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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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die Papiere glatt, die er in seiner Erregung zerknüllt hatte. »Ähem … nicht aufsucht, keine Bestrafung derjenigen, die nicht am Gottesdienst teilnehmen, und keine Bestrafung für die Teilnahme an anderen Glaubensversammlungen …«
    Keine Bestrafung für die Teilnahme an anderen Glaubensversammlungen! Acht Wörter. Eine trockene parlamentarische Klausel, doch für mich war es der Schatz, von dem ich träumte, seit ich nach London gekommen war. Jetzt war die Schatztruhe geöffnet, und ich sah, dass sich darin kein Gold befand, sondern Worte – nicht nur Worte, die die Welt verändern konnten, sondern Worte, die sie verändert hatten . Toleranz. Die Freiheit, zu sagen, was man glaubte. Glaubensfreiheit! Ich fühlte mich so erbaut, dass ich sicher war, die anderen müssten dasselbe empfinden wie ich. Ich drehte mich um und erblickte Gloomy George. In diesem Moment hätte ich ihm sogar die Hand geschüttelt. Aber für George waren dieselben Worte Gift.
    Er drängte sich nach vorne und schrie: »Ketzerei! Das ist das Bekenntnis zum Teufel. Ein Babel verschiedener Religionen? Die Menschen werden Irrlehren anhängen. Und direkt in die Hölle kommen – wie dieses Kind des Teufels!«
    Er zeigte mit dem Finger auf mich. Viele glaubten, der Krieg sei ein Vorbote für die Wiederkunft des Herrn, und mit seinem starren Blick und dem Kranz aus weißen, flatternden Haaren um die Glatze sah George aus wie der rachgierige, alttestamentarische Prophet, der die Ankunft des Messias verkündete. Er verlieh der Menge Gewicht und ließ Sir Lewis seine Stimme wiederfinden.
    »Mr Speaker, diese Anträge sind nicht nur ein Fehler, sie sind unrechtmäßig! Sie wurden diesem House von der Armee aufgezwungen.«
    Lenthall hatte Mühe, seine besonnene Stimme über die tobende Menge zu erheben. »Sir Lewis, Ihr verhaltet Euch regelwidrig und missachtet …«
    Das Gesicht des Sprechers verschwand unter einem Haufen Dreck. Er sprang von seinem Sessel auf, wischte sich das übelriechende Zeug aus den Augen und spuckte es angewidert aus. Unter Führung von Sergeant Potter schöpften Sir Lewis’ Schläger noch mehr Fäkalien aus ihren Eimern und schleuderten sie auf die Abgeordneten, die Lenthall zur Hilfe eilten.
    Die Strolche waren, genau wie die Scheiße, die sie warfen, an jeder Straßenecke zu finden. Gloomy Georges Anhänger waren anders. Sie zeigten alle denselben brennenden Blick, denselben Fanatismus. Sie packten mich und pressten mich gegen den Tisch, auf dem der Streitkolben aufbewahrt wurde, während Sir Lewis tat, als leite er eine Sitzung des Parlaments. Er riss Sir Simon die Papiere aus der Hand und zerfetzte sie. Nur Bill Stroud, ein Abgeordneter, der sich starrköpfig dem König hatte entgegenstellen wollen, als dieser ins Parlament eingedrungen war, versuchte sie aufzuhalten. Er wurde bis zur Besinnungslosigkeit niedergeknüppelt. Weiteren Widerstand gab es nicht.
    »Weg damit! Weg damit!«, skandierte die Menge.
    Sir Lewis zwang die Abgeordneten, für die Aufhebung der Anklage gegen ihn selbst, Holles und die anderen zu stimmen. Mit dem furchteinflößenden Eifer presbyterianischer Soldaten, die in den anglikanischen Kirchen Wandschirme und Gemälde zertrümmert hatten, ergriffen seine Männer weitere Papiere und verbrannten sie. Der stechende Geruch des Rauchs vermengte sich mit dem Gestank der Exkremente, bis ich husten und würgen musste. Gloomy George hielt eine brennende Wachskerze an mein Gesicht und versengte mir Lippen und Wangen. Ich riss den Kopf zurück und stieß damit gegen den Streitkolben.
    »Er wird brennen. Es gibt noch Hoffnung«, sagte er.
    Gott allein wusste, wohin sich sein Verstand geflüchtet hatte. Ich hatte seinen Glauben stets als Deckmantel für sein Streben nach weltlichem Gewinn angesehen. Aber jetzt schien es, als sei keine Welt mehr da, die es zu gewinnen gälte. Das Ende der Zeit war gekommen. Ich war die Aufgabe, die ihm auferlegt worden war, und er war gescheitert. Doch die Zeit reiche noch, um mich und meine gesamte Brut zu vernichten, schrie er frohlockend. Endlich hatte er den Beweis, dass ich das Kind des Teufels war.
    »Du hast ihn gesehen«, sagte er zu einem der Männer, die bei ihm waren.
    »Er hat die Innereien eines Huhns in Schlangen verwandelt«, sagte der Mann.
    »Eine hat mich gebissen!«, schrie ein anderer und deutete auf eine Wunde an seiner Wange.
    Ich fuhr mit der Zunge über meine rissigen, schmerzenden Lippen, die von der Wachskerze verbrannt waren. »Ich habe es

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