Fallen Angel 07 Tanz der Rose
respektvoll daran erinnern, daß es höchste Zeit für das Hochzeitsfrühstück ist? « Er grinste dem Brautpaar zu. »Ich nehme doch an, daß sogar Herzöge hin und wieder etwas essen müssen. «
Sein Kommentar rief allgemeines Gelächter hervor, und die Gäste strebten erleichtert den Tischen zu. Rosalind und Stephen folgten langsam, eng umschlungen. Sie genoß seine Nähe, konnte sich aber nicht an den Gedanken gewöhnen, daß sie nun eine Herzogin war - nicht auf der Bühne, sondern im wirklichen Leben.
Das Festmahl war ein großer Erfolg. Lachend und plaudernd überspielte Rosalind ihr Unbehagen, und es gelang Maria und ihr mit vereinten Kräften, eine neue Konfrontation zwischen Thomas und Stephen zu vermeiden.
Beim Essen und Trinken überwanden die Mitglieder der Truppe allmählich wieder ihre Hemmungen gegenüber dem Herzog, der wochenlang unverdrossen schwere Requisiten geschleppt und in Scheunen Nebenrollen gespielt hatte. Stephen war so ungezwungen und charmant wie eh und je, und als das Brautpaar sich verabschiedete, herrschte eine ganz lockere Atmosphäre.
Nach vielen Umarmungen und Küssen ließ Rosalind sich von Stephen beim Einsteigen in die elegante Kutsche helfen, die er gemietet hatte. Oder hatte er das Gefährt vielleicht sogar gekauft? Mit Portias Reisekiste in der Hand nahm er ihr gegenüber Platz und schloß die Tür.
Rosalind winkte aus dem Fenster, bis niemand mehr zu sehen war, lehnte sich sodann in die bequemen Samtpolster zurück und betrachtete ihren Ehemann. Nachdem der erste Schock verflogen war, wunderte sie sich kaum, daß er ein Mitglied des englischen Hochadels war. Er hatte seine Autorität unter Beweis gestellt, als es darum ging, Ellie zu ihrem Recht zu verhelfen, doch weil er sich andererseits so mühelos in das Leben der Wandertruppe eingefügt hatte, war es ihr leichtgefallen, relativ selten über seine Position nachzudenken.
Stephen war einer der mächtigsten Männer im Lande. Wenn er etwas sagte, würde sogar der Prinzregent zuhören... Sie schloß die Augen und rieb sich die Schläfen.
»Hast du Kopfweh? « fragte ihr Mann besorgt.
»Ein bißchen. Jessica hat meine Haare etwas zu straff angezogen, als sie mir diese kunstvolle Hochfrisur steckte. « Rosalind zog die Haarnadeln und Chrysanthemen heraus und atmete erleichtert auf, als ihre Haare lose auf die Schultern fielen. »Außerdem komme ich mir wie im Märchen vom König und der Bettelmaid vor. «
Sein Gesicht verdüsterte sich. »Ich bin kein König, und du bist keine Bettelmaid. «
»Aber fast. « Sie begann ihre Haare mit den Fingern zu kämmen. »Es ist schon skandalös, wenn ein Gentleman eine Schauspielerin unbekannter Herkunft heiratet, aber daß ein Herzog so etwas tut, ist eigentlich völlig undenkbar. Alle werden mich für eine raffinierte geldgierige Person und dich für einen Trottel halten. «
»An unserer Heirat ist nichts Skandalöses«, entgegnete Stephen scharf. »Du bist die Adoptivtochter eines Mannes adliger Abstammung - Thomas ist ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle, obwohl er sich für die Bühnenlaufbahn entschieden hat. Und du bist eine Dame in jeder Hinsicht, auch wenn du bisher nicht mit weltlichen Gütern gesegnet warst. Jeder Mann, der dich kennenlernt, wird mich beneiden. «
War er naiv oder einfach so sehr an Ehrerbietung gewöhnt, daß er sich nicht vorstellen konnte, wie die vornehme Gesellschaft sie behandeln würde, sobald er nicht mehr an ihrer Seite war? Man würde sie niemals anerkennen, aber das spielte im Grunde keine Rolle, denn wenn er nicht mehr lebte, würde sie sowieso zu ihrer Familie zurückkehren. In der Zwischenzeit wollte sie ihn jedoch nicht blamieren... »Was erwartest du von mir, Stephen? Welche gesellschaftlichen Verpflichtungen hat eine Herzogin? «
Stephen sah überrascht aus. »Ich möchte, daß du meine Frau bist, Rosalind. Meine Freundin, meine Gefährtin, meine Geliebte. Ob du irgendwelche gesellschaftlichen Verpflichtungen übernehmen willst oder nicht, liegt ganz allein an dir. Wenn du bei Hofe empfangen werden möchtest, werde ich es arrangieren. Wenn du keinen Fuß in die Salons meiner Bekannten setzen willst, werde ich dich bestimmt nicht dazu zwingen. Du kannst jederzeit völlig frei entscheiden. «
Das hörte sich einfach an, aber sie glaubte nicht so recht daran. »Ein Mann in deiner Position hat doch zweifellos viele Verpflichtungen, denen er sich nicht entziehen kann? «
»Was glaubst du, warum ich einfach die Flucht ergriffen habe?
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