zur Belustigung der Menge zeigte Rihscha diesmal tatsächlich eine Regung. Er hob eine Klaue an und deutete mit einer Kralle zurück auf den Katauren.
Gröhlendes Gelächter dröhnte über die Straße. »Das soll ein Dämon sein?«, rief einer. »Ein Possenreißer ist das. Was zum Teufel lernen die heute in der Falkenhalle?«
Alduin musste lachen.
»Rihscha ist einzigartig. Immer wieder denkt er sich neue Kunststücke aus«, sagte er zu Erilea. Er sah sich in der Menge um. Der Fath hatte sich leise davongestohlen. »Tja, ich schätze, unser Fath- Freund war mit der Beweisführung nicht so ganz zufrieden. Freue mich, in Ruhe fertig zu essen.«
»Das geht aufs Haus!«, rief der Wirt mit einem Gönnerblick, klopfte ihm auf die Schulter und trieb seine Gäste wieder zurück in die Schenke.
Es war, als hungerten die Bewohner von Sean Ferll nach Neuigkeiten außerhalb ihrer kleinen Welt. So wurden Alduin und Erilea schnell zum Gesprächsthema und hofften darauf, die vielen Fragen und Wortwechsel würden vielleicht einen Hinweis auf Cal geben können. Der Met floss großzügig und lockerte immer mehr die Zungen, bis Alduin es wagte, seine Frage unverblümt zu stellen.
»Unten in Sanforan hören wir eine Menge interessanter Geschichten über Sean Ferll.«
»Gewiss nichts Gutes, möchte ich wetten!«, rief der Kataure und klopfte gut gelaunt auf den Tisch.
»Nur Gutes, nur Gutes!«, brüllten andere.
»Weder gut noch schlecht ... aber schon recht sonderbar«, sagte Alduin. »Geschichten über magische Orte, wohin Falkner reisen.«
»Und gut ist's, dass sie sich verdrücken«, gab der Kataure seine Meinung kund und nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Humpen. »Ein hochmütiger Haufen, diese Falkner. Anwesende ausgenommen, versteht sich. Sie glauben, sie könnten ewig leben ...«
Betrunkenes Gelächter hallte durch den Schankraum, und die Köpfe nickten zustimmend. Alduin und Erilea spitzten die Ohren - endlich war die Gelegenheit gekommen, auf die sie gewartet hatten.
»Erinnert ihr euch noch an diesen verrückten Falkner damals?«, fragte ein junger Mann. »Ich war noch 'n Kind. Sein Falke war abgekratzt. Der Falkner schwafelte von einem magischen ...«
Plötzlich
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