Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
Vom Netzwerk:
Diala stirnrunzelnd. »Lukys macht sich nur einen Spaß daraus, die Mission des Kaisers in den Schmutz zu ziehen, der die Verehrung der Gezeiten zu allen Völkern Amyranthas bringen will.«
    »Aber keineswegs«, widersprach Lukys. »Wenn ich auch nur im Entferntesten den Eindruck hätte, dass die zwei da auf Religion aus sind, würde ich mit euch allen zusammen die Trommel rühren für dieses selbstlose Anliegen.« Unvermittelt lachte er und wandte sich mir zu. »Aber wer bin ich schon, dass ich mich in die Pläne des Kaisers und der Kaiserin der Fünf Reiche einmischen könnte? Diala hat recht. Beachte mich einfach nicht weiter, Cayal, unser unsterblicher Prinz. Ich bin ein Zyniker und Langweiler.«
    Lukys hat so gar nichts von diesem weisen Alten in Eurem leidigen Tarot. Er sieht gut zehn Jahre jünger aus als Engarhod und ist viel dunkelhäutiger, fast so dunkel wie ein Magretiner. Die Ratte – die übrigens Coron heißt – ist sein ständiger Begleiter. Sie ist auch unsterblich, das einzige Tier, von dem ich je gehört habe, das die Ewige Flamme überlebte. Aber ich wollte Euch Lukys beschreiben, nicht sein jämmerliches Haustier. Seine Augen sind blau, sein Haar so blond, dass es fast weiß wirkt. Selbst wenn er nicht eine so einnehmende Persönlichkeit wäre – der Kontrast von hellem Haar und hellen Augen mit seiner dunklen Haut und die Ratte, die meist auf seiner Schulter sitzt, sorgen dafür, dass er bei allen, die ihn kennenlernen, einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
    »Cayal, der unsterbliche Prinz, was?«, wiederholte Engarhod. »Wenn wir ihn so nennen, dann wollen bald alle einen Titel.«
    »Wenn hier irgendwer als unsterblicher Prinz‹ bekannt wird«‚ erklärte Syrolee gereizt und verschränkte die Arme über der Brust, ihre goldenen Ketten klirrten leise, »dann sollte das mein Sohn Tryan sein.«
    »Warum?«, fragte Lukys trocken. »Beansprucht etwa schon jemand anders den Titel ›geistloser Wunderknabe‹?«
    Wutentbrannt sprang Syrolee auf die Füße und hob die Hand, wohl um Lukys unangespitzt in den Boden zu rammen. Doch ehe sie etwas tun konnte, wurde sie von Lukys’ unsichtbarem Griff hart in ihren Thronsessel geschleudert und dort festgehalten. Sie keuchte vor hilfloser Empörung.
    Ich stand da wie vom Donner gerührt. Es war das erste Mal, dass ich sah, wie jemand Gezeitenmagie benutzte. Das erste Mal, dass ich überhaupt mitbekam, dass es möglich war. Noch seltsamer aber war, dass ich gespürt hatte, wie Lukys die Kraft der Gezeiten einsetzte. Bis zu diesem Augenblick war mir nicht bewusst gewesen, dass ich so eine Wahrnehmung besaß.
    Die anderen hatten noch keine Ahnung von meinem Potenzial, die Gezeitenmagie zu lenken. Meine Unwissenheit ließ mich schweigen. Ich wusste ja nicht, ob das, was ich verspürt hatte, nicht sowieso völlig normal war, ob es nicht auch alle anderen spürten, also sagte ich lieber nichts.
    »Lass das bleiben, Syrolee«, warnte Lukys in einem eisigen Ton, der mir bis ins Mark fuhr. »Ich kann dich vielleicht nicht töten, aber dir dein Gesicht so verzieren, dass ich ein paar Tage Ruhe vor dir habe, kann ich allemal.« Er ließ sie los, und sie sackte auf ihrem Thron zusammen. Sie schmollte und starrte ihn wütend an, aber sie widersetzte sich nicht mehr.
    Ich sah diesem Schlagabtausch mit höchstem Erstaunen zu und merkte mir, dass es nicht ratsam war, Lukys zum Feind zu haben. Er muss meinen Gesichtsausdruck bemerkt haben, denn plötzlich lachte er wieder. (Das tut er häufig. Niemand von den Unsterblichen hat so viel Sinn fürs Absurde wie er. Oder macht sich so gern lustig.) »Es ist sicher ein kleiner Schock, zu sehen, was für eine glückliche kleine Familie wir sind, nicht wahr, Gayal? Warte nur, bis du den Rest von uns kennenlernst.«
    »Du solltest nicht so über meine Gemahlin reden, Lukys«, tadelte Engarhod etwas verspätet, »sie ist die Kaiserin.«
    »Eine hoffnungslose Närrin ist sie«, berichtigte Lukys abwesend, seine Aufmerksamkeit immer noch bei mir. »Ein verbreiteter Charakterzug unserer Art, wie ich bemerkt habe. Hat Diala dich auf dieselbe Art ausgetrickst wie Taryx und Brynden?«
    Ich starrte Diala an. Von Taryx oder Brynden hatte ich noch nie gehört. Die Priesterin zuckte die Achseln und wandte sich ab. »Sie alle wollten es so.«
    »Nur schade, dass sie nicht wussten, was ›es‹ genau ist.« Da Diala auf den Köder nicht ansprang, zuckte Lukys die Schultern. »Um es mal positiv zu sehen – du hast eine Ewigkeit Zeit, dir zu

Weitere Kostenlose Bücher