Falling in love
damit zufrieden bist. Uns ist beiden klar, dass du viel bessere Noten bekommen könntest.«
»Für mich sind meine Noten okay«, sage ich.
Ms Everman seufzt und schüttelt den Kopf. »Man kann in seinem Leben etwas mehr tun, als sich immer nur durchzumogeln.«
»Ich mogle mich gern durch«, sage ich.
»Beim Test fürs College hast du fast die höchste Punktzahl erreicht! Deine Durchschnittsnote müsste viel besser sein.« Ms Everman lächelt. »Ich bin mir sicher, dass wir trotzdem das passende College für dich finden werden.«
»Aber…«
»Schluss jetzt«, unterbricht mich Ms Everman. Dieses Gespräch haben wir schon mehrmals geführt. Seit der neunten Klasse will sie mich dazu überreden, aufs College zu gehen. Ich habe ihr erklärt, dass ich daran kein Interesse habe. Sie hat gesagt, dass ich das Interesse schon noch entwickeln würde. Bisher hat sich in dieser Richtung allerdings kein Schalter bei mir umgelegt. »Ich meine das ernst. Denk darüber nach. Und zwar nicht nur eine Sekunde lang.«
»Na gut.« Ich schaue sie aus großen Augen an und lege meine ganze Zuversicht in diesen Blick.
Es scheint zu funktionieren. »Du weißt, wo du mich finden kannst«, entlässt mich Ms Everman.
*
In Musik bin ich immer noch gefrustet von dem Gespräch mit Mr Perry. Danach musste ich noch beim Oberstufenleiter antanzen und einen Aufsatz mit dem Titel Warum mein Verhalten falsch war und nie wieder vorkommen wird schreiben. Und jetzt kleckst auch noch mein Kuli. Diese blöden Billigstifte. Ich notiere mir »Stifte« auf der Hand, damit ich nach der Schule nicht vergesse, ein paar ordentliche Kulis zu besorgen. Dann werfe ich Sara einen vorsichtigen Blick zu. Sie lacht gerade über eine Bemerkung von Laila.
Und plötzlich habe ich eine Idee. Einen Plan, der funktionieren wird. Ich muss nicht mehr wie ein Psycho durch die Schulflure schleichen. Sara wird mich so kennenlernen, wie ich wirklich bin.
Natürlich ist das Ganze ziemlich riskant, zumindest am Anfang. Damit alles aufgeht, muss ich zuerst mit Laila sprechen.
11. Kapitel
Dieses Kribbeln
6. September, 15.34 Uhr
Es gibt nur eine Möglichkeit, die Zeit bis zum Date rumzukriegen. Dave steht in drei Stunden, fünfundzwanzig Minuten und siebzehn Sekunden vor meiner Tür, und wenn ich bis dahin nicht völlig durchdrehen will, muss ich mein Skizzenbuch rausholen. Mit einem Glas Wasser, den Buntstiften und den Aquarellfarben setze ich mich auf die Veranda. Alle anderen Utensilien liegen schon auf dem Korbsofa: Glitzerpunkte, Leim, eine Schere, ein paar Zeitschriften, der CD-Player und mein momentanes Lieblingsbuch – Kreative Visualisierung . Ich bin gerade bei dem Kapitel, bei dem ich notieren soll, wie meine ideale Beziehung aussieht. Die Idee dahinter ist einfach: Indem ich meinen Traummann beschreibe, fällt es mir leichter, ihn im wahren Leben zu erkennen. Natürlich bin ich davon überzeugt, dass Dave mein Traummann ist. Ein paar Kleinigkeiten über ihn habe ich schon herausgefunden und die nehme ich mir jetzt vor und bastele meinen Traummann daraus. Wenn wir irgendwann zusammenkommen, kann ich ihm die Liste zeigen und dann lachen wir uns schief, weil ich schon vorher wusste, wie er ist.
Im CD-Player liegt meine Lieblings-CD von James Taylor. Ich rahme die Seite mit meinen Notizen über Dave mit gelber Farbe ein, sodass es aussieht, als wäre sie von hinten erleuchtet. Bisher kleben auf dieser Seite alle möglichen Wörter, die ich aus Zeitschriften ausgeschnitten habe. Wörter wie »romantisch« und »schlau« und »süß« und »grüblerisch«. Die umrahme ich mit einem rosafarbenen Buntstift. Dann lasse ich das Rosa in ein Hellblau auslaufen.
Die Grenze zwischen den beiden Farben verziere ich mit Glitzerpünktchen und ich schreibe auf, wie ich mich in Gegenwart dieses atemberaubenden Typen fühlen will. Wie das schönste Mädchen, dem er je begegnet ist. Wie der wichtigste Teil seines Lebens.
Auf der Suche nach noch mehr passenden Wörtern und Bildern blättere ich in den Zeitschriften. Ich schneide ein Pärchen aus, das auf einem Hügel sitzt und sich den Sonnenuntergang anschaut. Ich schneide das Wort »unwiderstehlich« aus. Ich schneide ein Yin-Yang-Symbol aus. Um zu lieben, muss man sein Herz öffnen, singt James Taylor gerade. Und dann stelle ich mir vor, dass das Date absolut perfekt wird. Es wird ein Date voller Romantik und Emotionen und mit diesem Kribbeln, das man spürt, wenn man den Menschen trifft, für den man bestimmt ist. Nicht dass
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