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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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was ich kann, um zu helfen, Mylord, aber …« Ich suchte nach einer diplomatischen Formulierung.
    »Aber?«
    »Nach der Schlacht von Naseby«, sagte ich, »nahm ich dem Royalisten Jacob Astley das Schwert ab.«
    »Lord Astley. Ja und?«
    »Astley sagte: Ihr habt Eure Arbeit getan, also geht und spielt, bis Ihr unter Euresgleichen Streit anfangt.«
    Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und rieb sich die Stirn. »Ein guter Aphorismus. Den muss ich mir merken. Das bedeutet, wir sollten nicht streiten, sondern uns einigen?«
    Ich strahlte ihn an. Der Wein verlieh allem einen rosigen Glanz. Das Feuer spiegelte sich schimmernd auf den alten, nach Politur duftenden Eichenmöbeln und ließ den juwelenbesetzten Falken an Lord Stonehouse’ Siegelring aufblitzen. Der Augenblick war gekommen. Ich war kurz davor, ihm vorzuschlagen, mich zum Abgeordneten zu machen, um Holles im Parlament zu bekämpfen, als er zuschlug wie der Vogel auf dem Ring, die Stimme ätzend vor Verachtung.
    »Ich würde so schnell mit Holles eine Einigung erzielen wie mit einer Giftschlange. Begreift Ihr denn nicht? Er hat den König! Die englischen Presbyterianer sind nicht wie die langweiligen Schotten. Sie halten ihn in einem feinen Haus gefangen, in dem Charles seine Religion ausüben und Hof halten kann. Holles wird alle Zugeständnisse durchsetzen, die der König verlangt, nur um ihn wieder auf dem Thron zu sehen. In ein oder zwei Jahren wird der König seine eigene Armee haben, das Parlament auflösen …«
    »Cromwell wird solchen Zugeständnissen niemals zustimmen!«
    »Cromwell hat aufgegeben.«
    Das war zu viel. Lord Stonehouse hatte während des ganzen Krieges hier gehockt und sich den Arsch an den Kohlen gewärmt. Er hatte keine Vorstellung, was Cromwell und seine Armee durchgemacht hatten. »Cromwell ist krank, Mylord«, sagte ich kühl.
    »Krank? Cromwell krank? Er soll erst mal so alt werden wie ich. Meine Blase. Meine Steine. Krank? Ein dankbares Parlament hat ihm zweieinhalb tausend Pfund im Jahr zugebilligt. Von Ländereien, die ich vom Marquis of Winchester konfisziert habe. Cromwell und krank, Sir? Er kassiert seine Rente, mehr nicht. Und inzwischen laufen wir Gefahr, alles zu verlieren, wofür wir gekämpft haben.«
    »Holles hat keine Soldaten, um einen Staatsstreich durchzuführen.«
    »Er hat Poyntz’ Armee im Norden.«
    Das stimmte tatsächlich. Generalmajor Poyntz hatte seine Soldaten unter strenggläubigen Presbyterianern rekrutiert. »Der New Model Army sind sie in keiner Hinsicht gewachsen.«
    »Noch nicht.« Er deutete auf die Petitionen, die sich auf seinem Schreibtisch stapelten. »Holles versucht, die halbe New Model Army zu entlassen und den Rest nach Irland zu schicken.«
    »Niemand will nach Irland gehen. Cromwell würde niemals zulassen, dass er die Armee …«
    »Cromwell, Cromwell.« Der Name schien ihm im Halse steckenzubleiben, und er begann zu husten. »Cromwell zählt seine Rente und wartet darauf, dass Gott ihm sagt, was er tun soll. Solange Gott nichts sagt oder jemand ihm ein Fässchen Schießpulver unter den Arsch schiebt in Form eines handfesten Beweises für Holles’ hinterhältiges Treiben, wird er sich nicht rühren. Ich war nah daran, diesen Beweis von meinem Informanten zu bekommen, aber …«
    Ein heftiger Hustenanfall überkam ihn. Ich nahm sein Weinglas.
    »Kein Wein … Schrank … Nicht der! Stärkungstrunk …«
    Ich öffnete den Schrank. Darin befand sich die Miniatur einer überwältigend schönen Frau mit grünen Augen. Daneben lag ein halb zusammengefalteter Brief, von dem ich die erste Zeile überfliegen konnte: Dies ist ein getreues Abbild …
    »Rasch!«
    Ich nahm ein Fläschchen heraus und schenkte ihm von einer grünlichen Flüssigkeit ein, die angenehm nach Zimt roch. Er schluckte etwas davon, verspritzte etwas davon, wischte sich das Gesicht ab und nippte noch ein paarmal daran, bis der Husten schließlich nachließ. Ich machte Anstalten, das Fläschchen zurückzustellen, doch er wehrte ab und erledigte es selbst. Ich hatte die Miniatur verschoben, an den Rand des Faches. Als Lord Stonehouse sich vom Schrank abwandte, war das Bild nicht mehr dort. Es war eine unbeholfene, verstohlene Bewegung gewesen, und einen Moment lang wich er meinem Blick aus. Für kurze Zeit wirkte er beinahe menschlich. Er wird sich doch wohl nicht verliebt haben? In seinem Alter! Die Vorstellung brachte mich zum Lächeln. Doch es wurde auf der Stelle fortgewischt, als er mich anfuhr.
    »Was gibt es

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