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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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sanften, unerschütterlichen Stimme von Speaker Lenthall, mit der er zur Ordnung rief, gefolgt von dem leiernden Tonfall eines Mannes, der zur Tagesordnung anmerkte, die Fragen des Zehnten und der allgemeinen Ungleichheit der Besteuerung seien bereits diskutiert und verschoben worden. Inmitten des Durcheinanders da draußen hielt das House eine Sitzung ab und debattierte, so wie es seit meiner Kindheit stets gewesen war, über die endlosen Verhandlungen mit dem König.
    Draußen, in den giftigen Tiraden von Gloomy George, gab es kein Zögern, keine Ungewissheiten, keine spitzfindigen Klauseln und keine Doppeldeutigkeiten. »Ich werde euch beweisen, dass der Teufel an diesem Ort Wurzeln geschlagen hat – es ist nicht die Mutter, es ist die Hure aller Parlamente!«
    »Was ist hier los?«, rief ich Mr Ink zu. »Was ist passiert?«
    Zwei Monate im Kerker hatten mich genauso unwissend gemacht wie das Kind, das die Reden für ihn hinausgeschmuggelt hatte. Verzweifelt schüttelte Mr Ink den Kopf. »Früher gab es einen König und kein Parlament. Dann gab es ein Parlament und keinen König. Jetzt haben wir einen halben König …«
    »Wo?«
    »Er wird von Cromwells Männern in Hampton Court festgehalten. Also haben wir einen halben König und zwei Parlamente. Dieses hier und das in Reading.«
    »Reading?« Ich glaubte wirklich, er sei toll geworden, wenn er meinte, die Nation würde von einer kleinen, geknechteten Stadt an der Straße Richtung Westen regiert, oder zumindest zur Hälfte regiert werden.
    Doch als er mir erklärte, dass dort die New Model Army ihr Lager aufgeschlagen hatte, klarte sich ein Teil des Nebels in meinem Verstand auf. Holles war mit seinem Versuch, die Armee zu zerschlagen, gescheitert. Unter Fairfax und Cromwell hatten sich die Regimenter vereinigt. Einen Tag nachdem ich ihn in seinem Garten getroffen hatte, war Cromwell aus London geflohen, aus Furcht, von Holles angeklagt zu werden. Jetzt, wo er wieder seinen Abgeordnetenhut trug, initiierte Cromwell seinerseits von einem Zelt in Reading aus die Anklage gegen Holles und elf weitere Abgeordnete, darunter Sir Lewis Challoner. Cromwells Unabhängige in Westminster hatten ordnungsgemäß Anklage gegen sie erhoben und zugestimmt, den Beschwerden der Soldaten ihren Wünschen gemäß nachzugehen.

    Es mochte vielleicht zwei Parlamente und einen halben König geben, aber die Armee war an der Macht.
    »Dann hatten wir Erfolg!«, rief ich. »Wir haben den König. Und wir haben die Armee gerettet. Weder Cromwell noch Fairfax. Sondern seine Soldaten – das Volk.«
    Mr Ink machte eine wegwerfende Handbewegung, so wie früher, als ich jung, kühn, leidenschaftlich und voller Träume gewesen war. »Tom, ach Tom, das ist keine Flugschrift.«
    »Nein«, sagte ich verbittert. »Das ist keine Flugschrift. Es ist die Wahrheit. Was ist mit George Joyce passiert?«
    »Cromwell leugnet, irgendetwas mit der Armeerevolte zu tun zu haben. George Joyce wurde strengstens zurechtgewiesen. Und hat eine Zahlung von einhundert Pfund erhalten.«
    »Einhundert Pfund!«
    »Psst.« Er legte einen Finger an die Lippen. »Für außerordentliche Dienste.«
    »Und ich habe nur zehn bekommen!«
    Mr Ink schien sich zunehmend unbehaglich zu fühlen. »Ihr … äh … seid ein Buchungsfehler. Thomas Stonehouse sitzt immer noch im Kerker, weil er seinen Auftrag nicht erfüllt und seinen Vater nicht zurückgebracht hat. Ihr habt dem Gefängniswärter Tom Neave als Euren Namen genannt, und ich … äh, habe es versäumt, mich daran zu erinnern, dass das Euer ursprünglicher Name war … und, äh, legte General Fairfax den Entlassungsbescheid zur Unterschrift vor, zusammen mit der Anweisung für ausstehende Zahlungen, die noch aus den frühen Kriegstagen …«
    Fäuste und Stiefel trommelten gegen die Tür. »Weg damit! Weg damit! Weg mit der Anklage gegen Holles! Weg mit dem Armeeabkommen! Weg damit! Weg damit!«
    Wachen eilten herbei und schoben einen schweren Riegel vor. Ich kannte diese Tür. Als Laufbursche hatte ich lange genug davorgestanden und auf die Gelegenheit gewartet, hindurchzuschlüpfen. Ihre dicken, knorrigen Eichenpaneele sahen aus, als seien sie dort gewachsen. Doch jetzt begann sie zu zittern, die massiven, rostigen Beschläge ächzten und stöhnten, als die Menge darauf einschlug. Der Sergeant-at-Arms tauchte auf wie ein Geist, kam schwankend aus der Painted Chamber, wo man ihn verbunden hatte. Blut war durch seinen Verband gesickert. Er hatte eine

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