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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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eigentümliche Ausstrahlung erzwungener Ruhe, seine gebrechliche Stimme bebte ungläubig.
    »Sie sind eingedrungen … die Lords … Sie haben Ihre Lordschaften gezwungen … die … Anklage zurückzunehmen.«
    »Die Bürgergarde …«, begann ich.
    »Ist zu Holles übergelaufen … Sie sind jetzt alle Presbyterianer … wir müssen den Streitkolben mitnehmen …«
    Noch mehr Schläge prasselten auf die Tür ein. Ich hielt es für rührend absurd, dass alles, worum er sich Sorgen machte, der Streitkolben war, sein persönliches Stück der Pracht und der Zeremonie, doch Mr Ink kannte sein Parlament besser als ich.
    »Ein Gesetz, das ohne den Streitkolben zustande kommt, ist ungültig. Und ohne den Speaker. Rasch!«
    Als die Tür sich nach innen wölbte und schließlich nachgab, erhaschte ich einen Blick auf schreiende Münder und verzerrte Gesichter. Um den Riegel splitterte das Holz. Die Wachen flohen. Mr Ink packte einen Arm des Sergeant-at-Arms, ich den anderen. Indem wir ihn halb vom Boden hochhoben, erreichten wir den Sitzungssaal, wo die Abgeordneten lauthals ihrer Empörung und Entrüstung Ausdruck verliehen, obwohl einige beklommen und ein paar erschreckt dreinblickten. Doch die Furcht, als Feigling zu gelten, die hypnotisierende Atmosphäre dieses Ortes, die uralten Regeln der Debatte und vor allem die Verpflichtung der Tradition gegenüber hielt sie alle auf ihren Plätzen.
    Selbst der Abgeordnete, der die Debatte leitete, Sir Simon D’Ewes, der gewöhnlich beim geringsten Anzeichen von Problemen in seine Grafschaft verschwand, sprach weiter, obwohl die Papiere in seiner Hand zitterten wie Blätter in einem Sturm.
    »Vorschläge, um Frieden mit dem König zu schließen. Item: Die Verwendung des Book of Common Prayer wird gestattet, indes nicht angeordnet …«
    Trotz des Tumults da draußen stiegen mir Tränen in die Augen. Die Verwendung dieses Buches hatte dazu geführt, dass man Mr Tooley aus seiner Kirche geworfen hatte. Er würde seine Pfründe wiederbekommen!
    Der Sergeant, an die Formalitäten seiner Rolle gefesselt, machte eigenartige Verrenkungen, um die Aufmerksamkeit des Speakers zu erlangen. Ich wollte mich schon an ihm vorbeischieben, als ich hörte, was Sir Simon als Nächstes sagte, und verblüfft stehen blieb.
    »Niemand soll bestraft werden, der die Gemeindekirche nicht aufsucht …«
    Das hatten die Soldaten erreicht. Nein, das Volk. Genau darüber hatten wir auf dem berauschenden Marsch mit dem König von Holdenby nach Cambridge gestritten, diskutiert und verhandelt. Das war die Melodie der Flöte.
    Es gab ein donnerähnliches Krachen, gefolgt von einem dumpfen, widerhallenden Schlag. Das Gebäude erbebte, Staub rieselte von der Galerie oberhalb des Sitzungssaals herab. Die alte Tür war gefallen. Der Mob, angeführt von Gloomy George und Sir Lewis, strömte in die Lobby. Wir wichen in den Sitzungssaal zurück. Speaker Lenthall drehte sich um und äugte über den Rand seiner Brille, als hätte er bis zu diesem Moment nichts Ungehöriges bemerkt. Diese Bewegung, dieses Äugen und die Abgeordneten, die ebenso reglos waren wie die Bänke, auf denen sie saßen, drückten die Ehrfurcht aus, die diesen Ort erfüllte. Am Eingang zum Sitzungssaal blieb der Mob stehen, das Geschrei und Gekreische erstarben, und die Menschen wurden still.
    »Sergeant«, sagte Speaker Lenthall zu dem alten Mann, als hätte er nichts bemerkt. »Es sind Fremde im House. Bitte lasst sie entfernen.«
    Das ruhige Desinteresse des Speakers machte Sir Lewis verlegen. Vielleicht zum ersten Mal wurde ihm die Ungeheuerlichkeit seines Tuns bewusst. Vielleicht erinnerte er sich daran, dass selbst der König eine Niederlage erlitten hatte, als er in diesen Saal eingedrungen war, eine Niederlage, von der er sich nie wieder erholt hatte. Der Sergeant wandte sich an die Menge und wedelte mit den Händen, als wollte er eine Vogelschar verscheuchen. Die Absurdität seiner kraftlosen Geste wurde von seinem Erscheinungsbild noch in den Schatten gestellt. Seine blutbefleckte Livree und der bandagierte Kopf verliehen ihm den Ausdruck eines gepeinigten Gespenstes. Wenn sich irgendjemand in dieser Menge rührte, dann war es ein nervöses Rückwärtsdrängen. Einige wenige schlichen davon. Im Hintergrund entdeckte ich Scogman, nicht weit von den Männern mit Eimern und Keulen. Er deutete nach oben, aber ich kam nicht darauf, was er mir übermitteln wollte.
    »Sir Simon«, sagte Speaker Lenthall.
    Sir Simon schluckte und strich

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