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Fallen Angels 03 - Der Rebell

Titel: Fallen Angels 03 - Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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völlig umsonst abrannten. Aber das hier war stinknormaler, harter Arbeitsalltag. Es ging nicht um seinen Vater oder um durchgeknallte, keine Fußabdrücke hinterlassende nächtliche Stalker.
    Das Opfer war auf dem Beifahrersitz seines SUV s erschossen worden, der direkt vor einem für seine lebhaften illegalen Ge schäftsaktivitäten bekannten Wohnblock geparkt stand. Die Straßenreiniger hatten es am Morgen entdeckt. Weder an der Leiche noch im Wagen hatte man Drogen oder Bargeld entdeckt. Was allerdings gefunden wurde, waren eine Liste mit Namen und Dollarbeträgen auf einem zerknüllten Zettel in der Jackentasche des Burschen, Crack-Rückstände in diversen Plastiktütchen im Kofferraum und insgesamt fünf Schusswaffen.
    Von denen er offenbar keine schnell genug hatte ziehen können.
    Vorausgesetzt, es hatte nicht noch andere gegeben, die zusammen mit den übrigen Wertsachen geklaut worden waren.
    Gegen Mittag waren Veck und de la Cruz immer noch mit dem Abklappern der Mieter beschäftigt, klopften an Türen, versuchten Menschen, die der Polizei gegenüber misstrauisch waren und berechtigte Angst vor Vergeltung hatten, zum Reden zu bringen.
    Während er von Tür zu Tür ging, sah er immer wieder die erstarrte Grimasse des Toten vor sich, der zusammengesunken hinter dem Steuer gehockt hatte und nur vom Gurt aufrecht gehalten worden war – die Gesichtszüge, die seiner Mutter, seiner Familie und seinen Kumpels einmal so vertraut gewesen waren, nun so zerstört, dass man die Zahnarztunterlagen zur Identifikation würde heranziehen müssen.
    Veck dachte an Kroner im Wald und an seine eigene Mordlust. Dass er vorgehabt hatte, einen Bösewicht aus dem Weg zu räumen, hatte den Anschein einer gewissen Rechtfertigung erweckt, aber spielte das wirklich eine Rolle?
    Bestimmt hatte der Drecksack, der diesen Burschen in dem SUV erschossen hatte, auch seine Gründe gehabt, wie krank sie auch von einem objektiven moralischen Standpunkt aus sein mochten. Aber ein Mord war ein Mord, egal welche Verbrechen der Getötete begangen hatte.
    Zu schade nur, dass für seine eigene dunkle Seite nichts von alldem zählte: Diesem Bestandteil seines Wesens war es scheißegal, ob Kroner ein Heiliger oder ein Sünder war – das Töten, das Auslöschen von Leben war das Entscheidende. Und das Objekt seines Zorns war nur insofern wichtig, da es eine mögliche Zielscheibe darstellte.
    Was zweifellos genau die Empfindung war, die sein Vater anderen Menschen gegenüber gehabt hatte.
    Und das machte ihn doch mal richtig froh.
    Als die Sonne allmählich unterging und die Schatten länger wurden, schwand auch die Wärme des Nachmittags, und der Gebäudekomplex wirkte noch schäbiger. Er und de la Cruz hatten sich getrennt und konzentrierten sich auf die Häuser um den Fundplatz der Leiche herum, doch da in jedem sechs Stockwerke abzugrasen waren, könnten sie von Glück sagen, wenn sie es bis fünf Uhr geschafft hätten. Nachdem er wieder einmal keine Antwort bekommen hatte, drehte Veck sich um und lief die nackten Betonstufen hinunter in den Eingangsbereich. Die Haustür hätte natürlich eigentlich abgeschlossen sein müssen, aber nachdem sie schon x-mal eingetreten worden war, war es ein Wunder, dass sie überhaupt noch zuging.
    Vor der Tür rieb Veck sich das Gesicht und wünschte sich, er hätte eine Zigarette. Er wandte sich Richtung Osten, dem letzten ihm zugeteilten Wohnhaus zu. Kurz bevor er den Eingang erreichte, piepte sein Handy. Es war eine SMS von Reilly, sie fuhr jetzt mit Bails zum Krankenhaus.
    Wenigstens gab ihm das etwas mehr Zeit, in diesem Fall weiterzukommen.
    Und hinterher machst du vielleicht einen kleinen Ausflug runter nach Connecticut , schlug eine innere Stimme vor. Besuchst deinen Vater.
    Er drehte sich tatsächlich um, um zu sehen, ob jemand mit ihm sprach. Aber hinter ihm waren nur Luft und schwaches Sonnenlicht.
    Sowie die Überzeugung, dass er wahrscheinlich genau das tun würde. Bald.
    Fluchend wandte er sich wieder der Haustür zu, und in der Drehbewegung warf er zufällig einen Blick auf den rissigen Asphalt des Bürgersteigs.
    Er blieb wie angewurzelt stehen.
    Erneut blickte er sich über die Schulter. Die Sonne sank genau hinter ihm, die eine Sonne – im Sinne von: die einzige Lichtquelle. Und es gab in der Nähe keine große reflektierende Oberfläche, die ebenfalls Helligkeit hätte verbreiten können, kein Auto mit viel Chrom, keinen Scheinwerfer, verdammt noch mal.
    Er sah wieder auf seine Füße. Sein

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