Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)
Weg in den Graben und wieder zurück.
»Ich werde mich nicht bei diesem Mann entschuldigen.«
»Ihr werdet tun, was ich Euch sage!«
Ich sagte nichts.
»Raus.«
Er begann erneut zu husten und kippte dabei das Glas mit dem Stärkungstrunk um. Ich wollte ihm helfen, doch er reagierte so ungestüm und war wieder so rot um Gesicht, dass ich aus Furcht, eher zu schaden als zu nützen, ging und Mr Cole holte.
6. Kapitel
Annes Reaktion war beinahe ebenso heftig wie die von Lord Stonehouse. Ich hatte versprochen, es mir nicht mit ihm zu verderben! Was, wenn Lord Stonehouse recht hatte? Was würde dann aus uns werden? Um sie von ihrer Angst vor einem Staatsstreich abzulenken, erzählte ich ihr von der Miniatur, die er vor mir verborgen hatte, doch damit beschwor ich nur neue Sorgen herauf. Wer war diese Frau? Dies ist ein getreues Abbild. Verwendeten Menschen nicht genau diese Worte, wenn sie ein Treffen mit Aussicht auf eine Ehe planten? Was würde aus uns werden, wenn …
In jener Nacht fand ich keinen Schlaf. Lord Stonehouse war alt, übellaunig und misstrauisch bis an den Rand des Wahnsinns, aber was, wenn er tatsächlich recht hatte und ein Staatsstreich drohte?
Mit zunehmendem Tageslicht schwanden die Ängste allmählich. Als ich eine Woche später erfuhr, dass Cromwell sich erholt hatte und ins House of Parliament zurückgekehrt war, war ich beruhigt. Ich schrieb ihm in der Hoffnung, er könnte mir eine Stellung anbieten. Als Vorbereitung für ein Vorstellungsgespräch suchte ich meinen Schneider Mr Pepys auf.
Es ist demütigend, von dem eigenen Schneider zu erfahren, dass man kein Geld hat. Ich ging sorgsam mit der finanziellen Unterstützung um, die Lord Stonehouse mir gewährte, und begriff, dass er die Zahlungen eingestellt hatte. Ich spürte, wie ich tief errötete. Mr Pepys war äußerst zartfühlend. Ohne Zweifel hatte man in der Queen Street einen Fehler gemacht? Er würde sich freuen, mir den neuen Leibrock anzufertigen, den ich mir wünschte, aber ich wusste, dass er eine große Familie zu ernähren hatte, dazu kamen die Ausgaben für seinen Sohn Samuel an der St.Paul’s School, und ich wollte nicht in seiner Schuld stehen.
Anne davon zu erzählen war sogar noch schlimmer.
»Und wovon sollen wir leben?«, sagte sie.
»Von meinem Sold.«
»Und wann bekommen wir den?«
Ich wusste es nicht. Die Verhandlungen im Parlament zogen sich hin. Ich hatte gelesen, dass Cromwell, der immer noch zu beschäftigt war, um sich mit mir zu treffen, erklärt hatte, die New Model Army würde die Waffen niederlegen, wenn das Parlament es befehle. Das klang nicht nach einer politischen Krise.
Was mich indes am meisten verstimmte, war, dass Lord Stonehouse unseren Stallburschen Adam zurück in die Queen Street geholt hatte. Aus Trauer über den Verlust seines alten Freundes ließ Luke den Kopf hängen. Aber er hatte die Angewohnheit, sich Phantasiegestalten auszudenken, und sprach manchmal mit Adam, als sei dieser immer noch da. Eines Tages sagte Luke, dass er den neuen Stallburschen mochte, einen stattlichen Soldaten, der ihn reiten ließ und sagte, er sei ein guter Reiter. Das erzählte er mir, nachdem ich entdeckt hatte, dass er sich ganz allein ein Pferd aus dem Stall geholt hatte, was ich ihm strengstens verboten hatte. Als ich ihm sagte, er dürfe sich keine Geschichten ausdenken, um die Wahrheit zu verbergen, machte er mich nur noch wütender, indem er sich weigerte, seinen Ungehorsam zuzugeben, und schrie: »Es ist wahr! Da war ein Mann!«
Obwohl es bereits Mai war, gab es noch Nachtfröste, und kalte Nordwinde brachten heftige Regenschauer. Die sich abzeichnenden Knospen am Apfelbaum schienen wieder zusammenzuschrumpfen. Wir waren alle erkältet, und Liz wurde und wurde nicht gesund, so dass wir die Taufe bei Mr Tooley verschoben, bis das Wetter sich gebessert hätte. Anne und ich sprachen kaum miteinander, bis der Brief eintraf.
Er kam von Lord Stonehouse’ ältestem Sohn Richard aus Paris. Trotz meiner Entdeckung, dass er mein Vater war, hatte Richard mich nie als seinen Sohn anerkannt. Seit der Schlacht von Edgehill fünf Jahre zuvor hatte ich nichts mehr von ihm gehört oder gesehen. Damals hatten wir gegeneinander gekämpft, und er hätte mich beinahe getötet. Seine Handschrift war, wie er einräumte, so schlecht wie eh und je.
Teurer Thomas,
ich bin ein mieserabler Schreiber und habe den Brief fortgeworfen, oder seine Brüder, öfter, als ich über die Jahre Erinnere. Aber Jetzt ist der
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