Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fallen Angels 01 - Die Ankunft

Titel: Fallen Angels 01 - Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
Vom Netzwerk:
Marie-Tereses Bindung leichter zu zerstören, vorausgesetzt, dieser Ohrring befindet sich überhaupt in Devinas Besitz.« Damit verschwand Eddie im Badezimmer und kehrte mit tropfnassen Händen zurück, die er in die Höhe hielt wie ein Chirurg. »Jim, hol doch mal bitte die Lederrolle aus meiner rechten Jackentasche.«
    Jim fand das Gesuchte, ein etwa fünfundzwanzig Zentimeter langes und fünf Zentimeter dickes Bündel, das von einer weißen Seidenschleife zusammengehalten wurde.
    »Mach sie auf.«
    Mit geschickten Händen zog Jim die Schleife auf und entrollte das Leder. Ein Dolch kam zum Vorschein.
    Ein Dolch aus Glas.
    »Fass bloß nicht die Schneide an«, sagte Eddie.
    »Was zum Henker hast du denn damit vor?«, wollte Vin wissen.
    »Wir müssen dich aufmachen.« Der Mann deutete auf den Kreis der brennenden Kerzen. »Das hier ist eine spirituelle Operation, und ehe du fragst: Ja. Wird saumäßig wehtun. Aber es wird keine Narbe bleiben oder so was. Und jetzt leg dich hin, mit dem Kopf hier nach Norden.«
    Vin sah in die Gesichter der beiden Männer, die ihn anstarrten. Finster. Ernst. Ganz besonders Eddie.
    »So ein Messer hab ich noch nie gesehen«, murmelte Vin.
    »Das ist aus Kristall«, erklärte Eddie, als wüsste er, dass Vin noch eine kurze Gnadenfrist brauchte, bis er sich dem Ritual auslieferte. »Und ja, hol ruhig noch mal tief Luft, aber wir müssen dann wirklich anfangen.« Er warf seinem Kumpel einen kurzen Blick zu. »Jim? Du bleibst bei Marie-Terese. Irgendwann wirst du diese Sachen hier selbst machen, aber fürs Erste bist du nur zum Beobachten eingeteilt, und wenn es kritisch wird, bist du für sie zuständig.«
    »Kannst du Gedanken lesen?«, fragte Vin.
    »Manchmal. Können wir dann jetzt bitte mal loslegen? Ich weiß nicht, wie lange Adrian sie noch aufhalten kann.«
    Noch einmal blickte Vin in Marie-Tereses Augen und hoffte inständig, sie würde alles darin lesen, was er sich wünschte, sagen zu können. Sie nickte, als verstünde sie ihn vollkommen, woraufhin er über den Salzkreis stieg und sich in der Mitte auf den Rücken legte. Eddie hatte die Größe perfekt abgeschätzt: Vins Fußsohlen berührten gerade eben die Kante, wenn sein Kopf unmittelbar unterhalb der nördlichen Kerze lag.
    »Schließ die Augen, Vin.«
    Nach einem letzten Blick zu Marie-Terese senkte Vin die Lider und versuchte, seinen Körper zu entspannen. Der Fußboden fühlte sich hart unter seinen Schulterblättern, seinem Hintern und seinen Fersen an, und sein Herz raste in seinem Brustkorb. Das wirklich Blöde allerdings war, nichts sehen zu können, denn nicht nur fühlte er sich isoliert, sondern jedes Geräusch drang ihm überdeutlich ans Ohr: Von seinem eigenen Atem über Eddies Schritte um ihn herum bis hin zum Raunen seltsamer Worte über seinem nackten Körper hatte alles eine nervenzerfetzende Lautstärke angenommen.
    Es dauerte nicht lange, bis er die Geduld verlor. Hier auf dem Boden rumzuliegen wie Hundefutter, und das auch noch vor Marie-Terese, war doch wirklich …
    Ein sanftes Vibrieren stieg durch den Fußboden auf.
    Vin spürte die stimmgabelgleiche Erschütterung zuerst in Handflächen und Fußsohlen, dann setzte sie sich weiter nach innen fort, bewegte sich in konzentrischen Kreisen auf sein Zentrum zu. Als er die rhythmischen Wellen in sich aufnahm, kitzelte ein Hauch von einer Brise über die Haare auf seinen Armen und von den Oberschenkeln hinauf zur Brust, und er fragte sich, ob jemand vielleicht ein Fenster aufgemacht hatte.
    Nein … alles begann, sich zu drehen.
    Ob er zu kreiseln begonnen hatte oder der Raum, konnte er nicht sagen, aber ganz unvermittelt verschmolzen die Wellenbewegungen und die Brise miteinander und wurden ununterscheidbar, sie wirbelten um ihn herum … oder vielleicht wirbelte auch er. Wie Wasser, das in einen Abfluss rauscht, nahm er immer mehr Tempo auf, sein Magen rebellierte, ihm wurde speiübel.
    Kurz bevor er sich übergeben musste, hörte das Karussell plötzlich auf, und er spürte totale Schwerelosigkeit. Kein Kreiseln mehr, sondern er schwebte in warmer Luft und dankte seinem Schöpfer. Tiefe Atemzüge beruhigten seinen Bauch und lösten dann die Spannung in seinen Armen und Beinen, die Muskeln lockerten sich.
    Und dann kehrte seine Sicht zurück. Grundgütiger, obwohl seine Lider noch geschlossen waren, konnte er weißes Licht sehen. Die Quelle befand sich irgendwo unter ihm, bohrte sich durch den Fußboden, auf dem er theoretisch lag, und sein Körper

Weitere Kostenlose Bücher