Fallen Angels 03 - Der Rebell
seine Miene war angespannt.
»Hat de la Cruz Sie angerufen?«, fragte sie zwanglos.
Der Mann schielte nach Vecks Hinterkopf – der ihm offenbar auch nicht weiterhalf. Also wandte er sich zurück an Reilly. »Äh, ja, hat er. Gerade eben.«
Trommelwirbel. Sehr wahrscheinlich hatte er gelesen, was in der E-Mail stand.
»Und wann hätten Sie Zeit, mit mir ins Krankenhaus zu fahren?«, hakte sie nach.
»Äh, also … ich hab einen Verdächtigen zum Verhör einbestellt, der kommt gleich. Aber danach?«
»Alles klar. Ich bin hier.«
Sie sah ihm voll und nicht entschuldigend in die fragenden Augen. Sie kannte den Mann nicht gut, aber es war ziemlich offensichtlich, dass er nicht gerade erfreut war. Und genau deshalb fing man nichts mit Kollegen an. Besitzergreifende beste Kumpel waren schon schlimm genug, wenn man sie nur ab und zu beim Pokerabend oder beim Fußball traf. Aber jeden Tag im Büro?
Andererseits würde sie selbst ja, sobald Vecks Bewährungszeit vorbei war, zurück ins Interne Ermittlungsdezernat wechseln.
Der Gedanke entspannte sie. Alles in allem viel besser …
Ach, Mist . Sie würde diese Beziehung melden müssen. Und sobald sie das tat, würde man sie von seiner Beaufsichtigung abziehen – was vollkommen angemessen wäre.
Sah ganz so aus, als müsste sie keinen Monat warten, bis sie wieder in ihre eigene Abteilung zurückkehrte.
»Hey, DelVecchio. Geh mal an dein Telefon«, rief jemand.
Komisch, sie hatte es gar nicht klingeln hören. Genauso wenig wie er oder Bails.
Während Veck sich mit viel Mhm und Aha durch ein Gespräch lavierte, drückte Bails sich weiterhin um ihre Schreibtische herum, und Reilly hätte ihn am liebsten verscheucht wie eine lästige Fliege. Zum Glück kam dieselbe Frau, die Veck aufgefordert hatte, seinen Hörer abzuheben, jetzt zu Bails und teilte ihm mit, dass sein Verdächtiger unten am Empfang warte.
»Ich hole Sie hier ab, wenn ich fertig bin«, sagte Bails. Auf ihr Nicken hin schlug er Veck auf die Schulter und zog Leine.
Veck legte auf. »Das war de la Cruz. Er will, dass ich eine Schießerei in der Innenstadt untersuche. Er braucht Unterstützung, sagt er – und ich schätze mal, er will sichergehen, dass ich nicht auf die Idee komme, dich ins Krankenhaus zu begleiten.«
Leuchtete ein. »Aber es dauert noch ein Weilchen, bis wir losfahren.«
»Das wird ein langer Tag. Wir müssen einen gesamten Wohnblock durchkämmen.«
Veck stand auf, zog seine Jacke an und klopfte seine diversen Taschen ab, sehr wahrscheinlich diese auf Dienstmarke, Waffe, Brieftasche, Schlüssel und Zigaretten überprüfend.
»Du musst das Rauchen aufgeben«, platzte sie heraus.
Als er erstarrte, dachte sie: Verflucht, ich höre mich schon an wie seine Freundin. Die drei Worte, die er ihr gemailt hatte, gaben ihr nicht das Recht, so etwas zu verlangen. Es war vielleicht ein Schritt in die Richtung, das schon; aber kein Scheunentor, durch das man einen Laster donnern konnte.
Das Problem daran war nur, dass er ihr zu viel bedeutete, um einfach zuzuschauen, wie er sich umbrachte …
Veck zog die offene Schachtel aus der Jackentasche … und zerknüllte sie in der Hand.
»Du hast recht.« Er warf den Klumpen in den Mülleimer unter dem Schreibtisch. »Falls ich in den nächsten Tagen nervig sein sollte, entschuldige ich mich schon mal im Voraus.«
Reilly konnte sich das Lächeln nicht verkneifen. Und in einem Flüsterton, den nur er hören konnte, sagte sie: »Ich denke mir etwas aus, um dich abzulenken.«
Als sie ganz langsam das Bein vom Knie nahm und dann das andere überschlug, flackerten seine Augen auf. Woraus sie schloss, dass sie ihm keinen Extrawink bezüglich der verborgenen Schätze unter ihrer Arbeitskluft mehr geben musste.
»Ich werde dich daran erinnern.« Er zwinkerte wie ein schlimmer Junge, der wusste, was er mit ihrem Körper anzustellen hatte. Logisch. »Halte dich an Bails – und ruf mich an, wenn du fertig bist, okay?«
»Mach ich.«
Sie drehte sich wieder zu ihrem Schreibtisch um, sah ihm aber aus dem Augenwinkel nach, als er durch die Tür ging.
Großer Gott, der Mann sah vielleicht gut aus von hinten …
Fünfunddreißig
In gewisser Hinsicht war es toll, unterwegs zu sein und seinen Job zu machen, dachte Veck ein paar Stunden später.
Okay, es war nicht so toll, dass irgendein armer Penner eine Kugel ins Gesicht bekommen hatte, oder dass keiner seiner Nachbarn erzählen wollte, was er gesehen hatte, oder dass er und de la Cruz sich die Hacken
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