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Fallen Angel 07 Tanz der Rose

Titel: Fallen Angel 07 Tanz der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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unaufhaltsam verrann.
    Jeden Morgen fand Rosalind auf ihrem Frisiertisch eine rote Rose in einer Kristallvase. Eine rote Rose als Symbol für die Leidenschaft, die immer wieder hell aufloderte.
    Allmählich wurde Rosalinds neue Garderobe geliefert, und bekanntlich stärkt kaum etwas das Selbstbewußtsein einer Frau so sehr wie exquisite Kleidung. Stephens Freunde nahmen sie sehr herzlich auf, so daß sie schnell ihre Ängste vergaß. Und er hatte zielsicher nur Einladungen angenommen, die auch Spaß machten - sei- ne Zeit war viel zu kostbar, um langweilige Veranstaltungen geduldig über sich ergehen zu lassen.
    Ein Thema, über das nie gesprochen wurde, war Stephens erste Frau. Als Rosalind einmal den kunstvoll bestickten Ofenschirm in ihrem Wohnzimmer bewundert hatte, sagte er knapp, den habe Louisa gearbeitet. Seit- dem fielen ihr überall im Haus prächtige Stickereien auf - Kissen und Stuhlbezüge, ein Gobelin und ein Lesezeichen mit zarten Blumen.
    Als Rosalind dieses Lesezeichen in einer Bibel fand, strich sie mit den Fingerspitzen behutsam über die feinen Blüten. Sie wußte, wie ihre Vorgängerin ausgesehen hat te, denn es gab eine gerahmte Pastellzeichnung von der verstorbenen Herzogin. Louisa war traumhaft schön gewesen, und manchmal fragte Rosalind sich, ob Stephen aus Gram über den Tod seiner Frau krank geworden war. Sie kannte Menschen, die den Verlust eines geliebten Partners nicht lange überlebten, und sie vermutete, daß es auch bei ihren Eltern so sein würde, denn es war un möglich, sich Thomas und Maria getrennt vorzustellen.
    Das Lesezeichen in Louisas Bibel hatte den 23. Psalm markiert: Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln ... Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich  kein Unglück, denn Du bist bei mir...
    Ihr wurde die Kehle eng. Stephen war nicht frei von Furcht, das spürte sie, auch wenn er nie darüber sprach. Wie sollte er keine Angst vor dem Tod haben, nachdem er nicht an ein Jenseits glauben konnte? Um so bewundernswerter war die Tapferkeit, mit der er Schmerzen klaglos ertrug und das Leben in vollen Zügen genoß, wann immer es ihm möglich war.
    Entschlossen klappte sie die Bibel zu, um den düsteren Gedanken zu entkommen, legte sich aufs Sofa und schloß die Augen. Bald würde es Zeit sein, sich für den Musikabend bei den Cassells umzukleiden. Wie vor jedem gesellschaftlichen Ereignis, so wandte sie auch jetzt einen von Marias Tricks an und stellte sich geistig darauf ein, sehr charmant zu sein und den Anschein von Schönheit zu erwecken.
    Sie konnte so wenig für Stephen tun, aber eines wollte  sie immer wieder versuchen: in seinen Kreisen zu glänzen, damit er stolz auf sie sein konnte.
    Tag 31
    Während der Kutschfahrt zu den Cassells wurde Stephen von düsteren Zweifeln geplagt, ob ihm noch 31 Tage vergönnt sein würden. Anfangs hatte er noch geglaubt, die  drei Monate seien ein Minimum, das er um Wochen oder sogar Monate verlängern könnte, doch jetzt befürchtete er, noch früher zu sterben. Solange er gesund gewesen war, hatte er seinen Körper für einen perfekt funktionierenden Organismus gehalten, den man nicht ständig beobachten mußte. Nun bemerkte er jede Kleinigkeit und konnte den Verfall trotzdem nicht aufhalten.     
    Bald würde er eine unsichtbare Grenze überschreiten und so krank sein, daß an ein halbwegs normales Leben nicht mehr zu denken war. Und wenn die Schmerzen immer unerträglicher wurden, würde er den Tod vermutlich als Gnade empfinden.
    Aber er wollte nicht sterben. Er wollte nicht sterben! Die Silhouette von Rosalinds Profil hob sich vom Fenster ab, und dieses friedliche Bild schnürte ihm die Kehle zu. Er wollte noch so vieles über sie erfahren, er wollte noch so vieles mit ihr unternehmen... Jeder Morgen begann für ihn mit ihrem schläfrigen Lächeln, und jeder Abend endete mit ihrem zufriedenen Seufzer, wenn sie sich im Bett an ihn schmiegte. Seit dem Besuch im Hafenviertel sah er manchmal dunkle Schatten in ihren Augen, aber sie hatte immer ein Lächeln für ihn bereit, war immer liebevoll. Seine vollkommene Rose...
    31 Tage, mehr oder weniger. Bitte, Gott, wenn es dich gibt, laß es einige Tage mehr sein!
    Die Kutsche hielt vor dem Haus der Cassells an. Sie hatten sich verspätet, und als der Butler sie einließ, war schon ein Cembalo zu hören. Der Graf und die Gräfin wollten sich gerade in den Salon begeben, wo das Konzert stattfand, kehrten aber höflich in die Halle zurück, um die Neuankömmlinge

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