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Fallen Angels 03 - Der Rebell

Titel: Fallen Angels 03 - Der Rebell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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Fliesenboden fielen.
    Ihre gehetzten, sexhungrigen Augen täuschten oberflächlich über ihre Zerbrechlichkeit hinweg: Hinter dem verzweifelten Blick wohnte eine verlorene Seele, eine Leere, die ihn zu sehr an sich selbst erinnerte.
    Neben seinem Kopf hing ein Papierhandtuchspender an der Wand, das nächste Papiertuch im Angebot hing wie eine Zunge aus seinem silbernen Kopf.
    Er legte eine Handfläche unter ihr Kinn, hielt ihr Gesicht sanft fest und riss ein Handtuch heraus. Mit vorsichtigen Strichen wischte er ihre zarte, blasse Haut sauber.
    »Heute nicht«, sagte er heiser. »Heute nicht, mein kleines Mädchen.«
    Sie blinzelte zuerst verwirrt, dann traurig. Aber so war das nun einmal, wenn man gezwungen wurde, innezuhalten und sich selbst klar und deutlich wahrzunehmen: Nicht alle Spiegel waren aus Glas, und man brauchte nicht immer sein Abbild, um einen gründlichen Blick auf sich selbst zu werfen. Die Wahrheit trug man genauso mit sich herum wie seine fleischliche Hülle, welche die Seele fesselte und knebelte, bis man befreit wurde – man konnte sie nicht ewig ignorieren.
    Er nahm ihr Bustier vom Waschbecken, und wie ein Kind streckte sie die Arme hoch, damit er ihre nackten Brüste bedecken konnte.
    Indem er sich um sie kümmerte, hatte er das Gefühl, sein eigenes zerbrochenes Inneres zu pflegen … und die ganze Zeit waren Eddies rote Augen Zeugen.
    »Geh jetzt«, sagte Adrian, als er den letzten Haken befestigt hatte. »Geh nach Hause … wo immer das sein mag.«
    Sie ging auf unsicheren Beinen, aber nicht wegen des Sex oder des Alkohols, und als die Tür ins Schloss fiel, sank Adrian wieder auf den Klodeckel, legte die Hände auf die Oberschenkel und starrte auf den Fußboden.
    Ich bin in dir, Adrian. In deinem Inneren, fest um dein Herz geschlungen.
    Es war ein seltsamer Abend, um seine Krankheit zu erkennen, aber andererseits war das wahrscheinlich typisch: Wenn man mit etwas sehr lange lebte, gewöhnte man sich an die Symptome, die einem verrieten, dass das, was man hatte, tödlich war.
    Er hatte Krebs. In sich. Vor langer Zeit hatte er zu wachsen begonnen, dieser Tumor, den niemand sehen konnte. Das erste Mal, als Adrian etwas von sich gegen etwas, das er im Krieg benötigte, eingetauscht hatte, hatte er Devina hereingelassen, und seither hatte sie ihn erobert, Zentimeter für Zentimeter.
    Nichts vermochte ihn mehr aus dem Verderben zu ziehen, das ihn holen kam, nicht einmal Eddie.
    Und verdammt, sie machte genau das Gleiche mit Jim.
    Er hob den Kopf und hörte sich zu seinem besten Freund sagen: »Ich sterbe, Eddie.«
    Eddies Gesicht wurde grau, aber er sagte nichts. Klar doch, das einzig Überraschende war für ihn wahrscheinlich nur, dass Ad es endlich aussprach.
    »Ich werde das Ende dieses Krieges nicht mehr erleben.« Ad räusperte sich. »Ich … ich werde es einfach nicht schaffen.«

Neunzehn
    Als Reilly ihren Dienstwagen in der Auffahrt eines hübschen, mit Schindeln verkleideten Hauses im Kolonialstil parkte, strich Veck sich über den Kiefer und wünschte sich, er hätte noch Zeit gehabt, sich schnell zu rasieren, ehe sie das Präsidium verließen. Wobei die Stoppeln sein kleinstes Problem waren. Er wusste, dass er dunkle Ringe unter den Augen und haufenweise neue Falten im Gesicht hatte, die vor einer Woche noch nicht da gewesen waren.
    Er sah seine Partnerin von der Seite an. »Danke, dass ich mitkommen darf.«
    Sie lächelte so offen und ehrlich, dass er kurz unfähig war, sich zu bewegen. Reilly war definitiv keine Frau, die Drogeriequatsch brauchte, um zu leuchten – ihr Inneres allein reichte aus. Wangen und Wimpern spielten da keine Rolle. Und dieser Gesichtsausdruck verwandelte seine Knie zu Pudding.
    Er glaubte auch, den Grund für das Strahlen zu kennen: Es waren der Ort, an dem sie sich befanden, und die Gesellschaft, in der sie essen würden. Je weiter sie sich von der Arbeit entfernt hatten, und je näher sie diesem Haus gekommen waren, desto unbeschwerter und fröhlicher hatte sie gewirkt.
    »Wohnen Ihre Eltern schon lange hier?«, fragte er beim Aussteigen.
    »Mein ganzes Leben lang.« Sie betrachtete die große Eiche im Garten, den niedrigen weißen Zaun zum Bürgersteig hin und den kirschroten Briefkasten. »Es war toll, hier aufzuwachsen. Ich konnte durch den Garten zur Schule laufen, und im Umkreis von sechs Häuserblocks wohnte noch ein halbes Dutzend Klassenkameraden. Mein Vater war Schulrat – ist er immer noch –, deshalb hatte ich das Gefühl, er wäre jeden Tag

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