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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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da zu feixen? Ihr macht Euch keine Vorstellung, was Ihr angerichtet habt! Der Informant, der mir sagen wollte, was Holles im Schilde führt, war Sir Lewis Challoner.«

    Auch in diesem Raum stand die Welt kopf, und nichts war, wie es zu sein schien.
    »Ihr habt mich geschickt, um die Armee unter Kontrolle zu bringen«, protestierte ich. »Woher hätte ich wissen sollen, dass es noch um etwas anderes ging?«
    »Eben darum«, räumte er ein. »Ich hätte es Euch erzählen sollen, aber ich konnte es mir nicht leisten, Euch zu vertrauen. Ihr und Eure verdammten Skrupel. Eure radikalen Ansichten. Womöglich hättet Ihr es jemandem erzählt! Ich glaubte, Euer Wunsch, ein Abgeordneter zu werden, würde Euch helfen, Euch zu beherrschen. Aber jetzt … jetzt kann ich es mir nicht leisten, Euch nicht zu vertrauen.«
    Er begann erneut zu husten und nahm mehr von dem Stärkungstrunk, ehe er mir erzählte, dass Challoner beabsichtigt hatte, sich mit ihm zu treffen – bis zu dem Vorfall mit Scogman.
    »Challoner kennt Holles’ Pläne. Das sollte er auch. Er gehört dazu. Was glaubt Ihr, warum es zwischen den Leuten in Essex und der Armee so viel Ärger gibt? Challoner wiegelt sie auf.«
    »Warum sollte er Euch in Holles’ Pläne einweihen? Er hasst Cromwell.«
    »Land liebt er mehr.«
    Plötzlich ergab alles einen Sinn. Ich dachte an Challoners unvermittelten Anflug von Freundlichkeit, an sein Zwinkern und das Rückengeklopfe, als er von der Schönheit der Landschaft schwärmte.
    »Den Bauernhof, meint Ihr.«
    »Oh, mehr als das. Es geht um den Landbesitz, den das Parlament konfisziert hat. Ich hatte mit ihm ausgehandelt, es ihm zu günstigen Bedingungen zu verkaufen, wenn er sich uns anschlösse.«
    Ich verzog das Gesicht. »Und ich dachte, seine Freundlichkeit sei ein Ergebnis meiner Diplomatie.«
    »Diplomatie?« Er lachte und klopfte auf das Bündel Papiere, das er aus der Schublade geholt hatte. »Das hier ist wahre Diplomatie, Tom. Vergesst den ganzen Unsinn über Abgeordnete. Abgeordnete sind rhetorische Schaumschläger. Ich möchte, dass Ihr tatsächlich etwas tut . Ihr müsst Euch entschuldigen.«
    Ich glaubte, ihn nicht richtig verstanden zu haben. »Entschuldigen?«
    »Bei Sir Lewis. Ihr habt ihn der Lächerlichkeit preisgegeben.«
    »Ihr erwartet, dass ich vor diesem Mann krieche?«
    »Für ihn ist es eine Frage der Ehre.«
    »Für mich ist es eine Frage der Ehre! Oder meint Ihr, aufgrund meiner Herkunft besäße ich keine?«
    Er verschränkte die Finger, stütze sein Kinn darauf und sah mich lange eindringlich an, ehe er die Akte aufschlug. Ob er durch Geld oder Erpressung daran gekommen war, wusste ich nicht. Ein Gefühl des Unbehagens stieg in mir auf, während er mir einige Berichte vorlas und mir andere zeigte, bei denen er die Namen verdeckte. Auf fettigen Papierschnipseln wurde von geheimen Treffen zwischen Holles und dem Statthalter des Towers berichtet, wurden Details über die Waffenarsenale und die Stärke der sie bewachenden Truppen beschrieben, die, wie Lord Stonehouse behauptete, von einem von Holles’ Spionen bestätigt worden waren. Was davon der Wahrheit entsprach, was Erfindung war und was von seinen eigenen Ängsten verfälscht wurde, wusste ich nicht. Doch was er als Nächstes müde, erschöpft, gleichwohl sachlich und mit vom Reden zunehmend heiserer Stimme sagte, ließ mich frösteln.
    »Wenn es einen Staatsstreich gibt, wird Cromwell abgesetzt. Mich würde man in den Tower werfen. Und Euch ebenfalls. Vermutlich wird es im richtigen Moment falsche Anschuldigungen geben. Wir werden von Glück sagen können, wenn wir einer Exekution entgehen. Was mit Eurem kleinen Sohn Luke, meinem Urenkel, geschähe, weiß ich nicht.«
    Seine Stimme erstarb. Er sah so erschöpft aus, wie er zuvor lebhaft gewirkt hatte, die Augen waren halb verschattet. Es war so still, dass ich in der Ferne einen Hausierer schreien hörte und das Knistern der Kohlen im Kamin. Er legte die Papiere fort, die Schlüssel klapperten, als er die Schublade zweimal abschloss, ein schwaches Echo der düsteren Litanei von Lauten in den Gängen des Towers, in dem ich einmal einen wegen Aufwiegelung inhaftierten Flugblattschreiber besucht hatte. Wenn die Möglichkeit bestand, dass er recht hatte, was zählte dann meine Ehre? Doch andererseits brachte das Rasseln der Schlüssel, die er stets bei sich trug, auch die Erinnerung an Scogman zurück. Scogman in Ketten, wie er hinter Stalkers Pferd hergezerrt wurde, stolpernd, stürzend, vom

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