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Fallen Angels 01 - Die Ankunft

Titel: Fallen Angels 01 - Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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schloss die Augen. Eine kühle Hand wischte ihm Mund und Gesicht ab, und er musste lächeln. Marie-Terese - besser gesagt Gretchen - konnte immer noch fabelhaft mit einem Waschlappen umgehen.
    Aber so Gott wollte, würde sie diese Fähigkeit nicht allzu bald wieder brauchen.
    »Ich gebe Ihnen jetzt eine Spritze gegen die Übelkeit«, erklärte die Ärztin, »und wenn das Erbrechen aufhört, können wir Sie entlassen. Die Fäden müssen in zehn Tagen gezogen werden, aber das kann Ihr Hausarzt erledigen. Wir haben Ihnen eine Tetanusimpfung verabreicht, und ich habe Ihnen noch ein Rezept für ein Antibiotikum ausgestellt. Die erste Tablette haben Sie schon bekommen. Gibt es noch Fragen?«
    Vin öffnete träge die Lider, sah aber nicht die Ärztin an, sondern Gretchen. Sie liebte ihn. Das hatte sie gesagt, vorhin im Krankenwagen. Er hatte die Worte aus ihrem eigenen Mund gehört.
    Also nein, er hatte keine Fragen mehr. Solange er nur wusste, dass sie so empfand, würde alles andere sich fügen.
    »Immer her mit der Spritze, Frau Doktor, damit ich endlich von hier abhauen kann.«
    Die Frau ließ sich nicht lange bitten, zog sich frische Handschuhe über, nahm die Kappe von der Nadel und setzte sie an. Als sie den Kolben drückte, spürte er überhaupt nichts, was die Kotzerei beinahe wert war. »Das sollte Ihnen sofort Erleichterung verschaffen.«
    Vin hielt den Atem an, er erwartete sich keine …
    Hammer. Die Wirkung trat umgehend ein, als würde ihm jemand den Bauch streicheln und »Heile, heile Gänsje« singen. Mit einem Seufzen erschlaffte sein gesamter Körper, wodurch ihm noch mal so richtig bewusst wurde, wie elend er sich vorher gefühlt hatte.
    »Warten wir mal ab, ob das reicht.« Die Ärztin stülpte die Schutzkappe wieder über die Spritze und stopfte sie in den Mülleimer. »Ruhen Sie sich einfach nur aus, und wenn alles so bleibt, rufen wir Ihnen und Ihrer Frau bald ein Taxi.«
    Ihm und seiner Frau.
    Vin zog Gretchens Hand an seinen Mund und küsste sie sanft. »Wie klingt das für dich?«, fragte er. »Schatz?«
    »Super.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Wenn du es dir vorstellen kannst. Liebling.«
    »Und wie.«
    »Alles klar, ich komme dann später noch mal nach Ihnen sehen.« Damit trat die Ärztin an den Vorhang, der Vins Bett vom Rest der Notaufnahme trennte. »Ach ja, die Polizei möchte Sie sprechen. Ich kann die aber bitten, Sie später zu kontaktieren …«
    »Schicken Sie sie ruhig rein«, sagte Vin. »Kein Grund zu warten.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Was soll schon passieren? Höchstens, dass ich wieder anfange zu kübeln und statt des Spucknapfs eine Uniform treffe. Das Risiko gehe ich ein.«
    »Na schön, wenn Sie meinen. Wenn es aber zu lange dauert, klingeln Sie nach der Schwester, dann gehen wir dazwischen.« Die Ärztin nickte und zog den Vorhang zurück. »Viel Glück.«
    Als der Stoff wieder zurückschwang, drückte Vin eindringlich Gretchens Hand, denn er wusste nicht, wie viel Zeit sie allein hätten.
    »Du musst mir die Wahrheit sagen.«
    »Immer.«
    »Was ist mit Jim? Ist er …?«
    Ihr sichtliches Schlucken, bevor sie antwortete, sagte genug, und um ihr die schrecklichen Worte zu ersparen, küsste er noch einmal ihre Hand. »Sch-sch. Ist schon gut. Du musst es nicht aussprechen …«
    »Er war dein Freund. Es tut mir so unendlich leid.«
    »Ich weiß nicht, wie ich das jetzt formulieren soll, deshalb sage ich es einfach geradeheraus.« Er rieb mit dem Daumen über ihren pochenden Puls am Handgelenk. »Ich bin so froh, dass du noch hier bist. Für deinen Sohn. Für mich. Jim hat etwas unfassbar Selbstloses, Heroisches getan, und so sehr ich mir wünsche, es hätte ihn nicht das Leben gekostet, so dankbar bin ich ihm für das, was er getan hat.«
    Sie ließ die Hand sinken und nickte, das leicht gelockte Haar fiel nach vorn. In langsamen Kreisbewegungen strich er weiter über ihr zartes Handgelenk. Jims letzte Tat auf Erden hatte ein Wahnsinnsvermächtnis hinterlassen: ein Leben, das zu leben war … und einen Sohn, der noch seine Mutter hatte … und einen Geliebten, dessen Herz nicht wegen ihres Verlusts zersprang.
    Ein wunderbares Vermächtnis.
    »Er war ein echter Kerl.« Vin räusperte sich. »Ein wahrhaft echter Kerl.«
    Schweigend warteten sie dort, er flach auf dem Krankenbett, sie auf dem Plastikstuhl, die Hände ineinander verschränkt, so wie der Mann, der ihr das Leben gerettet hatte, es gewollt hatte.
    Jenseits des grau-blau gemusterten Vorhangs eilten

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