Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz
glaubst du?«, fragte Jaxyn, um den Strom überschwänglicher Dankbarkeit zu unterbrechen.
»Sie scheinen sich noch höher in die Berge begeben zu haben, Herr«, antwortete der Canide etwas zurückhaltender. »Wenn er aus Glaeba wegwollte – der unsterbliche Prinz, meine ich –, dann sollte man meinen, dass er sich mehr in südlicher Richtung halten würde.«
Jaxyn war überrascht, dass der Crasii überhaupt auf so etwas kam. Das sollte er eigentlich nicht, aber Stellan ermunterte seine Crasii zu eigenständigem Denken. Jaxyn war unklar, wozu das gut sein sollte. Er hatte noch nie gefunden, dass Crasii Intelligenz brauchten.
»Wer hat dir gesagt, dass wir den unsterblichen Prinzen verfolgen?«, fragte Jaxyn leicht besorgt. Diese Geschöpfe verehrten die Gezeitenfürsten, waren gezüchtet, um ihnen blinden Gehorsam zu erweisen. Wenn sie wussten, dass sie gerade Jagd auf einen machten, war nicht vorherzusagen, was sie tun würden, wenn sie ihn stellten.
»Bevor Clyden Bell dem Fürsten von den Ereignissen an seinem Gasthof berichten konnte, Herr, musste er die Geschichte dem Crasii erzählen, der die Tür bewacht, um Eintritt in den Palast zu erlangen. Dass Ihr vorhabt, den unsterblichen Prinzen zu finden und vor den Richter zu bringen, war bereits allgemein bekannt, noch ehe Ihr ins Dorf kamt, um die Eskorte auszuwählen.«
Jaxyn schnaubte, als er das hörte. Cayal vor den Richter bringen? Das wäre ja noch schöner!
»Also was glaubst du, wohin er will?«, fragte er, neugierig, wie viel der Canide über die Überlieferung wusste. Wenn sein Muttertier ihn gut ausgebildet hatte, musste Chelby die Legenden kennen. Vielleicht war er sogar pfiffig genug, um zwei und zwei zusammenzuzählen und auf die richtige Antwort zu kommen.
Der Crasii senkte Blick und Rute und verweigerte die Antwort.
Jaxyn legte dem jungen Rüden beruhigend die Hand auf die Schulter. »Du kannst es mir erzählen, Chelby. Ich verspreche, nicht böse zu werden.«
Der Crasii zögerte noch einen Moment, bevor er sprach. »Ich habe nur gedacht, Herr … wenn dieser Mann, den wir verfolgen … wenn er wirklich der unsterbliche Prinz ist … würde er dann nicht zu Maralyces Mine wollen?«
Jaxyn runzelte die Stirn. Also werden die Legenden unter den Crasii immer noch erzählt. Das war sowohl gut als auch schlecht, sinnierte er, und im Moment ganz und gar nicht zweckdienlich.
»Und weißt du, wo das ist? Die legendäre Mine aus der alten Crasii-Sage?«, fragte Jaxyn neugierig.
Der junge Canide schüttelte den Kopf. »Nein, Herr. Unsere Legenden berichten nur von der Existenz der Mine und von dem sagenhaften Schatz, der dort vergraben liegt. Die Legenden sagen nichts über eine bestimmte Ortsangabe, nur dass die Mine in den Shevronbergen östlich der Großen Seen liegt. Ich dachte, vielleicht … Ihr …« Die Stimme des Caniden verlor sich, als ob er die Konsequenzen seiner Anmaßung fürchtete.
Jaxyn zog das peinliche Schweigen in die Länge und genoss das Unbehagen des Crasii.
»Du dachtest, dass ich was, Gemang?«, fragte er endlich.
»Ich dachte, Ihr wüsstet es … Herr …« Chelby sah aus, als würde er sich gleich vor lauter Demut den Fuß abbeißen.
»Du glaubst, ich sollte es wissen?«
»Es tut mir leid, Herr … ich sollte nicht mutmaßen …«
Chelbys kriecherisches Benehmen fing an, Jaxyn auf die Nerven zu gehen. »Du hast recht, Gemang. Du sollst nicht mutmaßen. Dennoch ist deine Vermutung nicht falsch. Ich weiß, wo Maralyces Mine liegt.«
Rings um sich spürte Jaxyn, wie die Feliden ganz still wurden, auch die hinter ihm, die er nicht sehen konnte. »Ihr seid überrascht, Gemang? Warum? Habt ihr geglaubt, ich hätte es vergessen?«
»Natürlich nicht, Herr«, versicherte ihm eine der Feliden. »Ihr seid allmächtig.«
Er lächelte. »Das ist ein großes Wort für eine kleine Katze. Stellan hat es mit eurer Bildung wirklich übertrieben, was?«
Die Felide verbeugte sich. »Wenn Ihr es sagt, Herr.«
Zufrieden, dass die Crasii sich nach wie vor ganz seinem Befehl unterordneten, drehte er ihnen den Rücken zu und blickte himmelwärts, sodass er die untergehende Sonne auf seinem Gesicht spüren konnte, das Beißen des Windes, die eisige Kälte der nahenden Nacht. Die Luft war in dieser Höhenlage dünn und roch nach Regen und altem Schnee. Er fühlte sich ein wenig benommen, als sich sein Körper den Veränderungen anpasste.
Aber es war nicht nur die dünne Luft, die ihn sich seltsam fühlen ließ. Unter dem Kribbeln der
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