Fallen Angels 03 - Der Rebell
dass sie es ist?«
»Ich habe nichts angefasst, aber man sieht blonde Haare, und die Leiche liegt, wo Kroner es gesagt hat.« Veck zog die Augenbrauen zusammen. »Was ist denn?«
»Waren irgendwelche Fußspuren in der Höhle?«
»Ich schau noch einmal nach.« Er verschwand. Kam zurück. »An sich nicht. Wobei der Boden relativ trocken und nur eine dünne Schicht Erde vorhanden ist, da bleibt nicht viel hängen. Worauf willst du –«
»Es ist, als wäre er einfach aus dem Himmel gefallen.«
»Wer? Heron?«
»Es gibt keinen Beweis dafür, dass er hier war, Veck. Wo sind seine matschigen Fußabdrücke? Hier unten oder dort oben?«
»Moment mal, sind da keine …«
»Nichts.«
Er sah sich mit gerunzelter Stirn um. »Dieser Mistkerl.«
»Genau meine Meinung.«
In der Ferne hörte sie die anderen Polizisten kommen, also legte sie die Hände trichterförmig um den Mund und rief: »Hier drüben! Wir sind hier!«
Vielleicht konnte ja jemand anderes das alles hier erklären. Denn ihr fiel nichts dazu ein … und das Gleiche galt offensichtlich auch für Veck.
Dreißig
Während die letzten Sonnenstrahlen des Tages aus dem Himmel wichen, wurden Sissy Bartens sterbliche Überreste sorgfältig eingepackt und aus der Höhle geschafft.
Veck war einer der vier Männer an den Griffen, die ihr Gewicht trugen und sie hinaus in die frische Luft brachten. Er war im Laufe des Nachmittags in der Nähe geblieben, hatte aber seine Hände still gehalten und seine Mitarbeit darauf beschränkt, Fotos mit seinem eigenen Telefon zu machen, mit dem Rechtsmediziner zu sprechen und bei Kleinigkeiten zu helfen, wann immer er konnte.
Reilly hatte sich genauso verhalten.
Jetzt blieb nur noch, die Leiche den Abhang hinaufzutragen.
»Versuchen wir es hier entlang«, schlug er den anderen vor. »Das ist noch am einfachsten.«
Also gingen die vier in nördliche Richtung, wo der Weg am ehesten gangbar war – wobei das ein relativer Begriff war.
Es warteten massenweise Leute auf ihre Ankunft.
Natürlich waren inzwischen Nachrichtenteams eingetrudelt, die am oberen Rand des Steinbruchs parkten. Gott allein mochte wissen, wer ihnen den Tipp gegeben hatte. Garantiert keiner der Beamten am Schauplatz, aber es war immerhin ein öffentliches Gelände, und die ganze Stadt wusste nicht nur über Kroners Verhaftung und Genesung im Krankenhaus, sondern auch über das Opfer in dem Motel und die anderen toten Frauen Bescheid. Dass ein Dutzend Uniformierte auf einem abgeschiedenen Gelände mit vielen dunklen Ecken herumstapfte, bedeutete sehr wahrscheinlich nicht, dass jemand seinen Geburtstag auf diesem Geröllhaufen feierte. Außerdem war jetzt auch noch ein Sarg im Spiel.
Und heutzutage hatte ja nun wirklich jeder Idiot ein Handy.
Weswegen de la Cruz auch sofort nach der Identifikation der Leiche anhand von Fotos und Muttermalen die Szene quasi fluchtartig verlassen hatte und zu seinem Auto gerannt war. Zwar würde das Caldwell Police Department den Namen erst an die Presse geben, wenn die Familie benachrichtigt worden war, aber es waren schon zahlreiche E-Mails, SMS und Telefonanrufe im Präsidium eingegangen, und es war unmöglich abzuschätzen, wer seiner Frau, Schwester, Bekannten vom Fernsehen davon erzählt hatte.
Manchmal war das Informationszeitalter einfach zum Kotzen.
Niemand wollte, dass die Bartens aus den Nachrichten von dem Fund ihrer Tochter erfuhren … oder, Gott bewahre, über Facebook.
Während Veck und die drei anderen Männer grunzten und stemmten, zogen und hievten, begleitete Reilly sie die gesamte Zeit mit ihrer Taschenlampe und leuchtete ihnen den Weg, da es immer dunkler wurde. Und noch dunkler.
Bis es pechschwarz war.
Fast eine Stunde später hatten sie es nach oben geschafft und setzten die sterblichen Überreste vorsichtig in den Laderaum eines der Mannschaftsfahrzeuge ab.
Veck und Reilly traten zurück, und Sissy Barten wurde sicher in die Stadt gefahren.
Allmählich zerstreuten sich die anderen Beamten, Motoren wurden angelassen. Reilly begann leise: »Ich glaube nicht –«
»Kroner hat sie nicht umgebracht«, pflichtete Veck ihr genauso leise bei.
»Die Verfahrensweise stimmt nicht mit den anderen Fällen überein.«
»Überhaupt nicht.«
Und sie waren nicht die Einzigen, die den Unterschied zwischen Sissy und den anderen Opfern bemerkt hatten: Diese Leiche war kopfüber aufgehängt und ausgeblutet worden, außerdem war ein Muster in den Bauch geritzt worden. Überdies war sie zwar nackt ausgezogen
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