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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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kalten Luft auf seiner Haut lag noch etwas anderes, bemerkte er. Etwas kitzelte sein Bewusstsein, etwas zog an ihm wie ein undefinierbarer Juckreiz.
    Ein langsames Lächeln kroch über Jaxyns Gesicht. Viele Male schon hatte er das gefühlt. Viele Male schon hatte er es willkommen geheißen. Jaxyn vergaß die Crasii um sich herum und schloss die Augen. Er breitete die Arme weit aus und ließ die Empfindung über sich rauschen wie den zärtlichen Kuss eines heimlichen Liebhabers.
    Jaxyn wusste, was es war.
    Es war Macht. Leben. Ewigkeit. Da … im hintersten Winkel seines Bewusstseins, da war etwas, was er seit tausend Jahren nicht mehr gespürt hatte.
    Die Flut kam.
     

ZWEITER TEIL
     
     
    Steigende Flut
     
     
    Hinab muss ich an die tobende See,
    der Lockruf der steigenden Fluten ist ein wilder Ruf, ein scharfer Befehl dem sich keiner verwehrt im Guten.
    John Masefield (1878-1967)

45
     
     
    Es war schon dunkel, als man Warlock erlaubte, die Wache zu verlassen. Er befand sich am Eingang des von einer Mauer umgebenen älteren Teils der Stadt Lebec. Ihm war klar, dass man ihm um diese Zeit keinen Einlass mehr gewähren würde, aber er hatte in der Stadt selbst sowieso nichts verloren. Jetzt, da er wieder auf freiem Fuß war – zumindest so lange, bis die Stadtwache einen neuen Grund fand, ihn wieder festzunehmen –, hatte er nur ein Ziel vor Augen.
    Finde Shalimar. Wenn du hier rauskommst, finde Shalimar. Erfährt dich nach Hause.
    Am Himmel türmten sich Wolken auf, die Nacht war neblig, doch es hatte endlich aufgehört zu regnen. Warlock kehrte den Pforten der Stadtwache und den argwöhnischen Blicken der Wachmänner den Rücken und machte sich wieder auf zu den Slums außerhalb der Stadtmauern, wo man ihn festgenommen hatte. Im Gehen knurrte sein Magen vor Hunger, und er fragte sich, ob er die Straße finden würde, die er suchte. Dem Wenigen nach, was er über Shalimar wusste, war er eine Art Heiler. Es schien also naheliegend, Shalimar in der Kurgasse zu suchen, wo die meisten Heiler in den Slums arbeiteten. Nicht gerade die wissenschaftlichste Methode, jemanden zu finden, der vielleicht bloß eine der kollektiven Crasii-Fantasie entsprungene Märchengestalt war, aber es war alles, was er hatte.
    Warlock war zwei oder drei Straßen von der Wache entfernt, als er merkte, dass er beschattet wurde. An der nächsten Ecke drang fröhliche Musik aus einem Wirtshaus, und das warme gelbliche Licht der Kneipe beleuchtete einen Teil der schmutzigen Straße, während der andere Teil im Dunkeln lag. Warlock trat in den Schatten der Häuserwand und wartete. Er hielt den Atem an, sein Herzschlag pochte in seinen Ohren, und er drückte sich flach an die raue Holzverschalung. Die Musik aus dem Wirtshaus spielte unaufhörlich weiter, es roch nach Bier und zerkochtem Fleisch, und das machte ihn noch hungriger.
    Er zwang sich, sich auf seinen Verfolger zu konzentrieren. Und tatsächlich – kurz nachdem Warlock sich unsichtbar gemacht hatte, bog jemand vorsichtig in die Gasse ein. Für einen Caniden war er recht klein, obwohl es unverkennbar einer war. Da der Ankömmling im Schatten stand, erkannte Warlock nicht viel mehr als den Umriss eines kleinen Caniden mit dicker, buschiger Rute. Er hielt still und wartete, dass sein Verfolger näher kam. Der Canide hatte keine Ahnung, dass er vom Jäger zur Beute geworden war, und drang tiefer in die Gasse vor.
    Der Fremde war zwei Schritte an Warlock vorbei, als der große Crasii angriff, sich auf ihn stürzte und ihn zu Boden zwang. Instinktiv schlug er ihm die Zähne in den Hals, um ihm die Gurgel herauszureißen, falls der Canide Schwierigkeiten machen sollte. Aber zu seiner Verblüffung erschlaffte das Wesen unter ihm und machte keine Anstalten, sich zu wehren.
    Vorsichtig ließ er seine Kehle los, richtete sich halb auf, wobei er rittlings auf ihm sitzen blieb, und knurrte. Der junge Canide rollte sich auf den Rücken, hob seinen Kittel und bot als Geste der Unterwerfung den ungeschützten Bauch dar.
    Da erst bemerkte Warlock, dass sein Verfolger gar nicht männlich war.
    Es war die junge Crasii, die ihn bei seiner Verhaftung beobachtet hatte. Die scharf nach Luft geschnappt hatte, als er Widerworte gab.
    »Warum folgst du mir?«, knurrte er.
    Sie funkelte ihn an, ihre dunklen Augen voller Argwohn, aber sie zeigte keine Spur von Angst. »Warum haben sie dich gehen lassen?«
    »Wer bist du?«
    »Dein schlimmster Alb träum, Hofhund, wenn du meiner Rute auch nur ein Haar krümmst

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