Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz
zurückhaben will.«
»Aber ich dachte – du hast doch gesagt, dass er sein Gedächtnis verloren hat. Wie kann er überhaupt wissen, dass er und Syrolee je ein Paar waren?«
»Lukys hat es ihm erzählt. Er findet es wichtig, dass wir uns erinnern, wer wir sind.«
Arkady runzelte die Stirn und fragte sich, was für Motive diesen rätselhaftesten aller Gezeitenfürsten leiteten. Medwens Besorgnis darüber, was Lukys umtrieb, schien ihr nicht unangebracht.
»Wie auch immer«, fuhr Cayal fort, ohne zu merken, in welche Richtung Arkadys Überlegungen gingen, »ich könnte mir vorstellen, dass Brynden seine Nabelschau beendet und überlegt, womit er Kinta gegen sich aufgebracht hat. Dann wird er durch die Welt ziehen, um uns andere zu überreden, große Heldentaten zum Wohle der Menschheit zu vollbringen. Lukys wird uns weiterhin ignorieren, weil er zu beschäftigt damit ist, einen Weg zu finden, die Sterne aneinanderzuschlagen. Jaxyn wird schon ein Auge auf das Land geworfen haben, dass er zu regieren gedenkt, sobald keiner mehr da ist, der sich ihm in den Weg stellt, und die Übrigen … nun, sie werden sich da sammeln, wo sie die besten Karten für das neue Spiel vermuten. Wie immer werden sie hoffen, auf Seiten der Gewinner zu stehen, wenn es zum Schlagabtausch kommt – was es bei uns unweigerlich irgendwann tut.«
Arkady stützte sich auf einen Ellenbogen, um ihm ins Gesicht sehen zu können. »Wohingegen ich, die ich jetzt weiß, dass tatsächlich Unsterbliche existieren, dass es die Gezeitenfürsten wirklich gibt, dass die Crasii mit Magie erschaffen wurden und dass alles, was wir für die Wahrheit hielten, ein Mythos ist, während alle unsere Mythen Wahrheit sind, nichts damit anfangen kann, weil ich natürlich nichts davon beweisen kann.«
»Das ist die Bürde aller Wahrheitssuchenden«, sagte Cayal feierlich, als sie tief Luft holte, um nach ihrem Ausbruch wieder zu Atem zu kommen.
Sie knuffte ihn halbherzig in den Arm. »Das ist nicht witzig, Cayal. Ich muss danebenstehen und mir auf die Zunge beißen, wenn dieser wichtigtuerische Frauenhasscr Harlie Palmerston für seine Theorie der menschlichen Evolution die Adelswürde verliehen bekommt.«
»Sieh es von der sonnigen Seite. Die Gezeiten kommen zurück. Ihr alle werdet von uns bösen Gezeitenfürsten sowieso versklavt, bevor das Jahr um ist. Was soll’s also?«
»Ach … na, wenn das so ist, worüber mache ich mir dann überhaupt Sorgen?«
»Soll ich ihn für dich vernichten?«, fragte Cayal lächelnd. »Diesen wichtigtuerischen Frauenhasser Harlie Palmerston und seine erbärmliche Theorie der menschlichen Evolution?«.
Sic schüttelte den Kopf. »Nein. Ich denke, zuzusehen, wie seine Welt um ihn zusammenbricht, wenn die Gezeitenfürsten wieder auftauchen, sollte Befriedigung genug sein. Aber du bittest deine bösen und tyrannischen unsterblichen Gefährten, ihn unmissverständlich darauf hinzuweisen, wie falsch er gelegen hat, ja?«
»Es wird mir eine Freude sein«, versprach er. »Nebenbei bemerkt ist es nicht das erste Mal, dass Sterbliche versucht haben, unsere Existenz zu leugnen.«
»Wovon redest du?«
»Von eurer Theorie der menschlichen Evolution. Das ist einer der ältesten Tricks, die es gibt. Bildung für alle, und zwar genau bis zu dem Punkt, wo die Existenz von Unsterblichen völlig irrational erscheint. Und beim nächsten Mal, wenn der Kaiser und die Kaiserin der Fünf Reiche versuchen, einer ahnungslosen und leichtgläubigen Welt ihre Religion aufzuzwingen, werden sie lieber darüber lachen als ihnen huldigen. Das geschah schon einmal vor dem letzten Weltenende. Und es war überraschend wirksam. Es ist viel Zeit vergangen, seit Syrolce zuletzt eine Göttin sein durfte. Vor tausend Jahren gab es sogar einen Geheimbund, der sich dem Ziel verschrieben hatte, die Welt von uns zu befreien.«
»Wenn es ein Geheimbund war, wieso weißt du dann davon?«, fragte Arkady.
»Weil Menschen keine Geheimnisse bewahren können. Sie nannten sich die geheime Bruderschaft des Tarot. Von ihnen stammen Eure jämmerlichen Karten, versteht Ihr, und was mich am meisten ärgert, ist, wenn ich Euch diese Leute zitieren höre. Das Gezeitenfürsten-Tarot ist nur das letzte Überbleibsel eines erbärmlichen Versuchs der Sterblichen von Amyrantha, uns die Stirn zu bieten.«
»Vielleicht hättest du sie mehr beachten sollen«, sagte sie. »Wenn du sterben willst und sie dich töten wollen, verfolgt ihr doch das gleiche Ziel, oder nicht?«
Er starrte sie
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