Fallen Angel 07 Tanz der Rose
völlig hingerissen von ihr zu sein, und er würde dem Alter nach gut zu ihr passen.
Um sich von diesen unerfreulichen Gedanken abzulenken, ließ Stephen seine Blicke ziellos umherschweifen, wurde aber seinerseits von Rosalinds Großmutter fixiert. »Sobald wir uns vom Tisch erheben, müssen Sie mich in den Garten begleiten, Ashburton. « Ihre blauen Augen funkelten amüsiert. »Es ist ein Vorrecht des Alters, die Gesellschaft eines attraktiven Mannes beanspruchen zu können, ohne eine Abfuhr zu riskieren. «
Stephen lachte. »Sie hätten auch früher keine Abfuhr riskiert, Lady Westley. « Vom Lärm ermüdet, war ihm ein ruhiger Spaziergang mehr als willkommen.
Cassandra rannte die Treppen hinauf, um ihrer Großmutter einen Schal und den Gehstock zu bringen. Stephen lächelte Rosalind über den Salon hinweg zu, bevor er mit der alten Dame hinausging, deren kleiner Hund sich zu ihnen gesellte. Es war ein herrlicher Herbsttag, der bunte Blätter und späte Blumen im weichen Sonnenlicht erstrahlen ließ. Heckenrosen rankten sich an einer Mauer empor, und weiter unten schimmerte die Themse. »Das ist einer der schönsten Gärten, die ich je gesehen habe«, sagte Stephen impulsiv.
»Der goldene Oktober... Bald wird der erste Frost meine Blumen töten, die Blätter werden abfallen, und vom Fluß her wird ein eisiger Wind wehen. « Sie pflückte geistesabwesend eine gelbe Chrysantheme. »Es tut mir leid, daß ich im Frühling nicht mehr hier sein werde. Ich habe mein halbes Leben in diesem Haus verbracht, und der Garten gehörte immer zu meinen größten Freuden. «
»Wollen Sie zu Ihrem Sohn oder Ihrer Tochter ziehen? «
»O nein! Ich werde im Frühjahr nicht mehr am Leben sein«, entgegnete sie ruhig.
Stephen zuckte wie vom Blitz getroffen zusammen. »Das können Sie doch nicht Vorhersagen! «
»Ich weiß es. «
»Leiden Sie an einer tödlichen Krankheit? «
Die alte Dame lächelte wehmütig. »Nein, es ist einfach das Alter... Mein Körper hat keine Kraft mehr, was ganz normal ist... Ich glaube, ich wäre schon tot, wenn ich nicht irgendwie geahnt hätte, daß das Leben für mich noch eine letzte wunderbare Überraschung bereithält -Rosalind! «
Sie kamen zu einer Lichtung mit einem verwitterten Steinbrunnen, und Lady Westley betrachtete den pausbäckigen Engel, aus dessen Vase Wasser ins moosbewachsene Becken sprudelte. »Ein Kind zu verlieren ist der schlimmste Schmerz, der einem Mensch widerfahren kann«, sagte sie leise. »Man kommt nie darüber hinweg... niemals! Mit Rosalind ist ein Stück von Sophia zu mir zurückgekehrt. « Sie führte die Chrysantheme an ihre Lippen, bevor sie die Blume in den Springbrunnen warf.
Während sie auf einem gewundenen Pfad weiter durch den Garten schlenderten, warnte Stephen: »Rosalind mag ihrer Mutter zwar sehr ähnlich sehen, aber sie hat ein ganz anderes Leben geführt. «
»Wenn ich daran denke, daß dieses süße kleine Mädchen im Dreck nach Essensresten suchen mußte, zerreißt es mir fast das Herz! « Lady Westley schüttelte den Kopf. »Und später - eine Westley auf der Bühne! Ich wünschte, ich hätte sie sehen können. «
»Rosalind ist eine gute Schauspielerin, obwohl sie diesen Beruf nie mit Leib und Seele ausgeübt hat. « Er lächelte in der Erinnerung an seine Lady Caliban. »Nachdem Sie nicht schockiert zu sein scheinen, hätten Sie vielleicht wirklich Ihre Freude am Talent Ihrer Enkelin gehabt. «
»In meinem Alter ist man nicht so leicht schockiert«, lachte die alte Dame. »Und obwohl Rosalind kein einfaches Leben hatte, ist sie ihrer Mutter auch im Wesen sehr ähnlich. Sie strahlt dieselbe Wärme und Herzlichkeit wie Sophia aus. «
»Das weiß niemand besser als ich«, stimmte Stephen zu.
Auf der nächsten Lichtung stand eine Bank, die gute Aussicht auf den Fluß bot. »Das ist mein Lieblingsort. Es macht mir Spaß, die Schleppkähne und Boote zu beobachten. Sollen wir hier ein bißchen ausruhen? « Sie nahmen nebeneinander auf der Bank Platz, und der kleine Hund rollte sich zu Füßen seines Frauchens zusammen.
»Sie müssen wissen, Sophia war meine Jüngste«, berichtete Lady Westley. »Ich bin bei ihrer Geburt fast gestorben, und vielleicht hatte ich deshalb ein besonders inniges Verhältnis zu ihr, obwohl ich auch meine beiden anderen Kinder von ganzem Herzen liebe - Richard, meinen einzigen Sohn, und Anne, meine Älteste, die wie eine Glucke über mich wacht. Ja, ich hatte wirklich Glück mit allen dreien. «
Stephen bedauerte wie so
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