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Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition)

Titel: Falkenschwur: Die Fortsetzung des Bestsellers »Pestsiegel« (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ransley
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einmal Cromwells Vertrauen verloren hatte, hatte es für immer verloren. Cromwell rief George nach vorn. Ich saß da, den Kopf in die Hände gestützt, und hörte nichts, bis Cromwell aufsprang. Auch solche Zeichen hatte ich zuvor schon gesehen, viele Male. Cromwell bewegte sich, als hätte er eine schwere Last abgeschüttelt. In seiner Stimme, die stets schroff klang, schwang eine Andeutung von Herzlichkeit. Er hatte eine Entscheidung getroffen.
    »Deine Truppen gehören zu Fairfax’ Regiment?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Dasselbe Regiment, das den König bewacht – obwohl sie zu den Presbyterianer unter Colonel Graves gehören?«
    »Jawohl, Sir.«
    Ich verschränkte die Finger, brennend vor Neid, als Cromwell direkt auf ihn zutrat und ihn fragte, ob er ihm vertrauen könne. George stand da, als hätte er einen Stock verschluckt und salutierte. Wenn er bisher nicht unter Cromwells Bann gestanden hatte, so tat er es jetzt. Cromwell begann, ihm Instruktionen zu erteilen, und hielt nur inne, um die Hand auf Mr Inks Feder zu legen.
    »Keine Aufzeichnungen!« Ein Tintentropfen befleckte seinen Ärmelaufschlag, doch er schien es nicht zu bemerken, wandte sich wieder an George. »Vermeide jegliches Blutvergießen. Einige der Soldaten, Presbyterianer oder nicht, werden alte Kameraden von dir sein. Nutz das aus! Du bist dort, um die Wache abzulösen. Mehr nicht. Hast du verstanden?«
    »Jawohl, Sir. Statt Holles’ Wache wird dort Eure Wache stehen.«
    »Nicht meine Wache! Ich weiß von nichts. Du handelst allein aufgrund deiner eigenen Initiative!«
    »Meine Initiative, jawohl, Sir.« George schluckte. »Was mache ich, wenn ich … meine Initiative umgesetzt habe?«
    »Dann wartest du auf meine Anweisungen.«
    »Jawohl, Sir. Ich handele auf eigene Initiative und warte dann auf Eure Anweisungen.« Sein Tonfall unterstrich, dass die beiden Befehle nicht zusammenpassten, doch sein Gesicht behielt den Ausdruck engelsgleicher Unschuld.
    Cromwell musterte ihn misstrauisch, ehe er ihm die knappste Andeutung eines Lächelns schenkte. »Und vor allem … du darfst dem König kein Haar krümmen. Ist das klar?«
    George sah aus, als sei das so klar wie ein komplizierter Geheimcode, doch er salutierte. Cromwell wünschte ihm eine gute Reise, wandte sich ab und nahm die Botenmeldungen zur Hand. »Nichts von Holles’ Empfang im Derby House heute Abend?«
    Ireton schüttelte den Kopf. »Lord Stonehouse’ Informant wurde verhaftet.«
    George blieb stehen, wo er war. »Ich würde gerne Major Stonehouse mitnehmen, Sir«, sagte er.
    Zuerst dachte ich, Cromwell hätte ihn nicht gehört. Aber dann wirbelte er herum und sah aus, als hätte er keine Ahnung, wovon George sprach. Niemand erinnerte sich besser an seine Männer und ihre Taten als Cromwell. Und niemand konnte sie so schnell vergessen, wenn er sie einmal aus seinen Gedanken gestrichen hatte. Ich verzog das Gesicht, als ich Cromwells ausdruckslose Miene sah. Ehe er etwas sagen konnte, erzählte George ihm, wie ich den Appell von Colonel Wallace gestört und das Regiment zusammengehalten hatte. Cromwell scheuchte ihn fort. Doch George redete hastig weiter. Ich hätte Fehler gemacht aufgrund der Gefühle, die ich für meinen Vater hegte, aber genau dieser Gefühle wegen brauchte er mich. Ich kannte die Taktiken meines Vaters und wusste, was er tun würde.
    »Wirst du wohl still sein!«, brüllte Cromwell.
    Eine Magd ließ einen Teller mit Butter und Brot fallen, das Mrs Cromwell von irgendwo herbeigezaubert haben musste. George starrte zu Boden, als sie herumkroch, um den Laib aufzusammeln. Cromwell nahm ein paar zerknitterte Nachrichten und knüllte sie zu einer Kugel zusammen. Er warf sie von einer Hand in die andere. Auf der Straße war das Klappern einer Kutsche zu hören, der Ruf des Kutschers, der die Pferde anhielt, das Quietschen der Bremsen. Jedermann war sofort nervös, stand still und blickte in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Cromwell presste die Papierkugel mit einer Hand zusammen, die andere wanderte an seine Taille. Zum ersten Mal bemerkte ich, dass er ein Schwert trug – seltsamerweise, in seinem eignen Haus und Garten.
    Erst als die Kutsche weiterfuhr, wandten sich die Menschen wieder einander zu und unterhielten sich mit gesenkten Stimmen. Cromwell schleuderte die Papierkugel ins Gebüsch und winkte mich zu sich.
    »Was empfindet Ihr jetzt für Euren Vater?«
    »Ich will ihn töten, so wie er einst versucht hat, mich zu töten.« Erst, als ich die

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