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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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bisschen Wilderei? Er war plötzlich so freundlich geworden. Hatte das an der allgemeinen Stimmung des Tages gelegen? Oder weil er beschlossen hatte, etwas zu tun – die Euphorie eines gefassten Entschlusses? Was hatte er noch gesagt – wir stehen alle auf einer Seite? Mir brach der Schweiß aus. Ireton war vorbeigeritten. Er hatte mich gesehen, wie ich mit Nehemiah zusammen Ente gegessen hatte.
    »Was ist los, Tom? Tom?«
    Meine Kenntnis von der Gegend rund um London war verschwommen, hauptsächlich begrenzt auf die Orte, an denen ich gekämpft hatte. »Wo liegt Hampton Court?«
    »Kurz hinter Richmond. Eine halbe Stunde Ritt und dann die Fähre von Ham House.«
    »In der Nähe des Flusses?«
    »Am Fluss.«
    Die Laternenuhr schlug eins. Ich sprang auf und starrte die Tulpen auf dem Ziffernblatt an. Was hatte ich noch an dem Lagerfeuer gehört? »Stromaufwärts?«
    »Natürlich stromaufwärts! Habt Ihr etwas mit der Sache zu tun?«
    »Wenn Ihr das glaubt, dann fahrt zur Hölle!«
    »Verzeihung, aber wenn Ihr irgendetwas wisst, um Gottes willen, sagt es mir!«
    Ich war drauf und dran auszuspucken, was ich gehört hatte. Aber angenommen, ich irrte mich? Es könnte eine weitere List von ihm sein, um mich dazu zu verleiten, die Levellers an die Royalisten zu verraten.
    »Ich kann nicht. Aber ich werde mit Euch nach Hampton reiten.«
    »Nein.«
    Da war etwas, das er mir nicht erzählte. Es gab immer etwas. Immer. »So oder gar nicht, Vater. Wir gehen zusammen.«
    »Unmöglich.«
    Er ging unvermittelt zur Tür, öffnete sie zur Hälfte, hielt indes inne, als er sah, wie ich die Uhr anstarrte. Der Zeiger konnte nur ein winziges Stück weitergekrochen sein, doch es fühlte sich an, als sei eine halbe Stunde vergangen. Ein Uhr. Ich versuchte angestrengt, mich zu erinnern, welche Zeiten sie genannt hatten, was der Fährmann über die Gezeiten gesagt hatte. Um acht, neun Uhr am Morgen setzte die Ebbe ein, und das Wasser floss wieder stromabwärts, war es das gewesen? Am kommenden Morgen. Sie mussten dort sein, ehe die Gezeiten wechselten, also gegen sieben oder acht Uhr. Richard knallte die Tür zu und trat zu mir. Ich konnte meinen Blick nicht von der Uhr abwenden, obwohl sie nur einen Stundenzeiger hatte, dessen Bewegung nicht wahrnehmbar war.
    »Es passiert heute Nacht, nicht wahr?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Eine Frage von Stunden?«
    »Könnte sein. Ich sagte Euch, dass ich es nicht weiß!«
    »Schon gut, schon gut. Wir gehen zusammen.«
    »Ich hole die Pferde.«
    »Besser, wir nehmen ein Boot.«
    »Zu dieser Nachtzeit?«
    »Wir fahren mit meines Vaters Fährmann. Ab Milford Stairs. Die Flut bringt uns stromaufwärts.« Er streckte seine Hand aus. »Ab imo pectore.«
    Ich hätte beinahe laut aufgelacht. Das Motto der Stonehouse: Ab imo pectore . Von Herzen. Ich hatte herzlich wenig von seinem Herzen gesehen, aber in diesem Moment stand er so hölzern da, und sein Händedruck, als ich einschlug, war so warm und kräftig, dass ich mich unwillkürlich fragte, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn wir auf derselben Seite gestanden hätten. Ich wollte es ironisch klingen lassen, aber ich konnte meiner Stimme kaum trauen, als ich murmelte: »Ab imo pectore.«

    Richards Gattin wartete in der Halle, Anne jedoch nicht. Ich hatte angenommen, sie dort zu finden, hatte mit Vorwürfen gerechnet und dass sie erneut versuchen würde, den Advokaten zu bedrängen, um ein letztes Mal verzweifelt für Highpoint zu kämpfen. Doch Mr Cole teilte mir mit, sie sei erbost gewesen, weil ich eine vertrauliche Besprechung mit meinem Vater abhielt, und hatte sich eine Mietkutsche rufen lassen. Während Richard mit Geraldine sprach, ging ich zum Stall, um die Pferde zu holen. Als ich über den Hof ritt, fiel mir schlagartig etwas ein. Es war nichts als eine wilde Vermutung, aber nachdem Anne geglaubt hatte, ich würde erben, nur um im nächsten Moment zu erleben, wie alles endgültig verloren ging, wäre sie verrückt genug, so etwas zu tun.
    »Mr Cole. Wohin ist meine Gattin mit der Mietkutsche gefahren?«
    Er schüttelte den Kopf. Mir fiel ein, dass Geraldine ihr spöttisch »au ’voir« zugerufen hatte, und ich stellte ihr dieselbe Frage. Sie zuckte verächtlich die Schultern, als sei es unter ihrer Würde, sich solche Dinge zu merken.
    »Répondez-lui!«, schnauzte Richard sie an.
    Geraldine murmelte etwas davon, dass sie die Engländer niemals verstehen würde, und sagte: »Drury Lane.«
    Richard sah mich an. »Wurde Euer Haus wieder

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