Fallen Angel 07 Tanz der Rose
sobald die Bourbonen wieder auf dem Thron saßen. Euer Palast war offenbar in miserablem Zustand, aber dein Vetter bemüht sich, ihn in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. « Er warf ihr einen Seitenblick zu. »Von Rechts wegen gehört der ganze Besitz natürlich dir. «
»Allmächtiger«, murmelte Rosalind überwältigt. »Ich habe einen Palast in Frankreich? «
»Es dürfte nicht schwer sein, zu beweisen, daß du die rechtmäßige Erbin bist. «
Sie überlegte, ob dieser französische Vetter braune Augen wie sie selbst haben könnte. »Ich mag die direkte Erbin sein, aber ich möchte nicht in Frankreich leben, und wenn Cousin Philippe schon so viel Zeit und Mühe investiert hat, soll er den Besitz auch behalten. «
Stephen lächelte ihr zu. »Ich dachte mir fast, daß du das sagen würdest, aber es ist überaus großzügig von dir. «
Sie lachte. »Nachdem du mich so verwöhnst, kann ich es mir leisten, großzügig zu sein. «
»Ich werde meinen Anwalt beauftragen, deinem Vetter zu schreiben. Er sollte wissen, daß du am Leben bist, und du müßtest formell auf deine Ansprüche verzichten. « Er drückte ihre Hand. »Vielleicht überläßt er dir im Gegenzug irgendwelche Möbel oder Familienschmuck, zur Erinnerung an deine französische Herkunft. «
Rosalind hatte plötzlich die Möbel im Schlafzimmer ihrer Mutter vor Augen, besonders eine elegante Frisierkommode... »Das würde mir gefallen. Stell dir vor - ich kann noch eine neue Familie kennenlernen! Hoffentlich sind diese Verwandten väterlicherseits genauso nett wie die Westleys. «
»Die Westleys erinnern mich ein bißchen an die Fitzgeralds«, sagte Stephen nachdenklich. »Ich wußte gar nicht, daß es auch in aristokratischen Kreisen so herzlich und ungezwungen zugehen kann. «
Seine eigene Familie war offenbar das genaue Gegenteil gewesen. »Meine Großmutter sagte, deine Mutter sei wild, aber gutherzig gewesen«, murmelte sie zögernd. »Stimmt das? Du hast nie über sie gesprochen. «
»Wild war eine höfliche Umschreibung für ausschweifend. « Stephen schnitt eine Grimasse. »Meine Mutter war sehr schön, und mein Vater war verrückt nach ihr. Zwischen ihnen tobte ein ständiger Machtkampf - Vater konnte sich selbst nicht verzeihen, daß er sie rasend begehrte, und Mutter ging sehr großzügig mit ihrer Gunst um... Ich war immer heilfroh, diese leidenschaftliche Veranlagung nicht von ihnen geerbt zu haben - im Gegensatz zu Michael, der sehr darunter zu leiden hatte, bis er sie endlich in den Griff bekam. « Ein Schatten huschte über sein Gesicht. »Aber es stimmt, daß Mutter im Grunde gutherzig war. Ich habe mich manchmal gefragt, was für ein Mensch sie ohne ihr Luxusleben und mit einem vernünftigen Mann an ihrer Seite geworden wäre. Sie starb, als ich fünfzehn Jahre alt war. «
Seltsam, daß er sich selbst so falsch einschätzte! Rosalind hatte ihn auf den ersten Blick als leidenschaftlichen Mann beurteilt, und ihre Erwartungen waren nicht enttäuscht, sondern in jeder Hinsicht übertroffen worden.
Er gähnte hinter vorgehaltener Hand. »Entschuldigung, ich habe vergangene Nacht schlecht geschlafen. Bist du mir böse, wenn ich jetzt ein Nickerchen mache? «
Von seinem Gähnen angesteckt, meinte Rosalind: »Eine ausgezeichnete Idee. «
Stephen lehnte sich zurück und schloß die Augen. Sein ausgemergeltes Gesicht ließ ihn zwanzig Jahre älter erscheinen, als er war, und Rosalind stellte erschrocken fest, daß seine Haut sich gelblich verfärbte - die Krankheit hatte allem Anschein nach auch seine Leber angegriffen! Sie preßte ihren Kopf an seine Schulter, um seine Wärme zu spüren, solange er noch bei ihr war, und er zog sie in seine Arme, so als hätte er das gleiche Bedürfnis. Sie bedauerte zutiefst, daß er in einer zerrütteten Fa-milie aufgewachsen war, und schwor sich, ihn wenigstens mit seiner Schwester zu versöhnen, koste es, was es wolle.
Rosalind stieg aus der Kutsche und ging die Stufen zum Haus der Herringtons hinauf. Obwohl sie schlimmeres Lampenfieber als vor jedem Bühnenauftritt hatte, gab sie sich nach außen hin völlig gelassen. Schauspielerin zu sein war wirklich sehr nützlich, wenn man in den tückischen Gewässern der vornehmen Gesellschaft nicht untergehen wollte. Maria hatte ihrer Tochter fürstliches Auftreten beigebracht, damit sie sogar Königinnen überzeugend verkörpern konnte, und das kam Rosalind jetzt zugute.
Als ein Diener die Tür öffnete, rauschte sie hoheitsvoll an ihm vorbei. »Ich bin
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