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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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es dir gut?«
    Sie nickte und rollte sich zum Schlafen zusammen.
    »Was war das denn gerade?«
    »Hat es dir nicht gefallen, Sir?«, murmelte sie. »Es nennt sich ›die Welt steht kopf‹.«
    Es war eine abgedroschene Phrase, die das Chaos nach dem Krieg beschrieb, in einer Flugschrift anschaulich bebildert: ein Mann, der seine Kniehosen auf dem Kopf und seine Stiefel an den Händen trug. Jetzt schien dieses Chaos unser Schlafzimmer erreicht zu haben.
    »Die Welt … Welt …? Wer zum Teufel hat dir das erzählt?«
    »Lucy.«
    Ich war schockiert. »Du sprichst mit dieser Frau über unser Liebesleben?«
    Lucy Hay, die Countess of Carlisle, war die Geliebte von John Pym gewesen, dem Anführer der Opposition gegen den König. Seit er tot war, wurde eifrig darüber spekuliert, mit wem sie nun wohl das Lager teilte.
    Anne setzte sich auf, vollkommen wach, das Nachtgewand halb ausgezogen. Ihr Bauch war schlaffer, die Brüste waren voller geworden, aber ihr Hals war schmal und die Wangen ausgemergelt. »Wir sprachen darüber, wie eine Frau einen Mann halten kann, wenn sie gerade ein Kind geboren hat. Und was man tun kann, wenn … wenn es schwierig ist, na ja, Liebe zu machen. Das ist alles.«
    »Das ist alles!«
    Sie schmiegte ihr Gesicht an meinen Hals, und ich hielt sie fest. Ich spürte ihr Herz pochen. »Wir sollten warten«, sagte ich halbherzig. »Du weißt doch, was der Arzt …«
    Sie entzog sich meiner Umarmung. »Warten? Ich will noch ein Kind in meinem Bauch haben, ehe du wieder weggehst!«
    Sie sprach so laut und so ungestüm, dass ich ihr den Mund zuhielt. Einen Moment lang herrschte Stille, dann schrie Liz, unterbrochen von einem stoßweisen Husten.
    »Ich werde nicht wieder fortgehen.«
    »Du wirst. Ich weiß es.«
    Liz stieß einen langen, durchdringenden Klagelaut aus. »Sie hat Hunger. Kannst du nicht zu ihr gehen?«
    »Frauen, die noch stillen, können nicht empfangen. Die Amme gibt ihr zu trinken. Möchtest du kein weiteres Kind?«
    »Doch, aber erst, wenn es dir wieder bessergeht.«
    »Mir geht es gut.«
    Erneut hielt ich ihr den Mund zu, als ich stolpernde Schritte vor der Tür hörte. Ich lauschte Janes tröstender, verschlafener Stimme, dem Schaben eines Löffels in einem Topf, vermutlich mit Sirup, bis der Husten schließlich nachließ. Anne strich zärtlich mit dem Finger über meine Nase und meine Lippen. Gesittet senkte sie den Blick. »Es tut mir leid«, flüsterte sie. »Ich werde es nicht noch einmal tun, wenn es dir nicht gefällt.«
    Ich schluckte. Ich bekam das Bild nicht aus meinem Kopf, wie sie auf mir saß, und spürte, wie ich erneut erregt wurde. Sie lachte laut auf, als sie meine Miene sah. »Du bist wie ein kleiner Junge, dem man gerade erzählt hat, er dürfe keine Pastete haben!« Als ich mich zu ihr schob, hielt sie mich mit erhobenem Zeigefinger auf. »Warte! Warte! Versprich mir, dass du Thomas Stonehouse bist und nicht dieser törichte Tom Neave.«
    Ich setzte meine tiefste Edelmann-Stimme ein. Ich genoss es, ein Edelmann zu sein, wenn es sich um ein Spiel handelte. »Ich bin Thomas Stonehouse …«
    »Ich meine es ernst!« Sie ballte die Fäuste. »Warum sprichst du mit dieser albernen Stimme? Warum zankst du ständig mit Lord Stonehouse? Wenn du wolltest, könntest du so gut mit ihm auskommen!«
    »Wenn ich tue, was er will.«
    » Bitte , Tom!«
    »Also gut.«
    »Versprochen? Versprich mir, dass du nicht mit ihm streiten wirst, wenn er aus Newcastle zurückkommt.«
    »Ich verspreche es.«
    »Fass das Bett an.«
    Als Kinder hatten wir einander feierlich geschworen, indem wir den Apfelbaum anfassten. Jetzt berührten wir unser Ehebett. Eine große Dame zu sein war für sie genauso ein Spiel, wie der Edelmann für mich. Doch für sie war es ein todernstes Spiel. Ich blickte auf ihre verschränkten Finger, in ihr ernsthaftes, entschlossenes Gesicht, das in dieser zerbrechlich wirkenden, farblosen Blässe sogar noch lieblicher war. Ich verspürte den tiefen, anschwellenden Drang, sie zu lieben. In diesem Moment schien es eines der erstrebenswertesten Ziele, ein Edelmann zu sein. Keine Kämpfe mehr. In meinem eigenen Bett schlafen. Oder in ihrem. Ich berührte das Kopfbrett des Bettes.
    »Ich verspreche es.«

    Als der Brief am nächsten Morgen eintraf, mochte ich nicht an einen Zufall glauben. Ich nahm ihr nicht ab, dass sie, als sie in mein Zimmer gekommen war, nicht gewusst hatte, dass Lord Stonehouse auf dem Weg nach London war. Aber sie sah so schockiert aus bei dem

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