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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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Krieg vorbei und Wir haben Frieden und ich muss Euch schreiben und sagen, ich weiß, dass Ihr in mir nie einen Vater sehen konntet. Wie auch, da ich so niedertrechtige und schlechte Dinge getahn habe. Aber der Krieg hat mich verändert. Ich musste Von meinem Vater fortgehen, um Mich selbst zu finden, so sagt auf jeden Fall ein Priester hier. Wir stehen auf verschiehdenen Seiten, aber ich glaube, ich habe meine Pflicht meinem König gegenüber erfüllt und von dem, was ich höre, seid Ihr ein Mann von Ehre und ein tapferer Soldat, der seine Pflicht erfüllt hat an dem, woran er glaubt.
Ich verdiene und erwarte auch keine Antwort, aber wenn Ihr in Eurer Herze hineinseht und feststellt, dass Ihr mir vergipt, wird ein Brief, hinterlegt bei Jean de Monteuril, dem Gesandten Frankreichs in London, Euren Vater finden,
Richard Stonehouse
    Seine Unterschrift war unleserlich. Der Brief kam so vollkommen unerwartet, und die Worte waren so schwierig zu entziffern zwischen Unmengen von Tintenklecksen und Ausstreichungen, dass ich, als ich ihn zum ersten Mal las, wie betäubt dasaß, schockiert, als hielte ich den Brief eines Toten in den Händen.
    Ich las ihn erneut. Wenn der erste Schock darin bestand, dass er überhaupt geschrieben hatte, so war der zweite, dass er mich um Verzeihung bat. War er aufrichtig, oder heuchelte er nur?
    Der dritte Schock ereilte mich, als ich feststellte, dass ich etwas für diesen Mann empfand, von dem ich wusste, dass er mein Vater war. Er war liederlich und brutal, aber wie vieles davon war eine Reaktion auf seinen Vater, wie vieles seiner Auffassung geschuldet, ich wolle ihm sein Erbe streitig machen? Lord Stonehouse hatte mich im Geheimen erziehen lassen, doch einmal hatte er Richard etwas von mir Geschriebenes gezeigt, um ihn wegen seiner eigenen Handschrift zu beschämen. War es ein Wunder, dass er, als er herausfand, wer ich war, anfing, mich zu hassen? Ich wusste, was er unter seinem Vater zu erdulden gehabt hatte. Spürte ich jetzt nicht dieselbe Peitsche auf meinem Rücken? Es war die Mühe, die Richard offenkundig aufgewendet hatte, um mir persönlich zu schreiben, die mich allmählich überzeugte, dass er es ehrlich meinte. Er verschmähte das Schreiben, nannte es abfällig die Arbeit eines Schreibers. Doch jetzt hatte ich das Gefühl, dass sein kindliches, mühsames Gekrakel ihn beschämte.
    Ich war in meinem Studierzimmer. Nichts weiter als eine winzige, enge Kammer ohne Feuerstelle, doch es war der Ort, den ich am meisten vermissen würde, falls wir gezwungen wären, Drury Lane zu verlassen. Auf dem kleinen Tisch, den ich anstelle eines Schreibpults benutzte, hatte ich einige Gedanken für meine Vorstellung bei Cromwell niedergeschrieben. Ich schrieb in einer guten, lateinischen Handschrift, die im scharfen Kontrast zum wirren Gekritzel meines Vaters stand. Als ich den Brief ein drittes Mal las, sah ich nicht die Worte, sondern die Mühe, die sie gekostet hatten. Ich spürte die schmerzliche Sehnsucht, die Buchstaben zu formen, die plötzlichen Wutausbrüche, wenn die Wörter unleserlich übereinander stolperten, und den Zorn in den durchgestrichenen Schnörkeln und den Querstrichen beim T. Zorn auf mich oder auf ihn selbst? Ganze Sätze waren durchgestrichen. Jeder andere hätte eine ordentliche Abschrift gemacht, aber er war dazu nicht in der Lage gewesen. Er hätte die Aufgabe einem Schreiber übertragen können. Aber er wollte mir persönlich schreiben. Er wusste nicht, konnte nicht ahnen, dass es eben diese Anstrengung war, mehr womöglich als die Worte selbst, die mich rührte.
    Vielleicht hatte er sich verändert. Ich scheute mich, ihm zu glauben, aber ich konnte nicht anders. Vermutlich ist sie in einem verlassenen Kind immer vorhanden, die Hoffnung auf Versöhnung. Ich sagte mir, ich sei töricht, als ich spürte, wie mir die Tränen kamen.
    Anne berührte meine Schulter. Ich hatte keine Ahnung, wie lange sie schon im Zimmer war. In ihrer Berührung lag eine Anteilnahme, die ich vermisst hatte, seit ich mich geweigert hatte, mit Lord Stonehouse zusammenzuarbeiten. Ich blinzelte die Tränen fort und reichte ihr den Brief.
    »Was für ein Heuchler!«
    »Glaubst du nicht, dass er es ernst meint?«
    »Glaubst du es?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du weißt es nicht? Er hat versucht, dich zu töten!«
    Jemand klopfte an die Tür. Ich starrte den Brief an und hörte mit halbem Ohr, wie Jane Anne mitteilte, Liz habe eine weitere schlechte Nacht hinter sich und könne ihre Milch nicht

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